Uwe Schwedt fährt von Geislingen aus mit dem Fahrrad entlang der Donau bis ans Schwarze Meer / 5691 Kilometer unterwegs

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. Normalerweise radelt er höchstens mal nach Balingen. Doch diesen Sommer war der Geislinger Uwe Schwedt acht Wochen lang unterwegs und fuhr entlang der Donau bis ans Schwarze Meer.

"Urlaub mit dem Rad zu machen sagt mir einfach zu. Es gibt nichts Freieres", findet Uwe Schwedt Man komme mit dem Fahrrad überall hin, selbst in enge Innenstädte und aufs Schiff.

Die erste Ferntour hat er schon vor 25 Jahren unternommen: 1990 fuhr er 3000 Kilometer weit durch Deutschland. Im Jahr danach ging es nach Afrika und 1992 als Kontrastprogramm ins kühle Island. Nach dem Ende seiner Berufssoldatenzeit bei der Bundeswehr knüpfte er 2014 daran an und begab sich auf eine zweite Deutschlandrundfahrt – 3500 Kilometer weit.

Am 21. Juli dieses Jahres startete er dann gen Osteuropa. Warum dorthin? "Das war relativ spontan", sagt der 50-Jährige. Er wollte Länder sehen, die er lange nicht mehr besucht hatte. Die Vorbereitungszeit sei aber überschaubar gewesen, sagt der 50-Jährige: 15 Minuten im Internet genügten ihm.

Packen war kein Problem, denn es war nicht Schwedts erste Tour. So wusste er, was außer Schlafsack, Gaskocher und Zelt noch mit musste. Rund 30 Kilogramm Gepäck nahm er auf dem Rad mit.

Zwischen 120 und 150 Kilometer hat Uwe Schwedt täglich zurückgelegt. Starker Wind oder schlechte Straßen hatten Einfluss darauf, wieviele es tatsächlich waren.

Seine erste Tagesetappe führte ihn nach Donaueschingen an die Donauquelle. Von dort aus habe er sich "immer sklavisch an den Donauradweg gehalten". Sich nicht zu verfahren sei so nicht schwer gewesen, zumal er gute Karten und einen fest eingebauten Kompass im Schutzblech dabei hatte – "einfach immer die Donau abwärts". Auf ein GPS-Gerät hat er verzichtet – das wäre seiner Erfahrung nach unnötig gewesen –, obwohl auf dem letzten Teil der Strecke die Ortsschilder nur noch in kyrillischen Buchstaben beschriftet waren.

Bis Österreich war er auf kleinen Straßen unterwegs, in Serbien und Rumänien dann auf ganz normalen Autostraßen. Die bestausgebauten Radwege gab es um Passau und Wien. Landschaftlich fand er das deutsche Donautal und die Wachau in Niederösterreich am schönsten. Eindrucksvoll sei das "Eiserne Tor" gewesen. Dieses teils nur 150 Meter breite Tal liegt direkt auf der Grenze zwischen Serbien und Rumänien.

Morgens ging es meist zwischen vier und fünf Uhr los, wenn es hell wurde und ein lauer Wind wehte. Abends begann er bei Anbruch der Dämmerung nach einem nicht gleich einsehbaren Lagerplatz zu suchen, drei, vier Kilometer außerhalb der nächsten Ortschaft.

Fernseher und Computer hat er in den acht Wochen nie vermisst: Nachdem das Zelt aufgebaut war, habe er sich einfach im Sonnenuntergang hingesetzt und die Landschaft angeschaut. Viele Wildtiere konnte er so beobachten, denn auf der Hinfahrt hat er nur unter freiem Himmel gezeltet, mitten in der Landschaft. "Man muss schon ein bisschen ein Naturmensch sein", räumt er ein.

Angst habe er nie gehabt. Denn gefährlich sei es nur auf den Straßen: "Der Radfahrer gilt da teilweise wenig." Allerdings sei er in Rumänien zweimal von verwilderten Hunden angegriffen worden, die dort auf den Müllkippen lebten. "Da habe ich mir schnell einen Stock zugelegt."

An Brunnen und in Strandbädern hat er sich und seine Kleidung gewaschen sowie Trinkwasser geholt. Fünf bis sechs Liter täglich trank er in diesem heißen Sommer. Weitere Getränke und Lebensmittel konnte er dank Bankomaten und vieler Geldwechselbüros auch in Serbien und Rumänien bar bezahlen.

Auf der weiten Strecke musste er nur ein einziges Mal ungeplant Station machen: 25 Kilometer vor dem Schwarzen Meer hatte er einen Platten. "Der war gut zu beheben, und sonst war am Rad nichts."

Nach 2951 Kilometern und sieben Staatsgrenzen erreichte Schwedt dann Konstanza am Schwarzen Meer. Dort blieb er allerdings nur für eine einzige Übernachtung: "Der Weg war das Ziel."

Nachdem er dort den "Tag der Marine" miterlebt hatte, machte er sich wieder auf den Rückweg. Auf der Rückfahrt hat er gelegentlich im Hotel übernachtet und schlechte Straßen gemieden, die er von der Hinfahrt kannte.

Bei der Rückkehr nach Geislingen am 11. September standen 5691 Kilometer Gesamtstrecke auf dem Tacho. Eine stattliche Leistung. Doch trainiert habe er dafür "keinen Meter", sagt Uwe Schwedt.

Hat er sich auf seiner langen Fahrt einsam gefühlt? "Überhaupt nicht." Erstens habe er immer wieder andere Radfahrer getroffen, aus vielen verschiedenen Ländern, einen 71-jährigen Schweizer sogar zweimal. Zudem habe er seine eigene Geschwindigkeit treten können und auf niemanden Rücksicht nehmen müssen.

Zweitens sei er von den Menschen überall absolut freundlich empfangen worden: Man lud ihn zum Essen ein, eine Ungarin brachte ihm Kaffee und Kuchen, und wenn er auf einer Bank Rast machte, gaben ihm die Einheimischen Getränke aus.

So sei das aber auf allen bisherigen Touren gewesen. Er habe nur gute Erfahrungen gemacht, denn: "Es ist was anderes, wenn man da mit dem Fahrrad ankommt oder mit der Mercedes-S-Klasse."

Drittens sei es dank WiFi in den meisten osteuropäischen Gastwirtschaften kein Problem gewesen, Kontakt zu Ehefrau, Freunden und Verwandte zu halten. Dass er mehrere Wochen lang weg war, kannten diese bereits von seinen Auslandseinsätzen mit der Bundeswehr.

Ob Uwe Schwedt eine weitere Fernreise auf dem Fahrrad unternehmen wird? Das lässt der 50-jährige Geislinger offen. Er besitzt auch ein Motorrad – als nächstes plant er erstmal eine Tour damit.