Bei Einfamilienhäuser sind die Zollernälbler Spitzenreiter. Foto: Beate Müller

Anteil liegt auf der Zollernalb derzeit bei 78 Prozent. Doppeleinkommen als Begründung.

Zollernalbkreis - Von 2 .401. 000 Wohngebäuden in Baden-Württemberg sind 61 Prozent Einfamilienhäuser. Anders im Zollernalbkreis: Hier liegt der Anteil bei 78 Prozent. Damit sind die Zollernälbler Spitzenreiter im Land.

Grundsätzlich gilt: In ländlichen Gebieten überwiegt die Zahl der Einfamilienhäuser. In Stadtkreisen wie Freiburg oder Stuttgart ist der Anteil mit 42 beziehungsweise 35 Prozent deutlich geringer.

Warum aber ausgerechnet der Zollernalbkreis den höchsten Anteil an Einfamilienhäusern hat? Landrat Günther-Martin Pauli fällt dabei die überdurchschnittlich hohe Frauenerwerbsquote ein, die nicht zuletzt durch die Textilindustrie und die vielen mittelständischen Betriebe bedingt war.

Vielen Familien mit Doppeleinkommen sei es wesentlich leichter gefallen, ein Häusle zu finanzieren: "Es ist hier Tradition, ein eigenes Nest zu bauen. Die Menschen sind bodenständig, und es zeigt ihre Verbundenheit zum Kreis." Das sei in den drei Mittelzentren "historisch gewachsen". Insgesamt würden die Zollernälbler ihr Geld gut anlegen: "Lieber Haus als Miete. Ein Eigenheim ist die beste Altersvorsorge, und die Zollernälbler sind auch aus den jüngsten Strukturkrisen gut herausgekommen."

Die hohe Lebenserwartung und die familienfreundliche Infrastruktur würden zudem dazu beitragen, dass auch Zugezogene hier gerne bauen und bleiben würden. Ein Beweis dafür sei, dass Baugrundstücke nach wie vor gefragt seien. Dass der Zollernalbkreis den Spitzenplatz einnimmt, macht Pauli stolz: "Wir sind vorbildlich." Die Landesregierung strebe mit dem neuen ELR-Programm (Entwicklung ländlicher Raum) an, "das auch anderswo so zu machen".

Aber es gebe auch einen Wermutstropfen: Die Hälfte der ELR-Fördermittel sei für Wohnungsbau bestimmt. "Wenn wir den Anteil an Eigenheimen überdurchschnittlich erfüllt haben, bekommen wir automatisch weniger. Das Geld fließt dann anderswohin für Musterprojekte. Etwa, wenn jemand eine ehemalige Scheuer umbaut und Wohnraum schafft."

Im vergangenen Jahr habe der Zollernalbkreis noch von dem Programm profitieren können, weil es mehrere Konversionsflächen gegeben habe. In diesem Jahr sehe es allerdings anders aus.

Landesweit wird gebaut: Wie die Fortschreibung des Wohngebäude- und Wohnungsbestands des Statistischen Landesamts Baden‑Württemberg ergab, waren dies 0,7 Prozent oder 36 500 Wohnungen mehr als Ende 2015. In den rund 425  400 Mehrfamilienhäusern im Land befanden sich 2,47 Millionen Wohnungen, umgerechnet sind das 49 Prozent aller Wohnungen in Wohngebäuden.

In der Statistik berücksichtigt sind auch 3300 Wohnheime mit 74 700 Wohnungen. Spitzenreiter unter den Kreisen mit den meisten Wohngebäuden im Südwesten sind der Rhein‑Neckar-Kreis (133 000) und die Landkreise Karlsruhe (113 000), Esslingen (112 000) sowie Ludwigsburg (111 000).