Mehr Platz und mehr Akzeptanz bei den Eltern braucht das Konzept der Gemeinschaftsschule Kleiner Heuberg. Archivfoto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinschaftsschule Kleiner Heuberg ist gut angelaufen / Raumbedarf als zunehmendes Problem

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen/Rosenfeld. Seit einem Jahr wird in Geislingen nach dem Konzept der Gemeinschaftsschule unterrichtet. Aus pädagogischer Sicht ist dieses Projekt gut angelaufen.

"Die Kinder haben sich in das System hineingefunden", berichtet die Lehrerin Stephanie Beilharz. An der Gemeinschaftsschule würden nicht nur Inhalte vermittelt, sondern auch Lernmethoden. Das war im Unterricht an den bisherigen Haupt- und Werkrealschulen schon länger angelegt, "aber jetzt ist es offiziell Konzept".

Martina Wahl erlebt das seit vergangenem Schuljahr als eine der ersten Pädagoginnen in Geislingen. Sie ist Klassenlehrerin bei den jetzigen "Sechsern" und erläutert: An der Gemeinschaftsschule müssten die Kinder beispielsweise lernen, sich selbst zu organisieren und die Ergebnisse zu kontrollieren.

Das sei für die Kinder anstrengend und für die Kollegen "unglaublich arbeitsintensiv". Dass ein Schüler fachlich leistungsstärker sei, bedeute dabei nicht, dass er sich automatisch auch besser organisiere. Die Herausforderung sei, alle Kinder dazu zu bringen, dass diese größere Selbstständigkeit klappe. Doch allmählich könne man auf die automatisierten Abläufe im Unterricht zurückgreifen, sagt Martina Wahl: "Jetzt war es ein entspannter Einstieg ins neue Schuljahr."

Schulleiter Eberhard Rauschenberger bestätigt das: "Von den Lehrkräften wird an der Gemeinschaftsschule viel gefordert. Sie verdienen hohe Anerkennung." Ein halber Lehrauftrag bringe so viel Arbeit mit sich wie ein voller.

Hinsichtlich des pädagogischen Konzepts sind die Lehrkräfte mit dem bisher Erreichten zufrieden, wie auch – laut einer Umfrage – jene Eltern, deren Kinder die Gemeinschaftsschule besuchen. Bei anderen befragten Eltern fehle jedoch die Akzeptanz, bedauert Rauschenberger.

Beispielsweise würden bei entsprechender Empfehlung Kinder aus Geislingen und Rosenfeld meist auf eine Realschule gehen, obwohl die Mittlere Reife auch an der Gemeinschaftsschule möglich ist: "Die Eltern sind abwartend und schauen noch, wie es bei uns läuft", glaubt der Geislinger Rektor. "Das ist schade", sei aber damit zu erklären, dass die Realschule eine bewährte Schulart ist.

Die Entscheidung vor drei Jahren, in Geislingen und Rosenfeld eine Gemeinschaftsschule einzurichten, hält Rauschenberger dennoch für richtig: "Sonst wären wir jetzt in der gleichen Situation wie Hauptschulen ringsum – die sterben."

Ein Problem stellt allerdings der mit jedem Jahrgang zunehmende Raumbedarf dar. Der Ansatz "eine Klasse – ein Klassenzimmer" funktioniere bei der Gemeinschaftsschule nicht mehr. Im Grunde brauche jede Klasse zwei Räume – beispielsweise für die Gruppenarbeit oder als "Lernatelier".

Schon jetzt werden die Zehntklässler der bis spätestens 2018 auslaufenden Werkrealschule in einem Fachraum unterrichtet. Auch in der Mensa wird es immer enger, je mehr Ganztagesschüler von auswärts kommen.

Der wachsenden Raumnot will die Stadt Geislingen als Schulträger mit dem voraussichtlich vier Jahre dauernden Um- und Ausbau der Schlossparkschule begegnen. Die ersten Bauarbeiten sollen bereits während der Herbstferien beginnen (wir haben berichtet).

Für die Zeit bis zur Fertigstellung dieses Zehn-Millionen-Euro-Vorhabens wird man in Geislingen Übergangslösungen finden müssen. Denkbar ist beispielsweise, dass schon ab dem kommenden Schuljahr teilweise in Räumen im nahen Schloss unterrichtet wird. Dort ist derzeit der katholische Kindergarten untergebracht – doch der wird voraussichtlich nach der Fasnet 2015 zurück in die Brühlstraße 7 ziehen.

u 49 Sechst- und 32 Fünftklässler besuchen derzeit die Gemeinschaftsschule Kleiner Heuberg. Die meisten kommen aus Geislingen und Rosenfeld, zusammen rund zehn Prozent aus Balingen, Bisingen und Dormettingen.