Die Situation am Ellenberg sowie die Möglichkeiten dessen künftiger Nutzung erläuterte Förster Wolfgang Heitz. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Anwohner, Forst, Jäger, Naturschutz und Verwaltung tauschen sich aus / Vom Eschen- zum Bannwald

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen. Es geht weder darum, den Ellenberg "plattzumachen", noch darum, die Jagd dort zu unterbinden: Ein Konsens ist gefunden, wie es mit dem Geislinger Naherholungswald weitergehen soll

Rund 90 Prozent der Eschen dort sind von einer Pilzkrankheit befallen und werden absterben (wir berichteten). "In zehn Jahren sind die weg, ob wir eingreifen oder nicht", erklärte Revierleiter Wolfgang Heitz. Bei einem Ortsbegang diskutierten Anwohner, Forst, Jäger, Naturschutz und Verwaltung darüber, was in dem bei Spaziergängern beliebten, aber auch wirtschaftlich genutzten Waldstreifen gemacht werden soll.

Heitz und Forstdirektor Michael Kauffmann stellten drei Nutzungsmöglichkeiten vor: Erstens sei ein reiner Erholungswald denkbar; in diesem gelte das vorrangige Interesse der Waldästhetik und der Verkehrssicherung – anders gesagt: Bäume und Äste dürfen nicht auf Spazierwege stürzen. Zweitens könnten die noch gesunden Eschen, die bislang das Bild des Walds prägen, gefällt und wirtschaftlich genutzt werden. Als dritte Alternative sei ein "Waldrefugium" denkbar, in dem gar nichts mehr gemacht wird und man der Natur die Waldverjüngung überlässt.

In der Diskussion während des Ortsbegangs wurden die Interessen der Betroffenen deutlich. So pochte Albvereins-Vertrauensmann Bernhard Bosch darauf, dass die angelegten Wege weiter für Spaziergänger zugänglich sein müssten. Das erfordert aber, dass links und rechts der Wege in einer Baumlänge Abstand alle umsturzgefährdeten Eschen gefällt werden.

Für die Jäger ist laut Gerhard Schmid von Bedeutung, dass der Ellenberg für Wild einen Durchgangsbereich zu anderen Gebieten darstellt. Aus Sicht der Naturschützer wäre ein Alt- und Totholzkonzept das Hauptziel.

Die Anwohner schließlich haben die Sorge, dass der Wald unansehnlich wird, wenn Bäume gefällt und durch Neupflanzungen in Wuchshüllen aus weißem Plastik ersetzt werden. Außerdem haben manche Geislinger noch im Hinterkopf, dass im Riedbachtal vor einigen Jahren viele Bäume gerodet wurden, um Platz für ein Regenrückhaltebecken zu machen – daher rührt die Sorge, dass wegen des Eschentriebsterbens der ganze Wald weichen müsse.

In der Diskussion der verschiedenen Interessengruppen fand sich ein Kompromiss: Die Nutzung des Ellenbergs soll in drei Bereichen auf unterschiedliche Weise erfolgen.

Im oberen, bis zum Wasserhochbehälter ansteigenden Bereich werden die vorhandenen Eschen gefällt – in der Forstsprache "geerntet" – und durch neu angepflanzte Bäume ersetzt. Im mittleren Bereich, entlang eines nicht befestigten Spazierwegs, werden die dort stehenden Eschen ebenfalls gefällt, doch diese "Pufferzone" wird nicht aktiv aufgeforstet.

Der untere Bereich, aufgrund der Nähe zu Ried- und Talbach mit einem sehr feuchten Boden, soll schließlich zu einer Art "Bannwald" oder einem "Waldrefugium" werden. Dort sollen lediglich einige Licht schluckende Fichten gefällt werden, damit zum Standort passende, wertigere Baumarten mehr Platz haben. Ansonsten bleiben diese Waldflächen sich selbst überlassen, was im Sinne des Naturschutzes ist.

Die Forstverwaltung soll auf Grundlage dieses Konsens’ ein Konzept für die künftige Bewirtschaftung des Ellenbergs erstellen. Einige der bisherigen Wege müssen künftig als "nicht mehr begehbar" gekennzeichnet werden.