"Narrenstüble" der Geislinger Zunft wird am kommenden Sonntag eingeweiht / Neue Räume sollen Zusammenhalt fördern

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. Der lange gehegte Wunsch nach mehr Platz wird erfüllt: Kommenden Sonntag weiht die Geislinger Zunft das "Narrenstüble" im ehemaligen Bauhof ein.Bereits unter seinen Vorgängern Karl Wiesbauer und Dieter Hornung sei klar gewesen, dass die Narren irgendwann aus dem Schloss ziehen wollten, erinnert sich der heutige Zunftmeister August Schädle. Denn Platz war dort eigentlich nie genug: Zubehör wurde irrtümlich doppelt gekauft, weil man sich in den vollgestopften Lagerräumen auf der Bühne nicht mehr zurechtfand. Und bei Weihnachtsfeiern des großen Vereins mussten Gäste heimgehen, weil sie nicht mehr hineinpassten.

Die konkrete Idee, aus dem alten Bauhof der Stadt eine neue Bleibe zu machen, stand schon mindestens sechs Jahre im Raum: "Ich guck’, dass wir den kriegen", schlug Schädle vor, als Geislingen einen Neubau errichtete. Er fand dafür die Unterstützung des Zunftrats, und tatsächlich erhielten die Narren letztlich den Zuschlag für das Gebäude.

Im Mai vergangenen Jahres begann für die Narren der Umbau. In dem entkernten Rohbau hat der Verein unter anderem Fenster, Heizung, Fliesen, Laminat und Köche installiert.

Ganz billig war das nicht – soviel ist klar, obgleich Schädle und sein Stellvertreter Uwe Geitlinger nicht über konkrete Euro-Beträge sprechen wollen. Teurer als geplant ist der Komplettumbau zum "Narrenstüble" auf jeden Fall geworden. Nicht zuletzt, weil seit Jahresbeginn die Materialkosten stark gestiegen sind. Gut, dass Firmen und Privatleute die Narren mit Spenden unterstützten. 30 Prozent der Kosten werden aus Fördermitteln des Stadtsanierungsprogramms bestritten. "Wenn wir das nicht gekriegt hätten, wäre das Projekt gescheitert", sagt Schädle.

Den Kostenfaktor Arbeitslohn hat der Verein jedoch nach Kräften begrenzt. Für Fliesen, Dach, Fenster und Türen beauftragte man externe Unternehmen, alles andere haben Fachleute aus der Zunft gemacht. Etwa 60 der rund 700 Mitglieder des Vereins haben sich daran beteiligt und zusammen mehr als 2000 Arbeitsstunden geleistet. Zunftrat, Spandalen, Zimmerer, Ballett oder Pelzrutscher – aus jeder Sparte hat jemand geholfen. "Wir haben eine gute Allround-Truppe beisammen", freut sich deshalb der Zunftmeister.

Deren Einsatz hat sich gelohnt: Nach 52 Jahren steht der Narrenzunft genug Platz zur Verfügung. Kein Wühlen auf zwei Dachböden und in einer angemieteten Garage mehr, der Fundus für Prunksitzung und Umzug sowie der Prinzenwagen sind an einem zentralen Ort übersichtlich gelagert. Im Narrenstüble gibt es die Garage als Lagerraum, zwei Kleiderkammern, einen Sitzungs- und einen großen Wirtschaftsraum, der auch vermietet wird.

Ein Prunkstück ist der Jugendraum unterm Dach: "Da möchte ich nochmal jung sein, so schön ist der", findet Schädle. Das bietet die Möglichkeit, die Jugendarbeit aufzuwerten: Einmal wöchentlich soll künftig für die Mitglieder unter 18 – rund 60 Balletttänzerinnen und etwa 100 Hästräger – geöffnet sein.

Von den neuen Räumen werde aber der Zusammenhalt insgesamt profitieren, hoffen Schädle und Geitlinger. Bei Veranstaltungen wie Weihnachtsfeier, Hausball oder Saisoneröffnung soll niemand mehr fortgeschickt werden. Das neue Narrenhaus werde so der Gemeinschaft und Kameradschaft dienen: "Damit haben wir einen Grundstein für unsere Nachfolger gelegt. Die werden es nicht mehr so schwer haben."

Auch auf das Aussehen des Gebäudes sind die beiden Vorstandsmitglieder stolz. Man sieht es von der Straße nach Rosenfeld aus, das sei eine optische Aufwertung der Stadt. "Aus einem hässlichen Entlein haben wir einen stolzen Schwan gemacht."

u Das "Narrenstüble" in der Schafbrunnenstraße wird am Sonntag, 11. November, um 11.11 Uhr offiziell eingeweiht.