Natur: Tiere verenden in Geislinger Teich / Landratsamt lässt Wasser untersuchen – ohne Ergebnis

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Verwesungsgeruch liegt rund um den Teich in der Luft. Dutzende, wenn nicht Hunderte toter Fische hat Albrecht Hauser aus dem kleinen Gewässer nahe der L 415 gezogen. Sie verfaulen im Gras, auf Steinen, in einer Schubkarre. Die Ursache? Unklar.

Geislingen. Acht Karpfen, bis zu 60 Zentimeter lang, einige große Goldfische, ungezählte Rotaugen und andere kleine Fische: Dass so viele Tiere in dem Teich gelebt haben, wusste der Geislinger Gärtnermeister selbst nicht. Bis er sie am Sonntag bauchoben auf dem Wasser treiben sah.

Sein Vater Ulrich Hauser hat den knapp 600 Quadratmeter großen Teich vor mehr als 50 Jahren angelegt. Damals gab es noch keine Leitungen, die ins Gewann Balgenau geführt hätten, und für die heißen Monate benötigte die Gärtnerei Waserreserven.

Heute kommt das Wasser für Blumen und Gemüse von der Wasserversorgung Kleiner Heuberg. Für die Gewächshäuser wird nichts aus dem Teich entnommen.

Dieser sei nur noch für die Tiere da, betont Hauser: für seine Enten und den prächtigen Ganter "Heinrich", um deren Gesundheit er sich jetzt sorgt, und für die Fische, die im Lauf der Jahrzehnte immer wieder von Fremden dort ausgesetzt worden seien und sich nach und nach vermehrt hätten. "Ein kleines Tierparadies", sagt der Besitzer. Dieses Paradies ist jetzt verloren.

Einen ersten Hinweis, dass etwas nicht stimmte, gab Leo, der Appenzeller-Mischling der Familie Hauser: Als es vergangene Woche heiß war, durfte der Hund im Teich baden. In der Nacht darauf hat er sich erbrochen. Mittlerweile geht es ihm wieder gut.

Angesichts der toten Fische ist Hauser heilfroh, dass der geliebte Vierbeiner noch am Leben ist: "Das Schlimmste wäre gewesen, wenn unser Hund gestorben wäre."

Am Montagmorgen hat er beim Umweltamt des Zollernalbkreises angerufen: Umgehend sollten Wasserproben genommen werden, um zu klären, was die Ursache des Fischsterbens ist. Um die Mittagszeit kam ein Mitarbeiter eines Tübinger Umweltanalyse-Instituts, den das Landratsamt beauftragt hat.

Ein "massives Fischsterben" stellte der Fachmann fest. Aber: ein zu geringer Sauerstoffgehalt ist nicht dessen Ursache gewesen. Hausers Teich hatte 8,1 Milligramm je Liter Wasser; erst bei einem Wert unter vier Milligramm wird es für Fische kritisch.

Also doch ein Giftstoff? Hauser kann nur spekulieren: Vergangene Woche hat er die Schleuse zum Wassergraben geöffnet, um den abgesunkenen Teichpegel zu heben. Möglicherweise sei dabei eine giftige Substanz in das Gewässer gelangt, vermutet er.

Die Wasserprobe ist mittlerweile auf Stickstoff, Nitrat, Nitrit, Sulfid und sogar das Blausäure-Salz Cyanid untersucht. "Das Wasser ist top", hat das Umweltinstitut mitgeteilt. "Darin könnte man baden."

Mehr könnte vielleicht die Analyse von elf toten Fischen erbringen, die das Veterinäramt mitgenommen hat. "Mich würd’s schon interessieren", sagt Hauser. "Aber womöglich findet man’s nie raus."

Dass das Fischsterben Folge des Unfalls vergangene Woche auf den Waldhof gewesen ist, bei dem große Mengen Gülle ausgelaufen sind (wir haben berichtet), bezweifelt er: "Das ist eigentlich zu weit entfernt." Dies bestätigt auf Anfrage des Schwarzwälder Boten auch das Landratsamt: "Davon gehen wir, nicht zuletzt aufgrund der Entfernung und einer fehlenden Verbindung des den Teich speisenden Gewässers mit dem durch den Gülleunfall betroffenen Riedbach, nicht aus", so Marisa Hahn von der Pressestelle.

Pestizide aus der Landwirtschaft kommen laut Albrecht Hauser ebensowenig in Frage: Die Flächen im Balgenau würden nicht ackerbaulich genutzt. Vielleicht sei aber aus einem der zahlreichen Gartenhäuser etwas ins Wasser gelangt. Der Graben, aus dem er den Teich füllt, speist sich aus den Wiesen.

Damit bliebe noch die Möglichkeit von Sabotage. Darüber, dass jemand absichtlich eine schädliche Substanz in den Teich gekippt hat, will der Gärtnermeister lieber gar nicht nachdenken.

Die toten Fische sind am Freitagmorgen von der Tierkörperbeseitigungsanlage in Horb abgeholt worden. Bis dahin waren sie unter der Sommersonne verwest: Katzen und Füchse hielten sich von den Kadavern fern, rochen vermutlich, dass es tödlich sein könnte, falls sie etwas davon fräßen.

Die Entsorgung muss der Teichbesitzer bezahlen, ebenso die Untersuchung der Wasserprobe. Und falls der einen Meter tiefe Schlamm mit einem Umweltgift belastet sein sollte, bliebe dessen Entsorgung wohl auch an der Gärtnerei Hauser hängen.

Wie es jetzt weitergeht? Ob frisches Wasser aus dem Graben in den Teich darf? Hauser ist ratlos: "Ich weiß es echt nicht."