Idyllisch fließt der Riedbach durch den Wald am Ellenberg. Wie das Gebiet künftig bewirtschaftet wird, sollen die Bürger miteinscheiden. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt- und Forstverwaltung informieren über Möglichkeiten für den Ellenberg / Ziel ist eine breit akzeptierte Lösung

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. Die Eschen im Geislinger Naherholungsgebiet Ellenberg sind krank oder vom Eschentriebsterben bedroht. Darüber, was deshalb getan werden kann, wollen Stadt- und Forstverwaltung demnächst informieren.

Im November hatte Michael Kauffmann, Leiter des Forstamtsbereichs Balingen, im Gemeinderat über die Situation informiert: Das vom "Falschen Weißen Stengelbecherchen" verursachte Eschentriebsterben befällt auch am Ellenberg zunehmend ältere Eschen.

Es werde nicht bei Schäden in den Kronen bleiben, sondern die Bäume würden von innen heraus verfaulen. "Die vorhandenen Eschen werden in den nächsten Jahren weitgehend absterben", erwartet Michael Kauffmann daher.

Ihr Platz werde entweder auf natürliches Nachwachsen oder durch Pflanzung von anderen, am Standort angepassten Baumarten eingenommen werden. So oder so: "Der Eindruck eines alten Waldes wird sich wandeln zu einem jungen Wald, oder, ohne aktives Hinzutun, für viele Jahre auch zunächst zu einem durch Sträucher geprägten Gebiet."

Zumindest aus biologischer Sicht sei es zwar zweckmäßig, den Befall und die Schädigung des Baumes ihren Gang nehmen zu lassen, so Kauffmann. Dadurch könnten sich eventuell gegen den Pilzbefall resistente Bäume entwickeln. Dies würde allerdings die Möglichkeit ausschließen, die kranken wirtschaftlich zu nutzen – dafür müssten sie gefällt werden, bevor sie abgestorben sind.

Außerdem stellen kranke und tote Bäume bei starkem Wind eine latente Gefahr für Gebäude in Nähe des Waldrands sowie für Spaziergänger dar: "Im Umfeld von Wohnbebauung und bei starker Frequentierung des Waldbereiches muss die Verkehrssicherheit stärker beachtet werden", erklärt Kauffmann. Das ist beim Ellenberg der Fall. Die Konsequenz könnte sein, dass man über eine Sperrung oder Verlegung der Waldwege nachdenken müsse.

Ob die Bäume stehen bleiben und ihren natürlichen Tod erleben oder gefällt werden, ob an ihrem Platz neue gepflanzt oder der Wald sich selbst überlassen wird – darüber entscheidet der Waldeigentümer, also die Stadt Geislingen, beziehungsweise das von ihr mit der Betriebsführung beauftragte Forstamt. Man könnte das Gebiet Ellenberg sich selbst überlassen, um eine "erleb- und begehbare Wildnis" entstehen zu lassen. Denkbar wäre auch die Entwicklung zu einem "Erholungswald". Das würde aber Anbau- und Pflegemaßnahmen erfordern.

Stadt- und Forstverwaltung haben sich jedoch noch nicht auf ein bestimmtes Vorgehen festgelegt. Vielmehr will man die Wünsche der Einwohner an das Naherholungsgebiet berücksichtigen.

Deshalb soll das Forstamt unter dem Stichwort "Bürgerwald Ellenberg" die Meinung der Bürger einholen und diese über Ausgangslage und Möglichkeiten für das Waldgebiet informieren. So hat es der Gemeinderat in seiner Novembersitzung beschlossen.

Aus diesem Grund gibt es nun einen Ortsbegang für alle Interessierten und ein anschließendes "Stadtgespräch". Dieser findet am Freitag, 17. April, statt. Treffpunkt ist um 16 Uhr an der Wendeplatte Theodor-Heuss-Straße am Waldrand. Neben Vertretern der Stadt und des Forstamts Zollernalbkreis sollen Vertreter des amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes, des Albvereins, der Jägerschaft und der Brennholzinitiative Stadt Geislingen daran teilnehmen.

"Grundsätzlich geht es der Stadt Geislingen und dem Forstamt darum, die zukünftigen Handlungsoptionen aufzuzeigen", erklärt Michael Kauffmann. Diese sollen mit allen Interessenten diskutiert werden, um zu einer breit akzeptierten Lösung zu kommen. Letztendlich muss dabei zwischen den Interessen Brennholzversorgung, Naturschutz und Erholung abgewogen werden.

Das Eschentriebsterben wird durch einen Pilz, das Falsche Weiße Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) verursacht. Der Pilz verbreitet sich durch Sporen, die "luftgängig" sind. Deshalb funktionieren herkömmliche Maßnahmen der Waldbewirtschaftung zur Krankheitsbekämpfung wie die Entnahme befallener Bäume, die Entsorgung von Ästen und Reisig dabei nicht. Man muss davon ausgehen, dass der Erreger überall im betroffenen Wald vorhanden ist.

Ist der Baum erst einmal befallen, führt dies bei jüngeren Eschen zur Laubwelke und oft zum raschen Absterben des Baums. Bei älteren Bäumen vergehen oft einige Jahre vom Auftreten erster Symptome bis zum Absterben. Dieses erfolgt oft erst durch so genamnte "sekundäre Schadorganismen", also andere Pilze wie den Hallimasch und Insekten, welche die Schwächung des Baums durch das Eschentriebsterben ausnutzen.