Kalt? Ach was, als Pferdefan ist man hart im Nehmen. Und so eine Fahrt im Planwagen macht viel Spaß –­ da bleibt keine Zeit für’s Frieren. Foto: Schwarzwälder-Bote

Zehn Pferdefreunde blicken hinter die Kulissen des Haupt- und Landgestüts Marbach

Von Tina Eberhardt

Einmal hinter die Kulissen eines der berühmtesten Gestüte in Deutschland blicken – für eine Gruppe Pferdefans ging dieser Wunsch in Erfüllung. Im Rahmen der Aktion "Wünsch Dir was" des Schwarzwälder Boten, unterstützt von der Sparkasse Zollernalb, durften Sarah Seifried aus Bösingen-Herrenzimmern, Anna-Lena Roller und Valerie Klumpp aus Simmersfeld, Laura Schwitzler aus Loßburg, Laura und Melina Gstrein aus Grosselfingen, Leonie und Elias Ott aus Geislingen, Laura Hartmann aus Vöhrenbach und Lena Götz aus Irslingen das Haupt- und Landgestüt Marbach besuchen.

"Weltfriede" und "Expander", zwei schöne Warmblüter, stehen vor der Kutsche bereit, als sich die Besuchergruppe aus dem warmen Empfangsraum auf ins Freie macht. Eine Kutschfahrt bei null Grad ist was für Hartgesottene – aber das sind ohnehin alle. Wer bei Wind und Wetter seine Runden auf dem Reitplatz dreht, lässt sich schließlich von drei Schneeflocken auf dem Planwagen nicht die Laune verderben.

"Die haben schon ein paar Kilometer auf den Socken", erzählt Kutscher René Mau, als "Weltfriede" und "Expander" den Planwagen in gemächlichem Trab durch die Landschaft ziehen. Alleine fünf Minuten dauert die Fahrt, bis man das große Gelände des Gestüts hinter sich gelassen hat. Hinten auf den Bänken tauen derweil die Gäste auf. Lena erzählt, dass sie gelegentlich ihre Shetlandponies vor den Rodelschlitten spannt. Laura Schwitzler ist gespannt zu sehen, wie denn das Gestüt aussieht, wo ihre Reitlehrerin früher gearbeitet hat. Plötzlich ein knisterndes Klicken: Die Kutsche hat tatsächlich einen richtigen Blinker – und den hat René Mau jetzt eingeschaltet, um von der Straße abzubiegen. "Weltfriede" lässt schnell noch ein paar Äpfel auf die Straße fallen – es soll ja auch jeder wissen, dass er dagewesen ist – dann geht die Fahrt wieder zurück zum Gestüt. Auf der Kutsche vergeht eine Stunde wie im Fluge.

Im Hof wartete schon Heike Schmidt-Scheub auf die Besuchergruppe. Die pensionierte Lehrerin ist erfahrene Reiterin, hat als Kind unzählige Stunden auf dem Gestüt verbracht und kennt das Gelände in- und auswendig. Bevor es zu den Pferden geht, gibt es eine kurze Fragerunde: "Wem gehört denn das Landgestüt eigentlich", blickt Heike Schmidt-Scheub herausfordernd in die Runde. Noch weiß es keiner, aber die Antwort gefällt allen: "Es gehört dem Staat, also auch uns", lächelt Heike Schmidt-Scheub. Das klingt doch gut.

Im sogenannten "Engländerstall" – der heißt so, weil ihn sich der württembergische König vor langer Zeit von den Engländern abgeguckt hat – blicken die Pferde gespannt auf die Besucherschar, die zur Tür herein kommt. Valerie macht ein Selfie mit einem hübschen Fuchs, der sich richtig in Pose wirft. Nebenan klopft der Nachbar mit dem Huf gegen die Boxentür. Er will Heu, schließlich ist bald Mittagszeit. Auf wunderschön gemalten Tafeln sind Namen zu lesen. "Querulant", "Querdenker" und andere. Klingt etwas komisch? Das, erklärt Heike Schmidt-Scheub, liegt daran, dass alle Pferdenamen mit dem Anfangsbuchstaben des Vaters anfangen müssen. Und da ein Hengst gut 500 Mal Papa werden kann, braucht es irgendwann ordentlich Fantasie bei der Namensfindung. Laura Schwitzler krault unterdessen die Nase von "Laurello" und ist ganz verliebt: "Ein süßes Pferd."

Ein Stallgebäude nebenan stehen die Stars von Marbach: Die Vollblutaraber. Weil sie eigentlich in der Wüste leben, sind sie gegen die Winterkälte in warme Decken gepackt. Die Schwarzwälder Füchse, die einige Meter weiter die Nase aus den Boxenfenstern ins Freie strecken, stört der kalte Wind hingegen nicht. Sarah lässt sich von einem der knuffigen Kaltblüter am Ohr knabbern, während drinnen Heike Schmidt-Scheub etwas macht, was normale Besucher nicht dürfen: Sie öffnet die Box von "Maximus" und alle dürfen einmal die gewaltige Mähne des Schwarzwälder Fuchses wuscheln. "Hat’s Spaß gemacht", will Heike Schmidt-Scheub schließlich wissen? "Ja", kommt begeistert zurück. Fragen gibt es aber dennoch. Die dürfen die Gäste jetzt noch geduldig an Heike Schmidt-Scheub stellen. Die Pferde schauen unterdessen interessiert zu. So viele Fans – darüber freut man sich auch als Vierbeiner.