Paul Held in seinem Atelier: Der Hobbymaler und -schnitzer feiert heute seinen 80. Geburtstag. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Gebürtiger Geislinger Paul Held fühlt sich als Binsdorfer / Rund 80 Masken entstammen seiner Werkstatt

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen-Binsdorf. "80 Jahre alt wollt’ ich werden", sagt Paul Held, der heute Geburtstag feiert. Seit 50 Jahren lebt der gebürtige Geislinger in Binsdorf.

Am 1. Oktober 1935 wurde Paul Held in der Gildastraße geboren. Dort hatten die Eltern ein Schreib- und Spielwarengeschäft. Seine Mutter stammte aus der alteingesessenen Familie Schlaich, der Vater kam aus Memmingen.

Der kleine Paul ging, wie sein älterer Bruder und seine jüngere Schwester, zuerst in den Kindergarten bei den katholischen Ordensschwestern, später in die Geislinger Volksschule. Weil der Vater in Kriegsgefangenschaft war, musste die Mutter nach dem Krieg die drei Geschwister alleine durchbringen – und nur der Älteste konnte eine höhere Schule besuchen.

Paul hingegen begann nach der Schule in der Balinger Mercedes-Schuhfabrik zu arbeiten. Als diese im Jahr 1970 geschlossen wurde, ließ sich Held zum Buchbinder umschulen. Zuerst arbeitete er bei Papier-Daniel, dann in der Edeka-Druckerei. Letztere machte 1991 zu, und Held ging in Frührente – das sei aufgrund der für den Rücken strapaziösen Arbeit mit den zentnerschweren Papierpaketen sinnvoll gewesen, sagt er.

Beruflich war er immer in Balingen tätig. Der "private" Paul Held aber ist heute fest in der Gemeinschaft des Geislinger Stadtteils verankert: "Ich bin jetzt ein Binsdorfer."

1960 hatten Held und die gebürtige Binsdorferin Gertrud Raible geheiratet. Anfangs wohnten sie zur Miete in Geislingen – doch die Ehefrau wollte nach der Geburt von Sohn Gerhard 1963 wieder zurück in den Ort, in dem Eltern und Geschwister lebten. Die Helds bauten daher in der Beundstraße ein Haus.

Die Einheimischen hätten sich anfangs etwas schwergetan, den Zugezogenen zu akzeptieren, erinnert sich Paul Held: So sei er einmal an einem öffentlichen Platz vorbei geradelt, wo ihn eine Gruppe junger Binsdorfer angepöbelt habe. Da sei er vom Rad abgestiegen und habe ihnen die Meinung gesagt. Weil er "stabil gebaut" gewesen sei und früher bei der TSG Balingen geboxt habe, "hat sich das schnell gelegt".

Wichtiger aber war, dass Held sich bald in den örtlichen Vereinen engagierte, allen voran dem Männergesangverein. 1971 gründete er mit einigen anderen Binsdorfern die seit dem Zweiten Weltkrieg ruhende Albverein-Ortsgruppe neu. Die 36 Gründungsmitglieder wählten ihn zum Vertrauensmann, das heißt: Vorsitzenden, und dieses Amt behielt er bis 2013.

Ohne Paul Held gäbe es zudem die Binsdorfer Fasnet in ihrer heutigen Form nicht: 1982 schnitzte er die allererste Holzhutzelmaske und malte das Kleidle dieser Figur für sich selbst – zwei Jahre vor der förmlichen Gründung der heutigen Narrenzunft.

Viele Binsdorfer wollten danach auch Holzhutzeln sein: 80 Kleidle und noch mehr Masken hat Held im Lauf der Jahre hergestellt, dazu Häs’ für Schömberger und Geislinger Narren. Und der Entwurf der heutigen Maske der Stadthexen entstand ebenfalls in seiner Werkstatt.

Ein weiteres Steckenpferd ist die Stadtgeschichte: Seit 1971 führt er die Binsdorfer Ortschronik. Er zählte 1997 zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins Loreto- und Friedhofskapelle. Natürlich hat er auch bei der Vorbereitung des "Raums zur Präsentation der Ortsgeschichte" im Rathaus geholfen und leitet gelegentlich Führungen.

Das Rathaus kennt er auch in anderer Funktion: Von 1989 bis 1999 war er Mitglied des Binsdorfer Ortschaftsrats, von 1994 bis 1999 zudem Geislinger Gemeinderat. Seinen 80. Geburtstag feiert Paul Held heute mit seiner Familie. Enkel Jonas, mittlerweile 14, hat es nicht weit. Außerdem werden die Binsdorfer Vereine gratulieren, deren Ehrenmitglied Held ist.

Damit, 80 zu werden, ist Paul Held zufrieden. Er habe ein eigenes Häusle, immer etwas zu essen, abends eine warme Stube, einen Sohn und einen Enkel – "was will man mehr?"

Große Pläne habe er jetzt nicht mehr: "Aus den Jahren, die mir vielleicht noch geschenkt werden, versuche ich das Beste zu machen." Mit dem eigenen Garten, der Malerei, dem Singen, Radtouren und Wanderungen sei seine Freizeit gut gefüllt.