Kirchengemeinderat Heiner Kirmeier gibt Auskunft über die Ergebnisse der bauhistorischen Untersuchung in St. Ulrich. Fotos: Renz Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirche: Basar, Kirchen- und Orgelführung in St. Ulrich: Erlös ist für Renovierung des Gotteshauses bestimmt

Die Geislinger St.-Ulrich-Kirche ist am Samstag im Mittelpunkt des Geschehens gestanden. Mit einem Kirchenbasar mit Bücherflohmarkt, einer Orgelführung und der Präsentation der bauhistorischen und bautechnischen Untersuchungsergebnisse der Kirche wurde den Besuchern einiges geboten.

Geislingen. Rund 3000 Kirchen und Kapellen stehen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, etwa 30 Kirchen wurden in der Zeit vom Ende des Ersten Weltkriegs bis Ende der 1920er-Jahre erbaut. Nur noch drei davon sind im bauzeitlichen Zustand erhalten: die Kirchen Maria Himmelfahrt, Baienfurth, Christ König, Stuttgart-Vaihingen, und St. Ulrich in Geislingen, die 1927/1928 erbaut wurden.

In einem Vortrag vermittelte Kirchengemeinderat Heiner Kirmeier viel Wissenswertes aus den bautechnischen und bauhistorischen Untersuchungen der vergangenen beiden Jahre. "Die Statik weist keinerlei Mängel auf, das schon mal als gute Nachricht vorne weg", freute sich Kirmeier. Restaurator Peter Vogel, unter dessen Regie das Stifterbild in der Akademie der Künste restauriert wurde, bezeichnete St. Ulrich als "perfekte Kirche".

"Einen Markstein in der Geschichte des Kirchenbaus in der Diözese" nennt Albert Pfeffer, Pfarrer in Lautlingen und Vorsitzender des Diözesankunstvereins Rottenburg, das Bauwerk. Mit einer Gesamtlänge von 57,60 Metern, einer Breite von 22,64 Metern und einer Höhe von 20,50 Metern bietet die St. Ulrich 917 Sitzplätze und ist somit die größte Kirche im Balinger Dekanat.

Seit der letzten Renovierung, die 1984 abgeschlossen wurde, sei viel Zeit vergangen; und etliche Mängel würden die Kirchengemeinde zum Handeln zwingen, hieß es. Farb- und Putzabplatzungen im Eingangsbereich des Kirchenschiffs und an den Wandpfeilern, Verschmutzung des einmaligen Zollinger Gewölbes sowie Risse im Chorgewölbe nehmen dem Bauwerk teilweise den Ausdruck. Die Veränderungen der ursprünglichen Farbgebung waren auch nicht dazu angetan, die Harmonie des Bauwerks zu fördern.

Die Wandgemälde des Geislingers Professors Albert Birkle, der den Triumphbogen gestaltete, beeindrucken den Betrachter immer noch. Heiner Kirmeier fand bei seiner intensiven Recherche heraus, dass der Künstler für seine Arbeit in der Kirche sogar eine Professur in Berlin ablehnte.

Birkle gab den Heiligen sogar Gesichter aus seiner Familie. So soll der Maler in Maria Gesichtszüge seiner Frau, bei Josef die eines Onkels und bei Jesus die Gesichtszüge seiner Großmutter verewigt haben. Eindrucksvoll mit vielen Bildern hinterlegt, erfuhren die Besucher bei dem Vortrag viel Historisches bis zur liturgischen Bewegung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. "Unsere Kirche ist etwas ganz Besonderes", ist nicht nur Heiner Kirmeier, sondern allen Zuhörern bewusst geworden.

Im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten soll der alte Zustand der Geislinger Kirche St. Ulrich wieder hergestellt werden. Mit einem energieeffizienten Lichtsystems soll das Bauwerk dann auch wieder "in altem Glanz" erstrahlen.

Besucher erwartet ein großes Angebot

Mit vielen Aktionen der Kirchengemeinde wurde vor einigen Jahren die Orgelrenovierung umgesetzt. Mit der Orgelführung von Hildegard Gulde und Wolfgang Amann, der historischen und bautechnischen Kirchenführung sowie dem Kirchenbasar im Gemeindehaus wurde gestern der Grundstein für die Renovierung des Kleinods gelegt.

Riesig war das Angebot, das die Besucher beim Kirchenbasar erwartete. Von Holzarbeiten, selbst gestrickten Socken, Schals und Kinderschühchen über Marmeladen und andere Köstlichkeiten bis hin zu Karten und Geschenken brachten die Gäste in Kauflaune. Schätze konnten Lesefans auch beim Bücherflohmarkt ergattern. Mit Kaffee, Kuchen und einem kleinen Imbiss versorgte das Küchenteam die zahlreichen Gäste. Auch nach der Vorabendmesse war das Gemeindehaus noch geöffnet.