Seit 1828 überspannt die steinerne Brücke die Stunzach (großes Bild). Der Schlussstein des östlichen Bogens trägt ein Binsdorfer Wappenzeichen; der Fahrweg führt von der Fischermühle talaufwärts (kleine Bilder, von oben). Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsgeschichte vor der Haustüre (2): Die Stunzach war einst die Grenze zwischen zwei deutschen Staaten

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen-Binsdorf. Die heutige Steinbrücke bei der Fischermühle führt von Rosenfelder auf Binsdorfer Gemarkung. Doch einst verlief dort die Grenze zwischen Württemberg und Vorderösterreich.

Die Stadt Binsdorf gehörte seit dem 26. Oktober 1381 dem Herzog von Österreich. Mit dem seit 1317 württembergischen Rosenfeld gab es danach immer wieder Streitigkeiten – beispielsweise über die Nutzung von Weiden im Bubenhofener Tal. Ein Vertrag regelte daher im Jahr 1465, dass die Stunzach die Grenze zwischen den Städten sei.

Die heutige Steinbogenbrücke stammt aus dem Jahr 1828. Zwölf Meter lang ist sie, sechs Meter breit und drei Meter hoch. Die beiden Schlusssteine sind mit den Wappen von Binsdorf (östlicher Bogen) und Rosenfeld (westlicher) geschmückt. Diese Territorialzeichen sind allerdings schon reichlich verwittert; im Zug einer absehbar notwendig werdenden Sanierung der Brücke wird sich ein Steinbildhauer ihrer annehmen müssen.

Meist fließt nur noch unter dem Rosenfelder Bogen Wasser hindurch – auf Binsdorfer Seite sind Steine, Sand und Erde angeschwemmt. Auch da müsste etwas gemacht werden, finden die Binsdorfer Ortshistoriker Paul Held und Horst Berner. Dem Letztgenannten ist übrigens zu verdanken, dass seit einiger Zeit zumindest ein provisorisches Schild auf die historische Bedeutung der Brücke hinweist.

Wenige Meter die Stunzach abwärts nach der Brücke zweigt der Kanal ab, der das Wasserrad der Pelzmühle antreibt. In diesen mündet auch der von Binsdorf herab fließende Weihertalbach.

u Wie kommt man dorthin? Auf der Landesstraße 415 fährt man von Geislingen nach Rosenfeld und biegt auf die L 390 in Richtung Heiligenzimmern ab. Nach etwa 500 Metern biegt man rechts aufs Gelände der Fischermühle ein. Nach etwa 100 Metern erreicht man die Stunzachbrücke. Alternativ kann man von Binsdorf aus die Müllergasse talabwärts nehmen, bis man im Bubenhofer Tal an der Brücke ist.