Im Original ist das Stiftterbild der Geislinger Heilig-Kreuz-Kapelle 4,20 Meter breit. Foto: Kirchengemeinde Foto: Schwarzwälder-Bote

Geislingens Stadtarchivar Alfons Koch stellt mit einem Vortrag das ortshistorisch wertvolle Kunstwerk vor

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. Das Stifterbild der Heilig-Kreuz-Kapelle ist laut Geislingens Stadtarchivar Alfons Koch "ein Glücksfall". Demnächst kehrt das ortshistorisch wertvolle Kunstwerk an den Platz zurück, an dem es seit dem 17. Jahrhundert schon einmal gehangen hat.

Das rund 4,20 Meter breite, grob halbkreisförmige Bild ist vor gut drei Jahren eher zufällig gefunden worden: Beim Aufräumen auf dem Dachboden des Pfarrhauses stießen Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde im Frühjahr 2012 auf die Leinwand – eingerollt in einen Teppich (wir haben berichtet).

Der vermeintliche Tapetenrest erwies sich als Gemälde aus dem Jahr 1665, gestiftet von Georg Schütz von Pürschütz, dem einstigen Besitzer des Ritterguts Geislingen. Er hatte zuvor, vermutlich als Dank für eine gewonnene Schlacht gegen die Osmanen, die seit dem Mittelalter bezeugte, im 30-jährigen Krieg zerstörte Heilig-Kreuz-Kapelle wieder aufbauen lassen. Diese lag ursprünglich außerhalb der Stadt und wird erst seit 1928 als Friedhofskapelle genutzt.

Nachdem eine Restauratorin das Kunstwerk inspiziert hatte, beschied das Diözesanmuseum in Rottenburg, dass dieses erhaltenswert sei. Nur: Eine fachkundige Wiederherstellung hätte geschätzt 15 000 Euro gekostet – zu viel für die Kirchengemeinde.

Die Lösung für dieses Problem brachten der Restaurator Peter Vogel sowie Pia Rösch und Sabrina Kunz. Die beiden jungen Frauen waren seit 2013 im Rahmen ihrer Abschlussarbeit an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart damit beschäftigt, das Stifterbild wieder herzurichten.

Die Restaurationsarbeiten sind inzwischen abgeschlossen. An den ursprünglichen, vergammelten, löchrigen Zustand erinnert nichts mehr. Und am 9. Juni soll das Bild wieder nach Geislingen geholt werden.

An seinen ursprünglichen Platz in der heutigen Friedhofskapelle, hinter dem Altar, passt es allerdings nicht mehr: Die einst gewölbte Decke ist nach einem Umbau Anfang des 20. Jahrhunderts inzwischen gerade und hat nicht mehr die erforderliche Höhe und Form. Deshalb hat der Kirchengemeinderat beschlossen, das Bild in einem von Schreiner Volker Schneider angefertigten Rahmen über dem Eingang anzubringen. Die Fensterrosette über der Tür wird davon verdeckt werden.

Der materielle Wert des Stifterbildes mag gering sein, für die Ortsgeschichte ist es jedoch bedeutsam, erklärt Stadtarchivar Alfons Koch, der zusammen mit Kirchenpflegerin Mechthild Heicks, Kirchengemeinderat Erwin Alber und Hubert Gulde vom städtischen Bürgerbüro in der Projektgruppe Stifterbild arbeitet: Unter dem Bild der Marienkrönung sind Georg Schütz von Pürschütz, seine Frau und Töchter gemalt, jeweils mit Namen und Alter. Es handle sich dabei um die erste bildliche Darstellung des Ortsadels, so der Stadtarchivar – frühere Herrschende seien allenfalls auf Grabplatten zu sehen.

Pürschütz war nicht nur weltlicher Herrscher Geislingens, sondern machte sich auch um die katholische Gemeinde verdient: Er stellte der Kirche ein Grundstück zur Verfügung, das der Versorgung der Pfarrer diente. Heute stehen darauf der Kindergarten St. Michael und Teile der Kirche St. Ulrich.

Diese geschichtlichen Hintergründe des Stifterbilds wird Alfons Koch bei einem Vortrag am Mittwoch, 17. Juni, ab 19.30 Uhr im Bürgerhaus Harmonie darlegen. Die Restauratorinnen kommen an diesem Tag ebenfalls und werden erläutern, wie sie das Kunstwerk wieder instandgesetzt haben. Die offizielle Einweihung des Bildes am neuen Platz findet bereits am Sonntag, 14. Juni, mit einer Andacht ab 18 Uhr statt.