Tanja Amann aktualisiert die Statistik, Ingrid Schmid telefoniert mit der Stadtverwaltung: Ein ganz normaler Vormittag im Büro des sozialen Netzwerks GEBs. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales NetzwerkDie Nachfrage steigt, die Zahl der Aktiven nicht / Erprobungsphase endet 2016

Immer mehr Einwohner nutzen das Netzwerk "Geislingen, Erlaheim, Binsdorf – sozial" (GEBs). Kommendes Jahr endet die auf drei Jahre angelegte Erprobungsphase.

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. GEBs ist eine Kooperation der Stadt, der beiden Kirchengemeinden und des Fördervereins Altenhilfe. Diese haben im April 2013 einen Vertrag geschlossen, der formal und organisatorisch regelt, wie in der Gesamtstadt Geislingen helfende Handreichungen vermittelt werden können.

GEBs vermittelt aus einem Pool von derzeit rund 40 Helfern fast alle Arten von Dienstleistungen – außer Pflege und professionellen Handwerksarbeiten. Die vier tragenden Säulen der Arbeit, die ständig nachgefragt werden, sind Haushaltshilfe, Gartenarbeit, Winter- und Fahrdienste. "Vor allem die Gartenarbeit war dieses Jahr richtig gefragt", berichtet Ingrid Schmid, die Vorsitzende des Fördervereins.

Insgesamt steige die Nachfrage nach den Handreichungen, die das Netzwerk vermittelt: 2014 waren es 1105 Helferstunden, bis in den September 2015 bereits 1148, zum Jahresende werden wohl rund 1500 geleistet sein – ein stetiges Wachstum.

Dass der Bedarf nicht geringer werden wird, ist aufgrund der demografischen Entwicklung absehbar: "Ich bin guter Dinge, dass sich das in den nächsten Jahren noch verstärkt", so Ingrid Schmid. "Die Hilfesuchenden werden sicher mehr."

Dass die Mund-zu-Mund-Werbung aufgrund der zufriedenen Kunden immer besser wirkt, ist Segen und Fluch zugleich. Denn die Zahl der Helfer wächst nicht im gleichen Umfang wie die Nachfrage. Derzeit nehmen rund 70 Personen Dienstleistungen in Anspruch – Tendenz steigend.

Die Helfer packen teils bei zwei oder drei "Kunden" an. Aufgrund der starken Nachfrage sucht GEBs derzeit dringend weitere Haushaltshilfen.

Ziel von GEBs bleibt: Jede Aufgabe, die nachgefragt wird, sollte auch erledigt werden können. Doch mehr Helfer zu finden ist schwer.

Ihre Vergütung zu erhöhen geht laut Ingrid Schmid kaum, weil dann die steuerfreie Summe von 2400 Euro pro Jahr für die Helfer noch schneller überschritten würde. Außerdem könnten sich finanziell weniger gut Gestellte die Nachbarschaftshilfe womöglich nicht mehr leisten.

Dieses Problem zu lösen wird eine der zentralen Herausforderungen, wenn im kommenden Jahr die dreijährige Erprobungsphase endet. Aufgrund der Entwicklung, schlägt die Fördervereinsvorsitzende vor, sollten die Träger Details der Kooperation neu verhandeln.

Zuschüsse der Träger könnten kommendes Jahr gesenkt werden

Gut laufe es wirtschaftlich – das ist der Segen der wachsenden Bekanntheit von GEBs. Man arbeite inzwischen mit einer "schwarzen Null", sagt Ingrid Schmid. Bislang bezahlt die Stadt 1,50 Euro je Einwohner pro Jahr, jede der Kirchengemeinden 50 Cent je Kirchenmitglied pro Jahr. "Wir benötigen nicht mehr Zuschüsse in der bisherigen Höhe." Die Beträge können so eventuell gesenkt werden.

Unabhängig von formalen und organisatorischen Veränderungen hat GEBs in der Gesamtstadt Zukunft: "Es geht auf jeden Fall weiter", ist Tanja Amann sicher, die das Geislinger GEBs-Büro führt.

Die Akzeptanz für die Helfer im Ort sei groß, die Dankbarkeit der Kunden ebenso. Und oft seien die Handreichungen auch eine Möglichkeit, Kontakte zu pflegen, die gerade im Alter weniger werden. Dadurch wird das Geislinger Netzwerk ganz im Sinn seines Namens sozial wirksam.