Insgesamt 48 Mitarbeiter zählt die kirchliche Sozialstation Balingen. Foto: Station Foto: Schwarzwälder-Bote

Bilanz: Kirchliche Sozialstation Balingen gibt es seit 120 Jahren / Verbesserungen durch Umstrukturierung

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Balingen/Geislingen. Seit 120 Jahren gibt es die kirchliche Sozialstation in Balingen, eine Einrichtung der evangelischen Gesamtkirchengemeinde. Derzeit betreuen ihre Angestellten insgesamt 255 Menschen in allen Balinger und Geislinger Stadtteilen.

Trotz der Notwendigkeit, wirtschaftlich zu arbeiten, soll die Pflegearbeit der Mitarbeiter an christlichen Grundsätzen orientiert sein. Damit daneben auch die Qualität der Tätigkeit hoch bleibt, hat es im vergangenen Jahr ein paar Veränderungen gegeben.

Nicht zuletzt lässt sich dies an einer Personalie festmachen: Als Pflegedienstleiterin, im Fachjargon als "Verantwortliche Pflegekraft" bezeichnet, ist seit März 2015 Silke Stelter tätig. Sie hat 30 Jahre Beruferfahrung und ist nicht zuletzt für die Organisation der momentan 35 Pflege- und 13 hauswirtschaftlichen Mitarbeiter verantwortlich.

Gemäß dem Leitgedanken "Dem Leben einen Sinn geben" sollen die von der Sozialstation betreuten Balinger und Geislinger möglichst lange selbstbestimmt zuhause leben können. Weil die Mitarbeiter nicht nur in den häuslichen Bereich kommen, sondern in der Pflege auch in den intimen, ist es für die Klienten wichtig, möglichst mit ihnen vertrauten Menschen zu tun zu haben – Stichwort "Beziehungspflege".

Stelter hat in den vergangenen Monaten deshalb unter anderem die "Touren" neu strukturiert, auf denen die Mitarbeiter die Klienten anfahren. Damit werde ein möglichst geringer Personalwechsel angestrebt.

Doch nicht allein die Versorgung wollte man bei der Sozialstation verbessern: Zuletzt war diese in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, verzeichnete hohe Ausfallzeiten und eine schlechte Auslastung.

Ein externer Fachmann wurde zurate gezogen, auf dessen Empfehlung jetzt nicht zuletzt eine kontrollierte Abrechnung aller erbrachten Leistungen erfolgt. Die Finanzlage hat sich seither aus Sicht von Geschäftsführer Jürgen Sting "gut erholt".

Was die kirchliche Sozialstation von privaten Anbietern unterscheidet, beschreibt Dekan Beatus Widmann: Zwar dürfe die Einrichtung kein Zuschussbetrieb sein, sondern müsse sich selbst tragen. Doch man müsse auch nicht gewinnorientiert wirtschaften.

Außerdem spielten christliche Werte eine Rolle: Die Mitarbeiter seien nicht nur pflegerisch qualifiziert, sondern könnten beispielsweise mit den Klienten auch mal beten, erklärt Stelter.

Und es besteht enger Kontakt zu den evangelischen Gemeindepfarrern, Besuchskreisen und dem Hospizdienst: "Die christliche Ethik darf nicht nur auf einem Blatt Papier stehen", betont Dekan Widmann.