Bürogemeinschaft aus dem Osten verspricht geprellten "Gewinnern" satte Entschädigung

Von Gert Ungureanu

Geislingen. Mit einer neuen Masche sind betrügerische Ausrichter von Kaffeefahrten im Zollernalbkreis unterwegs. So wird vorgegeben, als "Insolvenzverwalter" aus der Insolvenzmasse eines sogenannten "Gewinn-Service" zum Vorteil des "Geschädigten" eine "angemessene Summe" erstritten zu haben.

Auch Familie B. aus Geislingen erhielt Post: ein seriös wirkendes Schreiben der Bürogemeinschaft für Finanzdienstleistungen Jensen-Weise-Feldhaus aus Bethen, angeblich die "Letzte Erinnerung an den festgesetzten Termin zur nachträglichen Gewinnübergabe".

In dem Schreiben werden die Geislinger aufgefordert, bis spätestens 15. März eine Antwort zu schicken an die Postfach-Firma "AZ Kundenservice UG", die – wen wundert’s? – genau wie die eingangs genannte Postfach-Bürogemeinschaft in 49649 Bethen sitzt.

Und um besonders glaubhaft zu wirken, wird in dem Schreiben behauptet, die Bürogemeinschaft Jensen-Weise-Feldhaus vertrete "alle Geschädigten von Gewinnmitteilungen der Firma Gewinn-Service". Aus der Insolvenzmasse der Firma sei für Familie B. eine "angemessene Summe realisiert" worden, die sich zuzüglich Zinsen und abzüglich Geschäftsgebühr sowie "Post und Telekommunikation" auf genau 970 Euro und vier Cent belaufe.

"Unser Auftrag ist es, für Ihr Recht zu kämpfen", argumentiert der unterzeichnende "Unternehmensberater Paul Gerhard Jensen". Und der Herr B. habe "letztmalig die Gelegenheit, den Betrag am 29.03.11 in unserer Zweigstelle in der Nähe von Geislingen persönlich einzulösen". Danach müsse das Gewinn-Konto aufgelöst werden.

Und nicht genug mit dem Geldbetrag: "Außerdem konnten wir eine Zusatzprämie aus den Lagerbestandsauflösungen der betroffenen Firma für Sie aushandeln!", schreibt der vermeintliche Unternehmensberater, "Herr B. erhält kostenlos einen Artikel im Wert von 162,90 Euro."

"Die Masche hat sich geändert, die Geschichte ist die gleiche", sagt Polizeisprecher Peter Mehler. Er selbst habe schon viele solche "Gewinnbenachrichtigungen" gesammelt. Diese hier ist auch für den erfahrenen Polizeibeamten noch neu: Die Briefeschreiber würden bewusst den Eindruck erwecken, die "Guten" zu sein, die "Geprellten" zu ihrem "Recht" verhelfen wollen. Aber im Grunde gehe es nur darum, die Leute auf eine Kaffeefahrt zu locken und ihnen minderwertige Ware zu verkaufen. "Zielpersonen sind ältere Menschen, die nicht nachprüfen, ob eine Firma seriös ist oder nicht."

Bei Familie B. aus Geislingen hat es nicht funktioniert: Gleich nachdem der Name des Absenders in die Suchmaske eingegeben war, kamen eine ganze Menge Treffer von geprellten "Gewinnern", die andere vor dem Schaden bewahren wollen.

Weitere Informationen: www.gewinnbriefe.de