Auch im elterlichen Haus in Erlaheim übt Jürgen Schnitzler Trompete. Für jeden Anlass hat er dabei das richtige Instrument zur Hand: B- und C-Trompete, jeweils mit amerikanischen und deutschen Ventilen, eine Piccolo- und eine "Fasnets"trompete. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Erlaheimer Trompeter Jürgen Schnitzler studiert Musik / "Vom Schlagzeug war nicht mehr die Rede"

Von Wolf-Ulrich Schnurr

Geislingen-Erlaheim. Für den Erlaheimer Jürgen Schnitzler hat die Karriere im Musikverein seines Heimatorts begonnen. Heute Abend spielt er beim Galakonzert zum 40-jährigen Bestehen der Jungen Bläserphilharmonie die erste Trompete.

Den Beginn seiner bisherigen Laufbahn verdankt Jürgen Schnitzler seinem Vater Ernst. Der spielt bis heute Bariton im Musikverein Erlaheim.

Als Jürgen vier oder fünf Jahre alt war, hörte er dem Papa beim Üben zu – und hat zum ersten Mal in "so ein Blechding" gepustet: "Natürlich kam noch kein richtiger Ton heraus." Doch später machte das den Einstieg ins Instrumentenspiel einfacher.

Bei Toni Bechle erhielten Jürgen Schnitzer und sein gleichaltriger Freund Daniel Holderied mit sieben oder acht Jahren Theorieunterricht. Nach zwei Jahren sollten sie sich für ein Instrument entscheiden: "Welcher Junge in dem Alter will nicht Schlagzeug lernen?", erinnert sich Schnitzler schmunzelnd.

Doch es kam anders: Papa Ernst brachte eine Trompete mit: "Ein Glücksfall", sagt Schnitzler. "›Ich habe hier etwas für dich‹, hat er gesagt. Und ich habe gespielt." Das klappte von Anfang an gut, und er ist dabei geblieben: "Vom Schlagzeug war nicht mehr die Rede."

Bald erhielt der Zehnjährige Unterricht bei Joachim Haile in Dormettingen. Die folgenden Jahre spielte Jürgen im Musikverein erste Trompete, legte die D-Prüfungen ab, und beschloss mit 13 oder 14 Jahren, Musik zu studieren: "Das Talent dafür war ja da."

Mit 14 Jahren trat er der Jungen Bläserphilharmonie der Kreisverbands Zollernalb bei. Bis heute spielt er in dem Auswahlorchester. Dadurch kam er in Kontakt mit Profimusikern – und sein Bild wandelte sich: "Das ist ein harter Job", erkannte er.

Eine Karriere als Profi schloss er bald aus – zu groß der Druck, zu unsicher das Einkommen: "Was bringt’s dir, dass du einer der besten Klarinettisten Deutschlands bist, wenn du am Ende der Saison arbeitslos bist?" So reifte in ihm der Entschluss, die Musik mit seinem zweiten Berufswunsch zu verknüpfen: Schon seit der Grundschulzeit wollte er auch Lehrer werden.

Nach dem Abitur 2010 und dem Zivildienst machte er ein Praktikum und schnupperte drei Monate lang "Profiluft" beim Landespolizeiorchester. Er durfte in dessen Proben mitspielen – das sei schon interessant gewesen, aber auf Dauer nichts für ihn.

Schnitzler bewarb sich für einen Studienplatz "Musik fürs Lehramt" an der Musikhochschule Trossingen. Vor dem Studium stand eine Aufnahmeprüfung – "ein gutes Abi alleine bringt einem da leider nichts". Die Prüfung hat er bestanden – und ist jetzt einer von nur zehn Studierenden seines Jahrgangs dort.

Mittlerweile ist der 24-Jährige im siebten Semester; Zweitfach: Erdkunde. Im Herbst 2016 will er fertig sein, danach soll es in den Schuldienst am Gymnasium gehen: "In der Schule bin ich genau richtig", findet er. "Ich brauche die Abwechslung."

Zeit für Hobbys bleibt neben Studium und Musizieren kaum. "Aber ich habe ja das schönste Hobby", findet Jürgen Schnitzler. Was er am liebsten spielt? "Es gibt so viele tolle Stücke." Beispielsweise Barockkompositionen, in denen er als Trompeter brillieren kann: "Am Festlichen, Königlichen, sind die kaum zu übertreffen. Der Hoftrompeter war damals der bestbezahlte Musiker."

Als Mitglied der Arcademia Sinfonica Balingen spielt Schnitzler auch gerne die großen, anspruchsvollen Romantik-Werke, etwa Anton Bruckners Vierte Sinfonie in Es-Dur.

Einen Wunsch hätte er für die Zukunft noch: "Wer träumt nicht davon, mal mit den Wiener Philharmonikern oder ›German Brass‹ auf der Bühne zu sitzen?"

Mit der E-Musik nach 1950 könne er sich allerdings nicht so recht anfreunden, und ein Fan aktueller Unterhaltungsmusik sei er auch nicht. Privat höre er eigentlich überhaupt keine Musik: "Denn ich habe ja den ganzen Tag damit zu tun."

Für junge Trompetenanfänger, die mit ihrem Instrument gut werden wollen, hat er einen einfachen Rat: "Wenn man’s nicht gerne tut und nicht bereit ist, Zeit zu investieren, wird es schwierig. Zum Trompetenspielen gehört wie bei jedem Instrument das Üben dazu. Wer meint, es geht von selbst, wird nie Freude daran haben."

u Jürgen Schnitzler tritt als Mitglied der Jungen Bläserphilharmonie heute ab 20 Uhr in der Balinger Stadthalle auf.