Kultur: 15 Jahre Virus-Sextett Geislingen / Rund 700 Zuhörer in der Schlossparkhalle

Geislingen. Vor 15 Jahren fing alles an. Auf der Hochzeit eines befreundeten Paars hatten die sechs Musiker ihren ersten Auftritt: Hubert Gulde, Werner Schlaich, Volker Müller, Markus Schlaich, Roland Scherer und Claus Gulde am Klavier machten ihren Traum war und gründeten ein Vokalensemble, das "Virus-Sextett".

Ihre Freundschaft zelebrierten die "schwäbischen Comedian Harmonists" am Samstag bei ihrem Konzert in der Schlossparkhalle. "Gesang und Komeede" versprachen sie ihren "700 Ehrengästen" – und sie hielten Wort: Von Beginn an steckte das Virus ihre Zuhörer an.

Den zauberhaft melodischen Vortrag "Das Dörfchen" von Franz Schubert widmeten sie ihrem Heimatort Geislingen. Mit dem Titel "And so it goes" von Billy Joel sorgten sie für Gänsehaut. Feurig ging es dann mit dem "Ungarischen Tanz Nr. 5" weiter.

Dass die Sänger allesamt geborene Entertainer sind, haben sie schon viele Male unter Beweis gestellt, und an diesem Abend setzten sie noch einen drauf. Sie fanden sogar das Geschlecht der gemeinen Stubenfliege heraus: Die männlichen Artgenossen landeten, befördert durch die Fliegenklatsche, am Bierglas und die weiblichen auf dem Telefonhörer. Ein Gag jagte den nächsten, und natürlich bekam auch "Donald Trampel" sein Fett weg.

Mit "Georgia on my Mind" von Ray Charles kam Südstaatenflair auf, und zum Ende des ersten Parts schwangen die Vollblutsänger sogar das Tanzbein: Sie schwoften mit dem Song "In der Bar zum Krokodil" in die Pause.

Als zweite Formation des Abends traten elf musikalisch und optisch zauberhafte Damen auf die Bühne, die "AcaBellas". Sie verteilten erstmal Globuli zur Beruhigung, damit die Gäste in der ersten Reihe nicht gleich ausflippten.

Mit einer gigantischen Show und tollen Stimmen verzauberten die Frauen den Saal. Sie sangen sich ihre weiblichen Figurprobleme von der Seele und waren sicher, dass in jeder Frau ein Stück Hefe stecken müsse. Leider werde dadurch "Jedes Kload zu eng", was sie stimmgewaltig in den Titel "It’s raining man" von den Weather Girls packten.

Die AcaBellas ließen danach die Katze aus dem Sack und sangen sich mit "Frauen über 40" und "Lieber Orangenhaut" in Rage sowie in die Herzen der Zuschauer. Kabarett, Comedy und einen Slapstick nach dem anderen haute das schwäbische Pendant der Ladies-Night ’raus und machten allen klar, dass sie den männlichen Sängerkollegen nicht mit einem "Bröschle" zeigen lassen wollten, wo vorne und hinten ist.

Im zweiten Teil vertonten sie überzeugend, wie bescheiden sie ihren Alltag finden und ihren Alltagsstress in ausufernden Partys in einem Wellnesshotel loswerden oder in der Sauna "Russisch Roullette" spielen. Gleich wieder zu Hause angekommen, nahmen sie den Geschlechterkampf auf und bliesen ihren männlichen Kollegen mit "Frauen hört die Signale" und "Achtes Weltwunder" den Marsch. Bevor sich die Herzblutschwäbinnen und Vollblutsängerinnen mit der Männerwelt versöhnten, heizten Daria Pflumm und ihre Mädels den Fans nochmal kräftig ein und brachten die Halle zum Toben.

Die deutsche Hitparade ist zwar ein alter Hut – nicht aber, wenn Werner Schlaich Dieter Thomas Heck mimt und seine "Virus"-Kollegen als Richard Clayderman, Heinz Schenk, Lou van Burg, Harald Juhnke und Rudi Carell die Bühne stürmen. "Wir machen Musik, da geht uns der Hut hoch", würde bestimmt direkt von der Bühne in die Hitparaden fliegen.

Das Virus-Sextett zog zum Schluss nochmal alle Register und überzeugte mit seinem exzellenten Repertoire. Unplugged und handgemacht präsentierten die Geislinger Urgesteine ihre Traumtitel.

Mit Charme, Witz und Herzblut nahm das Sextett die Zuhörer auf eine musikalische Jubiläumstour mit und sorgten mit den wunderbaren AcaBellas dafür, dass das fast dreistündige Konzert zu etwas ganz Besonderem wurde.