Sprachunterricht für Asylbewerber gehört mit zur sozialen Betreung und Integration. Symbolfoto. Foto: Jaspersen

Geislinger Verwaltung setzt weiter auf dezentrale Unterbringung / Vorerst keine Flüchtlinge in Kreis-Kommunen

Geislingen - Aus Flüchtlingen werden nach der Erstaufnahme meist Asylbewerber. Diese sind im Zollernalbkreis dann nach einem festen Schlüssel untergebracht – auch in Geislingen.

Dass das Thema "Flüchtlinge" die Menschen bewegt, wurde während Oliver Schmids Bürgergesprächen in den vergangenen beiden Wochen deutlich. Manch Zuhörer machte dabei aus seinen Bedenken keinen Hehl, was die Kosten für die Versorgung und die Bereitschaft zur Integration der vor Krieg, politischer Verfolgung oder wirtschaftlicher Not Geflohenen betrifft.

In den vergangenen Jahren lebten in städtischen und privaten Wohnungen in Geislingen, Binsdorf und Erlaheim zeitweilig gleichzeitig bis zu 15 Asylbewerber. "In Geislingen haben wir es gut hinbekommen, diese Menschen zu integrieren", erinnerte Bürgermeister Schmid und verglich die Situation mit jener in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg: Auch die Vertriebenen, beispielsweise aus Ostpreußen, seien anfangs nicht willkommen gewesen. Trotzdem seien diese integriert worden.

Man müsse den heutigen Flüchtlinge vermitteln, "wie wir leben, unsere christlichen Werte". Dann könne die Integration gelingen. "Nicht aber, wenn man es einfach laufen lässt."

Zur Integration gehören beispielsweise Sprachkurse, psychologische und soziale Betreuung – und die Asylbewerber mit der deutschen Kultur vertraut zu machen. Dafür stehen Sozialarbeiter des Landkreises, kirchlicher Organisationen und auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung bereit. In der Phase der Anschlussunterbringung sei aber teilweise nur noch wenig Unterstützung notwendig, weiß Kreis-Sozialdezernent Eberhard Wiget: "Nach zwei Jahren sprechen viele Kinder perfekt Deutsch." In Geislingen will man Familien und Einzelpersonen bestmöglich integrieren. Bei der Stadtverwaltung gibt es daher Überlegungen, Mitbürger zu einem Gespräch einzuladen, die sich dabei einbringen möchten.

In den Bürgergesprächen war unstrittig, dass jedem geholfen werden müsse, der wirklich in Not sei. Trotzdem blieb die Frage, ob weitere ausländische Neuankömmlinge "hierher passen". "Wir haben doch schon viele ausländische Mitbürger", erinnerte Schmid.

Tatsächlich hätten in den vergangenen Jahren Menschen aus anderen Kulturkreisen als Asylbewerber in Geislingen eine neue Heimat gefunden und brächten sich in die Gesellschaft, so der stellvertretende Hauptamtsleiter Oliver Juriatti. Es habe immer wieder einzelne Bürger gegeben, die Asylbewerber unterstützt hätten, beispielsweise bei Behördengängen, oder diese in Vereine mitgenommen.

Im Zollernalbkreis werden seit November 2014 alle neu ankommenden Flüchtlinge in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Meßstetten untergebracht. Nachdem sie registriert sind, ihre Gesundheit untersucht und ein Asylantrag gestellt wurden, leben sie für die Dauer des Verfahrens, maximal aber zwei Jahre lang, vorläufig in einer von derzeit neun Einrichtungen des Kreises – 35 von ihnen in Isingen.

Erst danach werden die Asylbewerber in der sogenannten "Anschlussunterbringung" auf die Städte und Gemeinden im Zollernalbkreis verteilt. Wieviele von ihnen eine Kommune aufnehmen muss, richtet sich dabei nach deren Einwohnerzahl.

Wenn, rechnet Kreis-Sozialdezernent Eberhard Wiget vor, dieses Jahr beispielsweise 200 Menschen im Kreis anschlussuntergebracht werden, muss Geislingen mit seinen knapp 6000 Einwohnern rund 3,5 Prozent oder sieben Asylbewerber aufnehmen. Tatsächlich lebt derzeit lediglich eine dreiköpfige Familie in der Stadt.

In Geislingen würden Asylbewerber bereits seit vielen Jahren dezentral einquartiert, berichtet Oliver Juriatti. Dafür würden Gebäude in städtischem Besitz und gemietete Wohnungen genutzt: "Die Stadt Geislingen bevorzugt kleine Wohneinheiten und möchte auch künftig eine weitestgehend dezentrale Unterbringung ermöglichen."

Aus Verwaltungssicht wäre kurzfristig die Unterbringung von zehn bis 20 Menschen möglich. "Würden weitere Asylbewerber zugewiesen, so bedürfte es entsprechender Anstrengung", sagt Juriatti. Eine Unterbringung in Turnhallen sei aber nicht vorgesehen.

Dass frisch in Deutschland angekommene Flüchtlinge nach Geislingen kommen, ist aber zumindest bis Ende 2016 unwahrscheinlich: Land und Zollernalbkreis haben einen Vertrag geschlossen, der besagt, dass der Kreis rund 1,7 Prozent aller in Baden-Württemberg Ankommenden aufnimmt – diese werden auf die LEA sowie die Bedarfs-Erstaufnahmestellen in Hechingen und Sigmaringen verteilt. In Städte und Kommunen gelangen zur Unterbringung nur Asylbewerber mit langwierigem Verfahren und Menschen, die in Deutschland geduldet werden, solange in ihrer Heimat Krieg herrscht.