Aus diesem Lager sind bis zu 140 Kubikmeter Schweinegülle in den dahinter fließenden Kaunterbach gelangt. Foto: Schnurr

Waldhof-Pächter Hartmut Gindele: "Versucht, Schaden zu verhindern." Trinkwasser nicht gefährdet.

Geislingen/Rosenfeld - Kurzzeitig war der Riedbach eine braune Brühe: Vergangene Woche sind auf dem Waldhof knapp 140 Kubikmeter Gülle ausgelaufen.

Hartmut Gindele ist seit 43 Jahren Pächter des Waldhofs, der auf Rosenfelder Gemarkung liegt, dicht an der Gemeindegrenze zu Geislingen. Dort hält der studierte Agraringenieur rund 500 Schweine. Diese produzieren jede Menge Gülle – die der Betrieb ordnungsgemäß sammelt und lagert.

Hinter dem Stallgebäude stehen zwei Güllesilos, in die auch der Überlauf des Fermenters der kleinen Biogasanlage gelangt. Eines der beiden war Mittwoch vergangener Woche beinahe voll.

Als Gindele die Fäkalienbrühe daraus in das andere pumpen wollte, ist ihm ein Bedienungsfehler unterlaufen: "Ich war abgelenkt, ein Schieber falsch gestellt, und die Pumpe lief weiter", gesteht der Schweinehalter freimütig ein: "Das war mein Fehler – eine ganz unglückliche Geschichte."

Die Gülle lief zurück in die Sammelgrube unter dem Stall. Als diese randvoll war, ergoss sich ihr stinkender Inhalt erst in den Hof, dann in den nahen Kaunterbach und floss von dort in den Riedbach, talabwärts durchs Ried und quer durch Geislingen. "Der Bach war eine reine Jauchebrühe", berichtet eine Augenzeugin.

Gindele alarmierte gegen 17.30 Uhr die Geislinger Feuerwehr und ließ Sandsäcke heranschaffen, um die Flüssigkeit bachabwärts aufzustauen. Außerdem kamen ihm zwei Kollegen mit Tankwagen zu Hilfe. Bis tief in die Nacht waren sie und die Feuerwehrleute im Einsatz und pumpten rund 200 Kubikmeter mit Bachwasser vermischter Gülle zurück in die Lagerbehälter.

"Ich habe alles in die Wege geleitet, um Schaden zu verhindern", sagt Gindele. Trotzdem, bedauert er, seien rund 140 Kubikmeter Gülle ausgelaufen. Das Umweltamt des Zollernalbkreises lobt dennoch die Bemühungen: "Dadurch konnten weitere Auswirkungen und Schäden verhindert werden. Die Hilfeleistung der Landwirte und der Feuerwehr war vorbildlich."

Ärgerlich für den Waldhof-Pächter: Vor vier Jahren ist schon einmal Gülle von seinem Betrieb den Bach hinuntergeflossen. Danach ließ Gindele eine Überfüllsicherung an den Güllelagern installieren. Die hat nichts geholfen, weil die Pumpe in die falsche Richtung arbeitete.

Nach dem Vorfall kamen Mitarbeiter des Umweltamts und entnahmen Wasserproben aus dem Bach. Die dabei gemessene Schadstoffkonzentrationen lagen über den zulässigen Grenzwerten, haben sich inzwischen aber wieder normalisiert. Gut möglich, dass die starken Regenfälle am vergangenen Wochenende die Gülle rasch aus dem Bachbett gespült haben.

In dem Fließgewässer seien viele Kleinlebewesen verendet, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung. Dazu gehören kleine Schwämme, Hohltiere, Krebse, Muscheln, Schnecken, Würmer, Egel und Insektenlarven.

Man könne davon ausgehen, dass sich diese neu ansiedeln werden, heißt es von Seiten des Landratsamts. Bisher habe man keine erkennbaren Folgeschäden festgestellt. Gefahr für die Trinkwasserversorgung sei von der Gülle nicht ausgegangen.

Der Weidensee hat den Vorfall unbeschadet überstanden. Zwar wurden laut Ingo Sieber, Vorsitzendem des Geislinger Fischereivereins, im nahen Riedbach Proben entnommen. In den See selbst scheint jedoch nichts geflossen zu sein. Falls es dabei bleiben sollte, ist Geislingen noch einmal mit einem "braunen Auge" davongekommen.