Vom Apfel zum Most: Der Geislinger Erwin Hauser hat das gesammelte Obst in der Erzinger Moste pressen lassen und freut sich über das flüssige Endprodukt. Fotos: Dillmann (2)/Schnurr (1) Foto: Schwarzwälder-Bote

Genuss: Schlechte Ernte wegen Frost / Erwin Hauser freut sich aber über den guten Oechslegrad / Verkostung ist eine Gaudi

Wer in diesem Jahr eigenen Most haben will, muss fleißig sein. So wie der Geislinger Erwin Hauser.

Geislingen. Gut zwei Wochen lang ist Erwin Hauser diesen Herbst unterwegs gewesen, um Obst zu lesen. Rund 300 Kilogramm Äpfel und 200 Kilo Birnen hat er zusammenbekommen. Beim Pressen in der Erzinger Moste am Samstag vor einer Woche hat das 310 Liter Most ergeben.

Ideal wäre laut Hauser gewesen, wenn das gepresste Obst sich aus zwei Dritteln Birnen und einem Drittel Äpfel zusammengesetzt hätte: "Das Verhältnis ist nicht optimal, aber es ist nicht anders gegangen", sagt Hauser.

Denn die Frosttage im April haben auch ihm – wie so vielen Landwirten und Privatleuten – einen kalten Strich durch die Rechnung gemacht. Nur in Waldnähe oder an großen Hecken sind die Blüten der Obstbäume nicht abgefroren: "Auf ganzen Flurstücken, auch auf sonnigen Flächen, gab’s nichts." Auf seinen eigenen Grundstücken fand sich nichts zu ernten, "nicht eine Frucht."

Das jetzt zu Most gepresste Obst hat Hauser auf Geislinger Markung gelesen oder mit dem "Bierehoke" (Birnenhaken) heruntergeschüttelt. Meist weiß er, wem die Früchte tragenden Bäume gehören, andernfalls fragt er sich durch – das ist angesichts der kleinen Parzellen hierzulande nicht immer einfach.

Dabei sind auf den Streuwiesen rund um Geislingen gute Obstsorten für Most zu finden. Der Rheinische Bohnapfel beispielsweise, die Oberösterreicher Mostbirne, die Schweizer Wasserbirne oder der Trierer Weinapfel – "die alten Bäume stehen hier schon lange".

Deren Früchte sind in der Regel kleiner als das Tafelobst. Dafür kann bei günstigen Wetterbedingungen ein einzelner Baum fünf oder gar sechs Zentner Ertrag bringen. Zum Vergleich: Hausers gesamte Ausbeute in diesem Jahr waren gerade einmal zehn Zentner.

Frischen Most für die nächste Geislinger Mostprobe hat Hauser jetzt – und freut sich über den guten Wert von 59 Grad Oechsle Mostgewicht. Für die Mostprobe im März oder April rechnet er wegen der schlechten Ernte jedoch mit einer geringeren Teilnehmerzahl: 2017 haben 20 "Moschder" mitgemacht, 2018 werde es vielleicht nur die Hälfte sein.

Die Mostprobe hat Hauser mit ins Leben gerufen und organisiert sie seit 1999: "Das ist eine Gaudi", sagt er, "kein ernster Wettbewerb". Geboren wurde die Idee am Stammtisch im "Hilare" (Gasthaus Zur Brücke). "Es geht vor allem um die Geselligkeit", sagt Hauser. Auch ein paar junge Mostmacher in den 20ern und 30ern seien inzwischen dabei, freut er sich.

Hauser selbst mostet erst seit Ende der 1990er-Jahre, als der heute 76-jährige gelernte Elektriker in den Ruhesand wechselte. Als Nebenerwerbslandwirt hat er früher Ackerbau betrieben. Heute hat er noch Grünlandwirtschaft – und pflegt die Leidenschaft für den Most.

Das ist gewissermaßen eine Tradition: "In der Landwirtschaft hat man früher kein Bier im Keller gehabt, und keinen Sprudel, sondern den eigenen Most", erinnert sich Hauser.

Jetzt wird das fruchtige Getränk gelagert. Je nach Raumbedingungen kann der Most unter Umständen bereits an Weihnachten getrunken werden: Keller in neuen Gebäuden sind deutlich wärmer als jene alter Häuser. Dadurch läuft die Gärung schneller.

Bis zu acht Prozent Alkohol kann das fertige Getränk haben. Früher wurde es in Holzfässern gelagert, heute sind diese aus Plastik. Mit diesem Material sind sie weniger beschwerlich zu reinigen. Denn sauberhalten muss man die Behälter unbedingt, damit es keine "falsche" Gärung gibt und der Most womöglich nichts wird.

Und wie trinkt Erwin Hauser seinen Most am liebsten? "Pur selten", sagt er schmunzelnd, "lieber gemischt mit süßem Sprudel."