Bürgermeister Oliver Schmid begrüßt die Mitglieder des Planungsausschusses in Geislingen. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Positive Signale für Vorhaben vonseiten des Regionalverbands Neckar-Alb / Bebauungsplan als möglicher Weg

Der Planungsausschuss der Regionalverbands Neckar-Alb hat am Dienstag in Geislingen getagt. Nicht ohne Grund: Auf der Tagesordnung stand unter anderem die geplante Erweiterung der ortsansässigen Firma Kleider-Müller.

Geislingen. Die Signale für dieses Vorhaben vonseiten des Gremiums sind in der Summe positiv – obgleich mit einem "Aber" versehen: Umliegenden Kommunen sollen keine Nachteile entstehen.

Vor der Ausschusssitzung hatten der Verbandsvorsitzende Eugen Höschele, Bürgermeister Oliver Schmid und Mitglieder des Ausschusses eine Ortsbesichtigung bei Kleider-Müller unternommen. Dabei gewannen sie einen Eindruck der baulichen Gegebenheiten aus erster Hand – und auch davon, dass es nicht darum geht, zusätzlichen Verkaufsraum auf der "grünen Wiese" zu bauen: Die geplanten 1229 Quadratmeter zusätzlicher Fläche für den Modehandel sowie 699 Quadratmeter für einen Drogeriemarkt sollen auf bereits bestehenden Betriebs- und Parkflächen entstehen.

Das Problem – "eine unklare planungsrechtliche Ausgangslage" – schilderte Heike Bartenbach, beim Verband für die Wirtschaftsplanung verantwortlich: Geislingen sei kein zentraler Ort, ein großflächiger Verkauf wie der von Kleider-Müller sei daher dort nicht vorgesehen. Zudem gebe es keinen Bebauungsplan. Die bislang acht Erweiterungen des Unternehmens seit 1950 wurden auf Grundlage des Paragrafen 34 des Baugesetzbuchs genehmigt.

"Wir halten den Fall für lösbar", verbreitete der Vorsitzende Höschele dennoch Zuversicht. Der Regionalverband sei zwar keine Genehmigungsbehörde, könne aber Lösungsvorschläge machen.

Ganz konkret hoffe er, dass alle Akteure, also die Firma, die Stadt Geislingen und die Nachbarkommunen, zum Wohl des Unternehmens und der ganzen Region miteinander redeten. Deshalb lud er Bürgermeister Schmid und den Balinger Oberbürgermeister Helmut Reitemann zu einem Gespräch über das weitere Vorgehen ein.

Die Große Kreisstadt Balingen sei direkt von einer möglichen Erweiterung der Verkaufsfläche des Textilhandels betroffen und sehe die Bauabsichten mit großer Skepsis, wie Reitemann betonte. Er erinnerte daran, dass Balingen rund 11 500 Quadratmeter Verkaufsfläche für Bekleidung habe, Geislingen nach einer möglichen Erweiterung 10 295 Quadratmeter. "Wir wollen das Vorhaben nicht verhindern oder kaputt machen, aber es muss klar sein, dass es keine weiteren, negativen Auswirkungen auf Balingen hat." Und der geplante Drogeriemarkt sei deutlich größer als der Geislinger Nahversorgungsbedarf.

"Für ein geordnetes Verfahren ist ein Bebauungsplan wichtig", unterstrich Reitemann. Ein solcher biete Rechtssicherheit und sei daher auch im Interesse Geislingens. Er erwarte bei einem solchen Verfahren, dass die gleichen Maßstäbe angelegt würden wie unlängst in Balingen: Dort ist die Erweiterung des Real-Markts aufgrund regionalplanerischer Vorgaben abgelehnt worden.

Insgesamt fiel das Stimmungsbild im Ausschuss erfreulich für die zuhörenden Geschäftsführer Holger, Peter und Rainer Müller aus: Durchweg bekannten sich die Fraktionen zur Verpflichtung des Regionalverbands gegenüber dem Traditionsunternehmen. Man müsse Kleider-Müller ermöglichen, den Bestand zu sichern und zu modernisieren.

Rolf Hägele (Freie Wähler) erinnerte daran, dass die Firma einen deutlich über die Region hinaus gehenden Einzugsbereich habe. Das unterstützte Peter Seifert (Grüne): Müller führe Kunden in die Region, die dann auch Abstecher nach Balingen machten.

Günther-Martin Pauli (CDU) sah aus diesem Grund mehr positive als negative Auswirkungen für die Kreisstadt. Der Online-Handel mache viele Geschäfte kaputt, deshalb müsse man der Firma Müller helfen, ihre Kundenfreundlichkeit zu stärken –vorausgesetzt, dadurch komme es zu keiner Trübung des Verhältnisses zwischen Balingen und Geislingen.

In die gleiche Kerbe haute Martin Frohme (SPD): Man dürfe keine Hürden aufbauen. Vielmehr sollten Balingen und Geislingen in der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft eine Lösung finden.

Dass sich die Planung nun bereits fünf Jahre hinzieht und womöglich noch eine ganze Weile dauern wird, wenn ein Bebauungsplan aufgestellt werden soll, nehmen die Geschäftsführer von Kleider-Müller mit Galgenhumor hin: "Eigentlich wollten wir zum Jubiläum 90 Jahre fertig sein", sagte Holger Müller nach der Verbandssitzung. Das wird in diesem Jahr gefeiert.