Eher schlicht soll die Burg Gechingen in der Riedhalde gewesen sein. Vor allem der gewaltige Rundturm entspreche sicher nicht der Realität stellt Christoph Morrisey zu der Zeichnung von Konrad Albert Koch aus dem Jahr 1931 fest. Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei Gechingen stand einst eine mittelalterliche Burg

Von Hans Schabert

Gechingen. Im Ende 2014 erschienenen Band "Einst & Heute – Historisches Jahrbuch für den Landkreis Calw" befasst sich gleich der erste Beitrag des Tübinger Landeskundlers und Archäologen Christoph Morrisey mit der Burg Gechingen.

"Von Ringwällen und mächtigen Türmen" ist sein Beitrag überschrieben. Der Untertitel lautet "Phantasie und Wirklichkeit am Beispiel der Burg Gechingen". Unbestritten ist für den Verfasser nach Auswertung verschiedener Quellen und Spuren vor Ort, dass es diese Burg in der auch Schlossberg genannten Riedhalde gab. Allerdings bezweifelt er, dass die von dem Burgenforscher Konrad Albert Koch 1931 hergestellte zeichnerische Ansicht und teils damit verbundene Folgerungen der Realität entsprechen.

Vor allem der Rundturm mit zehn Metern Durchmesser und einer Mauerstärke von 2,70 Metern passe nicht zu vergleichbaren anderen Burgtürmen und der eher kleinen sowie ohne übermäßigen Bauaufwand errichteten Anlage. Einzustufen ist die verschwundene Gechinger Burg wohl als mittelalterlich. Laut der Calwer Oberamtsbeschreibung von 1860 wurden auf deren Areal auch Waffen, eiserne Beschläge und roh gearbeitete Keramik gefunden.

Egal welche Größe diese Burg hatte, diente sie – am Standort heute nur noch an Gräben, Wällen und Steinhaufen erkennbar – wohl Dienstleuten der Calwer Grafen. In mittelalterlichen Urkunden gibt es auch Hinweise auf eine Familie von Gechingen. 1320 schenkte die in Weil der Stadt ansässige Judela von Gechingen ihren Gechinger Besitz dem Kloster Bebenhausen. "Zuletzt tritt ein Hug von Gechingen 1401 und 1423 als Zeuge auf", hält der Buchbeitrag fest.

Grabfunde alamannischer Herkunft lassen auf eine Besiedelung auf Markung Gechingen aber spätestens im 7. Jahrhundert schließen. Zuletzt 2013 belegten dies spektakuläre Funde von merowingischem Webwerkzeug auf dem Platz im Gewann Furt, wo heute das Pflegeheim steht und betreutes Wohnen geboten wird. Zu der von Forscher Koch aufgestellten Theorie, dass die Gechinger Burg schon eine uralte keltische Fliehburg gewesen sein könnte, sagt Morrisey: "Aus heutiger Sicht spricht nichts für diese Vermutung, Spuren oder Hinweise gibt es keine."

Die Bände, "Einst & Heute – Historisches Jahrbuch für den Landkreis Calw" des KGV folgen einem 22 Mal erschienen gleichnamigen Heft und dem 30 Mal aufgelegten Kreisjahrbuch. Jeweils rund ein Dutzend heimatgeschichtliche Beiträge verschiedener Autoren sind der Inhalt. Die Buchauflage 2013 war die erste unter Regie des KGV. Im November erscheint die dritte Ausgabe 2015. Das von der Sparkasse Pforzheim Calw gesponserte und vom Landkreis geförderte Werk mit 192 Seiten im Farbdruck ist zum günstigen Preis von neun Euro im Buchhandel und beim KGV erhältlich. Auch alle älteren Einst-&-Heute-Ausgaben, das Heft zu 2,50 Euro, sind noch zu bekommen. Weitere Informationen: www.kgv-calw.mianba.de