Die Besucher waren überrascht, wie aufmerksam, lebhaft und fröhlich die Flüchtlingskinder trotz teils schrecklicher Erlebnisse in ihren Herkunftsländern sind (von links): Mechthild Heicks (Kirchenpflege St. Ulrich Geislingen), Susanne Ringwald (katholisches Verwaltungszentrum Albstadt), Jacqueline Mayer (pädagogische Fachkraft in der Kita Pusteblume) und Katja Ruoff (Leiterin der Kita Pusteblume). Fotos: Mall Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Geislinger informieren sich in LEA Meßstetten über Betreuung traumatisierter Flüchtlingskinder

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen bereitet sich auf die Aufnahme von Flüchtlingen vor. Deshalb haben Mitarbeiterinnen aus Kindergärten, Grundschule und Stadtverwaltung die Landeserstaufnahmestelle (Lea) in Meßstetten besucht.

Geislingen. Die Idee dazu war vor einigen Wochen im gemeinsamen Kindergartenausschuss von Stadt und Kirchengemeinde entstanden. Vor allem sollte es darum gehen, von pädagogischen Fachkräften Informationen zu erhalten, die bereits mit traumatisierten Kindern zu tun hatten.

Denn das sind zentrale Fragen und Herausforderung bei der Betreuung von Flüchtlingskindern: Welche schrecklichen Erlebnisse haben diese gemacht? Wie verarbeiten sie diese? Und wie gehen Erzieherinnen und Lehrerinnen damit um, wenn sie mit kindlichen Erfahrungen von Lebensgefahr und gewaltsamem Tod konfrontiert werden?

Vorbereitung auf den "Tag X"

"Wir dürfen unsere Mitarbeiterinnen nicht alleinlassen", sagt deshalb Geislingens Hauptamtsleiter Steve Mall. Wenn der "Tag X" komme und Flüchtlinge unmittelbar nach der Ankunft in Deutschland auch nach Geislingen gelangen, sollen die Kontaktpersonen bereit sein. Mall: "Wir wollen die Zeit nutzen, unsere Beschäftigten darauf vorzubereiten, damit sie selbst Sicherheit haben, die sie an die Kinder weitergeben können."

Erzieherinnen der städtischen Kindertagesstätten Pusteblume und Regenbogen, des katholischen Kindergartens St. Michael, Lehrkräfte der Grundschule Geislingen und Binsdorf-Erlaheim sowie Vertreter der jeweiligen Träger – Stadt und Kirchengemeinde – sind deshalb am Donnerstag in die Lea gefahren. Dort trafen sie Patricia Hirt vom Regierungspräsidium Tübingen, die von Anfang an in der Lea-Verwaltung tätig ist. Sie gab den Besuchern aus Geislingen einen Überblick über die Einrichtung. Bei einem Rundgang besichtigte die Gruppe die zentrale Aufnahme, die Gesundheitsstation und die Kleiderkammer sowie den Speisesaal mit Einkaufsmöglichkeit und das Begegnungszentrum. Danach ging es in die Kinderbetreuungsstätte der Lea. Im Gespräch mit den dort tätigen pädagogischen Fachkräften erfuhren die Besucher von den Schwierigkeiten, die im mehrsprachigen Umgang, auch mit den Eltern, zu überwinden sind.

Dolmetscher sind unerlässlich

Klar wurde dabei: Ohne Dolmetscher wird die Sprachbarriere nicht zu überwinden sein, vor allem wenn es in Elterngesprächen um sensible Themen gebt. Externe Dolmetscher sollen in Geislingen zentral über die Stadtverwaltung koordiniert werden.

In der Lea sind Flüchtlinge von der Aufnahme bis zur längerfristigen Unterbringung andernorts meist nur wenige Wochen untergebracht. Deshalb könne kaum vertiefte pädagogische Arbeit angegangen werden.

Trotzdem sei die Betreuung für die Kinder ein wichtiger Ort, um sich nach traumatisierenden Erlebnissen wieder zurechtzufinden. Letztere zeigen beispielsweise von Kindern gemalte Bilder, die in drastischer Deutlichkeit die Zustände in ihren jeweiligen Herkunftsländern und ihre Fluchtgründe verdeutlichen.

Frank Maier, Verwaltungschef der Meßstetter Lea, machte den Geislinger Gästen Mut, sich in ihrem eigenen Tätigkeitsbereich offensiv um eine Begleitung der Migranten von Anfang an zu bemühen. Dadurch werde Integration erst möglich.