Jürgen Haug zeigt in seinem Geschäft Aufnahmen von der Ironman-Teilnahme vor vier Jahren. Foto: Schnurr

Der härteste Mann Geislingens nimmt bereits zum zweiten Mal an dem weltberühmten Triathlon auf Hawaii teil.

Geislingen - Beruflich hat Jürgen Haug mit warmen Decken und weichen Matratzen zu tun. Doch sportlich ist der 51-Jährige der härteste Mann Geislingens.

Der gelernten Einzelhandelskaufmann führt das Bettenfachgeschäft "Schlafträume" in der dritten Generation. Anfang Juli hat er sich in Frankfurt am Main bereits zum zweiten Mal nach 2010 für den berühmten "Ironman" qualifiziert (der Schwarzwälder Bote berichtete). Diese Weltmeisterschaft der Triathleten wird am 11. Oktober auf Hawaii ausgetragen und gilt als eines der härtesten Sportereignisse überhaupt.

Als Siebter in der Altersklasse ab 50 Jahren erreichte Haug in Frankfurt das Ziel. Damit sicherte er sich einen der Startplätze in Kailua-Kona, dem Ort, an dem im Oktober rund 1700 Athleten gegeneinander antreten.

Die Reaktionen auf diesen Erfolg seien in Geislingen überwältigend gewesen, sagt Haug, der beim Ironman für die TG Schömberg antritt: "Die Glückwünsche hörten nicht auf, das Handy stand nicht still."

Auch von fremden Leuten werde er darauf angesprochen – wobei ihn mancher geradezu ungläubig fragt: "Das ist ja Wahnsinn! Wie kann man nur so einen Sch... machen?" Aber das verstehe er, sagt Haug: Wenn er sich im Training quäle, frage er sich oft selbst: "Wie soll ich den Ironman schaffen?"

Auf Hawaii werde es "brutal, hart, heiß und feucht" werden, weiß er von seiner ersten Teilnahme vor vier Jahren – und ein "verdammt langer Tag". In jedem Rennen habe man drei bis fünf Tiefpunkte, an denen man sich frage, warum man das eigentlich mache. "Die muss man überwinden." Am Ende eines Triathlons, beim Lauf über 42,195 Kilometer, seien es nicht mehr die Muskulatur, die einen voran treibe – "das ist nur noch der Kopf".

Zu diesem Leistungssport ist Haug eher durch Zufall gekommen. Früher aktiver Fußballer beim TSV Geislingen, kam er 2002 nach einer Bandscheibenoperation in der Rehabilitation mit Schwimmen und Radfahren in Berührung, bald kam auch Laufen dazu.

Heute trainiert er jeden Samstag im Schömberger Schlichembad, läuft unter anderem im Tailfinger Stadion Lichtenbol und fährt auch Radrennen für den RSV Geislingen. Bei letzteren hole er sich vor allem "Wettkampfhärte" – aber mit Blick auf Hawaii werde er diesen Sommer gefährliche Wettbewerbe wie Mountainbike-Rennen vermeiden.

Haug sprüht geradezu in Vorfreude auf den Ironman auf Hawaii. Für diesen Wettkampf hat er sich einiges vorgenommen. 2010 hat er lediglich Platz 1293 erreicht: "Das Ergebnis kann ich nicht stehen lassen." Einfach dabei zu sein habe ihm damals noch genügt, diesmal müsse mehr drin sein.

Er hofft darauf, dass er die bereits in Frankfurt gezeigte Leistungsfähigkeit auch auf der Vulkaninsel im Pazifik abrufen kann. Bei dem Qualifikationsrennen in der Bankenstadt war er nur acht Minuten von einem Podestplatz entfernt, musste wegen eines Wadenkrampfs einen Kilometer vor dem Ziel anhalten und scheiterte nur deshalb um lediglich zwei Minuten an der Marke von dreieinhalb Stunden für den Marathon.

Er war in Frankfurt 20 Minuten schneller als vor vier Jahren und sagt: "Im Triathlon ist das ein Universum, erst recht in meinem Alter." Sein Wunsch ist, dass er auf Hawaii einen guten Tag erwischt. Wenn es so laufe wie im Juli, könne er auf einen Platz unter den besten 20 seiner Altersklasse hoffen.

Zwölf Tage vor dem Rennen wird er in Kailua-Kona sein, trainieren und sich akklimatisieren – einen Tag für jede Stunde Zeitverschiebung. Wenn Jürgen Haug am 11. Oktober nach fast zehn Stunden Dauerleistung durchs Ziel läuft, werden in seinem Heimatort die allermeisten Menschen noch schlafen – manche von ihnen vielleicht auf einer Matratze, die sie beim härtesten Mann Geislingens gekauft haben.