Von der Brückenstraße bis zu Kleider-Müller erstreckt sich auf knapp 800 Metern die zentrale "Einkaufsmeile" Geislingens. Die Ortsdurchfahrt soll laut Vorschlag der Stadtplaner umgestaltet und der Einzelhandel in diesem Bereich gestärkt werden. Archivfoto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtentwicklung: Umgestaltung der "Visitenkarte" / Rat stimmt auch Vorschlägen für Einzelhandel zu

Im Wesentlichen geht es um den Erhalt einer lebendigen und attraktiven Geislinger Kernstadt: Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am Mittwoch dem Stadtentwicklungs- und Einzelhandelskonzept bis 2030 zugestimmt.

Geislingen. Es geht um Geislingens "Visitenkarte": knapp 800 Meter entlang der Ortsdurchfahrt, zwischen Kleider-Müller und Hindenburgplatz sowie bis zum Schlossplatz.

Die Umgestaltung und Aufwertung dieser "Einkaufsmeile" sei das zentrale Vorhaben innerhalb der Stadtentwicklung, betonte der Stadtplaner Richard Reschl bei der Präsentation der Konzepte: Das sei zwingend für die Überlebensfähigkeit des Einzelhandels erforderlich. Denn bereits 26 Prozent der Gewerbeflächen in Geislingen stehen leer.

Dabei ist insbesondere die geplante Erweiterung des großen Textilhandels am Ortsausgang von Bedeutung: Von der überregionalen Zugkraft der Firma Müller sollen auch alle anderen Geschäfte profitieren.

Der Stadtplaner empfahl dem Gemeinderat zudem, einen Bauleitplan aufzustellen. In diesem sollte festgelegt werden, dass sich neue Geschäfte schwerpunktmäßig entlang der "zentralen Meile" ansiedeln müssen.

Damit definierten die Kommunalpolitiker eine gewünschte Entwicklung. Das gebe ein starkes Signal an den Einzelhandel, so Reschl. Bestehende Geschäfte sollten allerdings Bestandschutz erhalten.

Die beiden jetzt vorliegenden Konzepte sind Ergebnisse des seit 2015 laufenden Strategieprozesses. Basierend auf einer Bestandsanalyse, Bürgerbefragung, kommunaler Klausurtagung und Bürgerbeteiligung liegen damit konkrete Vorschläge zur besseren Nutzung der gegebenen Möglichkeiten hinsichtlich Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaft vor.

Das Maßnahmenpaket ("Handlungsprogramm"), das das Stuttgarter Planungsbüro für Geislingens Entwicklung bis 2030 erarbeitet hat, besteht aus insgesamt mittel- bis langfristigen 20 Leitprojekten auf fünf Politikfeldern: Wohnen und Siedlungsentwicklung; Gewerbe, Wirtschaft und Einzelhandel; städtebauliche Gestalt und Identität; Infrastruktur, Soziales, Kultur und Freizeit; Mobilität.

Dabei soll es unter anderem um folgende Fragen gehen: Wo und wie kann neuer Wohnraum geschaffen werden? Wie können Einzelhändler und Handwerker unterstützt und neu angesiedelt werden? Wie kann der Charakter der Stadtteile gestärkt werden? Wie lässt sich die Infrastruktur erhalten?

Diese Vorschläge müssten allerdings durch den "Flaschenhals der Finanzierung", räumte Reschl ein. Das Stadtentwicklungskonzept veranschlagt für alle Investitionen zusammen rund 255 000 Euro.

Hinzu kämen Ausgaben durch die Umsetzung des Einzelhandelskonzepts und den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung. Außerdem rechnen die Stadtplaner bei acht der Vorschläge mit höheren laufenden Kosten.

Geld für die Maßnahmen müsse nicht nur aus der Stadtkasse kommen, sondern auch von der öffentlichen Hand, findet Reschl. Dann ließen sich die vorgeschlagenen Projekte im Rahmen des städtischen Haushalts realisieren.

Auf zwei Schwachpunkt des Entwicklungskonzepts wies allerdings der Binsdorfer Ortsvorsteher Hans-Jürgen Weger hin: Erstens kämen die beiden kleinen Teilorte darin zu kurz; Binsdorf und Erlaheim hätten beide "katastrophale Ortsdurchfahrten", die aufgewertet werden müssten, nicht nur Geislingen. Zweitens: "Gefehlt haben auch die Alten. Die dürfen wir keinesfalls vergessen. In der Richtung müssen wir unbedingt etwas tun."

Dessen ungeachtet stimmten die Bürgervertreter dem Stadtentwicklungs- und dem Einzelhandelskonzept zu. Jedes einzelne Projekt darin bedeutet für Gemeinderat und Verwaltung noch einiges an weiterer Arbeit.

Einen konkreten Nutzen habe die Zustimmung des Gemeinderats bereits jetzt, verdeutlichte Bürgermeister Oliver Schmid: Dies erlaube, die Bauvoranfrage von Kleider-Müller in die nächste Phase zu bringen.