Der Akku der Hercules Electra reicht ungefähr für 30 Kilometer. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Mobilität: Peter Schlecht besitzt eines der ersten serienmäßigen Pedelecs: Eine Hercules Electra von 1993

Jedes zweite Fahrrad, das Peter Schlecht in seinem Laden in Geislingen verkauft, ist motorisiert. 1993 allerdings, als das erste E-Bike auf den Markt kam, sah das noch anders aus. Ein Modell des ersten serienmäßigen E-Bikes, das Hercules Electra, steht in Geislingen bei Peter Schlecht.

Geislingen. Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) wurden 2009 deutschlandweit 150 000 E-Bikes verkauft. Sieben Jahre später, hat sich die Zahl vervierfacht: 605 000 E-Bikes gingen 2016 über die Ladentheke. Mittlerweile, so schätzt der ZIV, sind drei Millionen Fahrräder mit Elektromotor auf den Straßen unterwegs.

In den 1990er-Jahren, als Peter Schlecht mit der Hercules Electra das erste E-Bike im Sortiment hatte, waren die Fahrräder mit Elektromotor allerdings Exoten: "Die Leute waren sehr skeptisch gegenüber E-Bikes in dieser Zeit. Es war einfach noch vollkommen unbekannt", so der Geschäftsführer des Radsportgeschäfts in Geislingen.

Zum ersten Mal hat Schlecht ein E-Bike bei einer Messe in Köln vor 25 Jahren gesehen – und nahm das motorisierte Rad prompt in sein Sortiment auf. "Weil das eine tolle neue Sache war, und bei Neuheiten bin ich immer sofort dabei", erklärt er.

Eines der damals verkauften E-Bikes ist vor zwei Jahren zu ihm zurück gekommen: Eine Kundin aus Geislingen hat ihre alte Hercules Electra gegen ein neues Modell eingetauscht.

Während bei modernen E-Bikes der Akku rund zweieinhalb Kilo wiegt und möglichst versteckt am Rahmen befestigt ist, ist beim Hercules Electra der Akku am Lenker in einem Körbchen angebracht – und sieht fast so aus wie eine kleine Autobatterie.

Höchstens 30 Kilometer

Trotz des Gewichts von fünf Kilo, war die Batterie nicht besonders leistungsstark. "Höchstens 30 Kilometer weit konnte man damit fahren – aber dann war sie ratzfatz leer." Neuere Modelle schaffen 150 bis 200 Kilometer mit einem voll geladenen Akku. Mittlerweile ist auch der Zündschlüssel verschwunden, den die ersten E-Bikes noch zum Start benötigt haben.

Dass der Funke für E-Bikes erst 20 Jahre nach Markteinführung übergesprungen ist, münzt Schlecht auf die Firma Bosch. Der Elektronikhersteller entdeckte den Markt für Fahrräder mit Elektroantrieb 2009 für sich und machte immens Werbung. Seither boomt der Markt.

Bisher sind es zwar hauptsächlich ältere Kunden, die sich ein E-Bike anschaffen. Schlecht erwartet jedoch, dass die Kundschaft für E-Bikes immer jünger werden wird. Heißt das, dass E-Bikes irgendwann das Fahrrad verdrängen werden? Schlecht ist sich darin ganz sicher und antwortet mit einem klaren Ja.

Mittlerweile verkauft er so viele E-Bikes wie unmotorisierte Fahrräder. Wobei man beim Begriff E-Bike differenzieren muss: "Streng genommen ist das, was wir als E-Bike bezeichnen, ein Pedelec." Pedelecs dürfen bis zu 25 Kilometer pro Stunde schnell werden, die Regeln sind dieselben wie für Fahrradfahrer. Pedelecs sind daher die gängigsten motorisierten Fahrräder. E-Bikes hingegeben benötigen eine Zulassung und dürfen bis zu 45 Stundenkilometer schnell sein.