Max Pauli sagt, er verleihe einer schweigenden Mehrheit in Binsdorf eine Stimme, die sich gegen die Fällung der Kastanien vor St. Markus ausspreche. Er wolle die Bäume retten, auch um Schaden von der Kirchengemeinde abzuwenden. Foto: Schnurr

Binsdorfer Kirchengemeinderatsmitglied sammelt Unterschriften gegen Fällung. Gremium trifft Entscheidung vor Wahlen.

Geislingen-Binsdorf - Der Beschluss ist gefasst: Die Kastanien vor St. Markus in Binsdorf sollen weg (wir haben berichtet). "Nein!", sagt Kirchengemeinderatsmitglied Max Pauli dazu und sammelt Unterschriften dagegen.

Seit 35 Jahren stehen die Rotblühenden Rosskastanien vor der katholischen Kirche an der Klosterstraße. Mitglieder des Ortschaftsrats haben die Bäume seinerzeit gepflanzt, darunter auch der damalige Ortsvorsteher Max Pauli.

Seit vergangenem Jahr ist der 77-Jährige nun Mitglied des Kirchengemeinderats. Die Entscheidung, die Bäume zu fällen, hatte das Gremium vor den Wahlen getroffen.

Als Pauli von diesem Plan erfuhr, hat er mit Diözesanbaumeister Heiner Giese vom bischöflichen Bauamt in Rottenburg telefoniert, und seine Bedenken angemeldet. Doch der Architekt "gibt kein Jota nach", sagt Pauli, und wolle sich anscheinend einen Jugendtraum erfüllen: Im Kirchengemeinderat seien für die kleine Fläche vor St. Markus Vergleiche mit dem Kölner Domplatz bemüht worden.

Pauli erinnert daran, dass Anfang der 1980er-Jahre die Rotblühenden Rosskastanien im süddeutschen Raum nur schwer zu bekommen gewesen seien – weshalb man sie mit Hilfe des Dautmerger Gärtnermeisters Anton Karle aus Norddeutschland habe heranschaffen lassen.

Genau diese Art Kastanien zu pflanzen, sei der Wunsch des damaligen Stadtpfarrers Theodor Streble und weiterer Binsdorfer gewesen: Vor St. Markus habe schon vor 100 Jahren eine kleine Allee dieser Bäume gestanden.

Daher ist Pauli überzeugt: Der Beschluss, die Kastanien zu fällen, kam nur deshalb zustande, weil sich das alte Gremium nicht deren Bedeutung für den Ort bewusst gewesen ist. Vier der acht Kirchengemeinderatsmitglieder, die den Plan beschlossen haben, kamen von der Schwesterkirchengemeinde St. Maria in Rosenfeld, zwei waren Zugezogene, und nur zwei stammten gebürtig aus Binsdorf, sagt der ehemalige Ortsvorsteher.

Unter den alteingesessenen Gemeindemitgliedern habe die geplante Fällung für Unmut gesorgt, so Pauli. Er wolle versuchen, dass die "gegen die Bewohner von Binsdorf" gefasste Entscheidung nochmals überdacht wird. "Ich will Schaden von der Kirchengemeinde abwenden."

Es gehe ihm nicht darum seine persönliche Meinung durchzusetzen, betont er. Vielmehr hätten etliche Bürger aus Binsdorf ihn darum gebeten, sich dieser Sache anzunehmen: "Du musst etwas machen!", sei er selbst in der Apotheke in Geislingen darauf angesprochen worden.

Seit Ende Januar haben er und Ortschaftsratsmitglied Gerhard Mozer in Binsdorf mehr als 120 Unterschriften gesammelt. Am Dienstag hat er nun auch einen offenen Brief an verschiedene Entscheidungsträger geschickt, die möglicherweise noch Einfluss auf den Verlauf des Bauvorhabens nehmen können: Bürgermeisteramt, Bischöfliches Ordinariat und Gremien der Seelsorgeeinheit.

Damit, dass der Platz künftig zur Gänze gepflastert ist, wollen Max Pauli und seine Unterstützer sich also nicht abfinden. Doch die Zeit drängt: Bereits Anfang März sollen vor der Kirche St. Markus die Bauarbeiten beginnen.