Christel und Kurt Brobeil füttern ihre Krainer Steinschafe. Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Natur: Schafe, Ziegen und Esel weiden am Eichberg

Geradezu paradiesisch ist die Talsenke zwischen Meesetäle und Sommerhalde östlich des Erlaheimer Sportplatzes anzuschauen. Die weitläufige Weide mit ihren Wiesen und wenigen Bäumen wirkt im Sommer fast wie in Südfrankreich. Eine große Schar von Tieren drängt sich um einen niedrigen Stall, der Schatten spendet.

Geislingen-Erlaheim. Ein Spätsommersonntag am Eichberg. Als sich Christel und Kurt Brobeil dem Unterstand in der Talsenke nähern, kommen Ziegen und Esel zutraulich näher, um ihre Eigentümer zu begrüßen. Kurt Brobeil hält den Futtereimer hoch – da eilen sogar die scheueren Schafe herbei.

Christel Brobeil, Floristin, und ihrem Mann Kurt, Landschaftsgärtner, gehören die Tiere auf der großflächigen Weide. Die Herde ist eine Leidenschaft, die vor etlichen Jahren begonnen hat. Damals schenkten Christel Brobeils Freundinnen ihr ein einzelnes Schaf.

Aus dem einen wolligen Gesellen sind viele geworden: 65 Krainer Steinschafe besitzen die Brobeils heute. Dazu kommen zehn Ziegen und drei Esel. Zwei Mal täglich versorgen die Brobeils die Tiere am Eichberg: Füttern, misten, prüfen ob die Zäune noch intakt sind. Für Kurt Brobeil ist der Umgang mit den Tieren trotz aller anfallenden Aufgaben eine schöne Erholung nach seiner Arbeitswoche: "Da braucht man eigentlich keinen Urlaub", sagt er und wirkt sehr glücklich.

Es ist ein heimliches Paradies, das eigentlich nur die Erlaheimer Einwohner kennen. Eine Besichtigung ist nicht möglich – und das soll auch so bleiben, wie Kurt Brobeil betont: "Das ist kein Streichelzoo. Hier soll kein zweites Wannental entstehen." Und das, obwohl zwei der Esel von Wannental-Besitzer Heinz Schühle in Erlaheim eine neue Bleibe gefunden haben.

Nur für den örtlichen Kindergarten machen die Brobeils mal eine Ausnahme: Die Erlaheimer Kinder kämen besonders gerne, wenn es im Frühjahr junge Ziegen und Schafe gebe.

Die Herde ist mehr als nur ein Hobby

Die Viehhaltung und Bewirtschaftung dieses "Paradieses" ist nicht nur ein Hobby, sondern ernsthafter Nebenerwerb. Seit 2010 haben die Eheleute ein neuneinhalb Hektar großes Gelände von der Stadt Geislingen gepachtet. Den Unterstand dort hat Kurt Brobeil selbst gebaut, damit die Tiere Schutz vor schlechtem Wetter haben. Eine verlässlich schüttende Quelle befüllt mit stetem Rinnen eine Tränke gleich daneben. Auch im heißen Sommer 2015 ist diese nicht versiegt. Noch weiter talabwärts finden sich zwei kleine Seen.

Im Jahresverlauf gibt es für die Brobeils immer etwas zu tun. Wenn getaut ist, werden die Schafe zur Sommerhalde getrieben. Um Ostern werden die Böcke von den weiblichen Tieren getrennt und kommen auf die steilen Wiesen am ortszugewandten Nordhang des Eichbergs. Dort haben die Brobeils weitere 2,6 Hektar gepachtet. Drei Mal im Verlauf eines Jahres wird die umzäunte Fläche am Hang verlegt, um eine gleichmäßige Beweidung zu erreichen.

Um Weihnachten herum folgt dann der "Almabtrieb", wie Christel Brobeil das nennt. Dann kommen alle Schafe wieder in ihren Stall in der Karlstraße. Nicht weil den Tieren die Kälte etwas ausmachen würde, sondern weil es bei Schnee und Feuchtigkeit schwierig und schmutzig wäre, mit dem Traktor Futter zu dem Unterstand am Eichberg zu fahren.

Überraschend: Die Brobeils sind Veganer. "Wir wollen keinen Fleischbetrieb", sagen sie. Das wäre auch nicht wirtschaftlich: Die von ihnen gehaltene Rasse der Krainer Steinschafe ist kleiner als andere, bringt weniger Masse auf die Waage und damit beim Metzger einen geringeren Erlös. Dafür sind diese Tiere robuster und widerstandsfähiger gegen Krankheiten, beispielsweise die Moderhinke, eine schmerzhafte Klauenentzündung.

Trotz allem ist Brobeils Talweide kein reines Paradies für Tiere. Denn um Inzucht zu vermeiden, müssen die Böcke geschlachtet werden. Dass ihm die Trennung von jedem einzelnen seiner Tiere im Herzen wehtut, sagt Kurt Brobeil offen. "Aber entweder ich komme damit zurecht, oder ich muss die Tierhaltung aufgeben." Doch wenn er einen jungen Bock verkaufen könne, der dann anderswo eine neue Heimat finde und deshalb weiterleben dürfe, sei ihm das viel lieber.

Die Beweidung des Eichbergs bringt einen landschaftspflegerischen Nutzen. Früher lag an der Sommerhalde die Allmende für die ärmsten Erlaheimer, wie noch heute zu erkennende Parzellen-Grenzen und alte Obstbäume belegen. Später wurde das Gelände zur Rinderweide, lag dann brach, war schließlich zugewachsen und verbuscht.

Viele Kräuter und Pflanzen können dort wachsen, weil Brobeils Schafe und Ziegen verhindern, dass die Wiesen wieder zuwuchern: Salbei, Thymian, Augentrost, Wilde Möhre, Händlwurz, Glockenblume, Wegwarte, Waldvögelein und auch die Silberdistel findet man dort sowie auf der zweiten Weide direkt oberhalb Erlaheims.

Trotz der Beweidung müssen die Brobeils gelegentlich nachmähen: Wenn das Gras zu hart wird, fressen die Schafe es nicht mehr. Das machen allenfalls Ziegen, die aber nur in Ausnahmefällen an den Hang kommen.

Ihre Viehhaltung und deren ökologischen Nutzen stellen die Brobeils am Erntedanksonntag, 2. Oktober, vor. Dann findet am Eichberg der kreisweite Streuobstwiesen- und Landschaftspflegetag unter dem Motto "Obschd und määhr" statt. Ab 11 Uhr stehen Informationsstände bereit. Zudem warten Mitmachangebote und Vorführungen auf die Besucher.