In Arbeitsgruppen diskutierten die Geislinger Ideen zu verschiedenen Themen. Foto: Werthenbach

Geislinger Bürgerwerkstatt zur Stadtentwicklung. Viel Handlungsbedarf bei Wohnraum und Straßenbild.

Geislingen - Viele Bürger Geislingens sind am Mittwoch dem Aufruf gefolgt, die Zukunft ihrer Stadt mitzugestalten. In einer Bürgerwerkstatt brachten sie ihre Ideen zur Stadtentwicklung ein und diskutierten diese.

"Wir können nicht versprechen, dass alle Ideen umgesetzt werden", kündigte Philipp König vom Stadtentwicklungs-Büro Reschl zu Beginn an, "aber jede Idee wird beantwortet". Rund 50 Geislinger haben sich am Mittwochabend unter Federführung der professionellen Stadtplaner im Bürgerhaus Harmonie getroffen, um ihren Beitrag zur "Stadtentwicklungsstrategie und Einzelhandelskonzeption Geislingen 2030" zu leisten.

Bürgermeister Oliver Schmid freute sich über die rege Anteilnahme an diesem "wichtigen Termin für Geislingen". Nach dem kurzen Grußwort nahm er im Publikum Platz und übergab das Wort den Stadtplanern Philipp König und Lena Müller. Die betonten gleich, dass es an diesem Abend um die Ideen der Bürger und um eine "offene, ehrliche Diskussion" gehe. Vor Beginn der Bürgerwerkstatt informierten König und Müller über den aktuellen Stand des Projekts "Geislingen 2030", wobei sie die wichtigsten Zahlen als Grundlage für die Stadtplanung präsentierten. Dabei ging es zum Beispiel um die Bürgerbefragung unter 2500 zufällig ausgewählten Geislinger Einwohnern. Davon nannten fast 96 Prozent die allgemeine Lebensqualität in ihrer Stadt gut bis sehr gut. Als größter Störfaktor im Geislinger Alltagsleben ging der Durchgangsverkehr im Ort aus der Umfrage hervor.

Als weitere Grundlage der Stadtplanung präsentierte König eine Prognose zur Bevölkerungsentwicklung – mit verschiedenen Szenarien: Gemäß der "natürlichen Entwicklung" sinkt Geislingens Einwohnerzahl bis 2030 von derzeit 5932 auf 5546, nach dem Trend der letzten fünf Jahre sogar auf 5528. Es wäre auch der "Bestandserhalt" bei gleichbleibender Bevölkerung oder sogar eine "Stabilisierung Plus" mit einem Anstieg auf 6168 Einwohner möglich, so König. Anschließend sollte jeder einen Punkt markieren, den er sich als Ziel der Bevölkerungsentwicklung bis 2030 wünschen würde: Die meisten Punkte landeten oberhalb der Kurve des "Bestandserhalts".

Für die anschließende Bürgerwerkstatt teilten sich die Anwesenden in zwei Arbeitsgruppen auf: Die eine setzte sich mit den Themen Siedlungsentwicklung und Wohnen, Gewerbe und städtebauliche Gestalt auseinander, die andere Gruppe erarbeitete Lösungen zu den Themen Infrastruktur und Soziales, Mobilität, Freizeit, Naherholung und Tourismus.

Nach gut eineinhalb Stunden präsentierten die Gruppen im Plenum jeweils ihre Ergebnisse. In der Siedlungsentwicklung wollen die Geislinger dem Wohnungsmangel entgegenwirken, indem sie sich vermehrt um ungenutzte Wohn- und Bauflächen bemühen und innerorts den Wohnungsbau vorantreiben, um ein Aussterben des Ortskerns zu verhindern. Die Vorstadtstraße soll eine "gestalterische Aufwertung" erfahren, möglicherweise durch eine kleine Allee und Grünanlagen. Vor allem sollten auch die Einzelhändler davon profitieren, hieß es. Ebenso wichtig war den Bürgern, den Einzelhandel in Binsdorf und Erlaheim zu erhalten.

Die andere Gruppe betonte die gute Infrastruktur bezüglich des Kindergarten- und Schulangebots – die solle nicht nur erhalten, sondern am besten ausgebaut werden. Zusätzlich solle es mehr Wohnraum für Senioren und eine verbesserte ärztliche Versorgung geben. Außerdem sprach sich die Gruppe für eine bessere Barrierefreiheit aus, nicht nur für Rollstuhlfahrer, sondern auch für Eltern mit Kinderwagen. Zudem solle es künftig gemeinsame kulturelle Veranstaltungen der drei Geislinger Stadtteile geben; insgesamt sehen die Bürger im Schlosspark und am Weidensee viel Potenzial für Freizeitangebote.

König und Müller zeigten sich zufrieden mit den Ergebnissen und sehen "vorhandene Ressourcen sowie kommunalen Handlungsspielraum" für die Verwirklichung der Ideen.