Pia Rösch (links) und Sabrina Kunz erläutern ihr Vorgehen bei der Restauration des 350 Jahre alten Bilds. Foto: Fiedler Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtarchivar und Restauratorinnen berichten über ihre Arbeit über und am Pürschütz-Bild

Von Julius Fiedler

Geislingen. Seit vergangener Woche hängt das Pürschütz-Stifterbild wieder an seinem ursprünglichen Ort, in der Heiligkreuzkapelle in Geislingen.

Die Restauratorinnen und Stadtarchivar Alfred Koch berichteten in einem Vortrag im Vereins- und Bürgerhaus Harmonie über die aufwendige Arbeit, die nötig war, das barocke Bild von 1665 wieder in neuem Glanz präsentieren zu können.

Bürgermeister Oliver Schmid sprach von "großem Glück, Menschen am richtigen Ort zur richtigen Zeit" gehabt zu haben, um mit diesem "großartigen Netzwerk" das Projekt zu stemmen. Das Bild sei wichtig für die Stadt, denn nur wer seine Wurzeln kenne, könne die Zukunft gestalten.

Stadtarchivar Alfons Koch beeindruckte mit interessanten Fakten über den Ortsherren Georg Schütz von Pürschütz, gab einen Überblick über die Geschichte der Kapelle und verdeutlichte die Bedeutung des Gemäldes.

Aufwendig hatte Koch in Museen, unter anderem in Karlsruhe und Stuttgart, sowie an weiteren Wirkungsorten von Pürschütz recherchiert. Um herauszufinden, ob dieser in Haft, in die er wegen Verdachts des Verrats geraten war, hingerichtet wurde oder ob er im Gefängnis eines natürlichen Todes starb, nahm Koch sogar die Verpflegungsrechnungen der Haftanstalt unter die Lupe.

"Hinter dieser Präsentation stehen nicht Stunden oder Tage, sondern Wochen", würdigte Hubert Gulde, Mitglied der Projektgruppe Pürschütz-Stifterbild der katholischen Kirchengemeinde St. Ulrich und der Stadt Geislingen, diese Nachforschungen.

Auch zur Geschichte der Heiligkreuzkapelle berichtete Koch Wissenswertes: Ursprünglich eine Feldkapelle außerhalb des Orts, wurde diese früher als Wallfahrtsort genutzt. 1643, während des 30-Jährigen Kriegs, wurde sie zerstört. Pürschütz baute sie wieder auf und stiftete das Gemälde, das eine Marienkrönung, den Stifter, seine Ehefrau Anna Elisabeth von Hohenberg, die fünf Töchter sowie einige Schrifttafeln zeigt.

Die beiden Studentinnen des Studiengangs "Konservierung und Restaurierung von Gemälden und gefassten Skulpturen" an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste Stuttgart, Sabrina Kunz und Pia Rösch, sowie ihr Dozent, Restaurator Peter Vogel, restaurierten das Bild. "Als wir es zu Gesicht bekamen, war unser Interesse groß", erklärten sie, "schließlich bekommt man nicht alle Tage so ein großes Kunstwerk in die Werkstatt."

Zunächst mussten Erhaltungszustand, Beschaffenheit und Schäden untersucht und dokumentiert werden. Zu den Schäden zählten unter anderem mehr als 20 unterschiedlich große Löcher, die auf eine Benutzung an einem Hochaltar hinweisen könnten. Auch eine wellige Verformung des bemalten Gewebes durch die Lagerung war zu beklagen.

Dann wurde ein Konzept zur Konservierung und Restauration entwickelt. Die Löcher wurden verschlossen und farblich angeglichen, Wachsüberschüsse und Schmutzreste wurden entfernt sowie ein Spann- und ein Zierrahmen von Schreinermeister Volker Schneider gebaut, um das Bild wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzen zu können. Knapp zwei Jahre dauerte die Restauration.

Hubert Gulde, der durch den Abend führte, dankte den Studentinnen und sagte: "Auch wenn es große Worte sind, aber Sie haben sich um Geislingen verdient gemacht."

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltun in der Harmonie vom Ehepaar Elfriede und Friedrich Dold an Klavier und Flöte. Zum barocken Stifterbild passend, spielten sie Musik aus jener Epoche, beispielsweise von Georg Friedrich Händel.