In Sachen Nahverkehr gibt es in Gechingen Verbesserungsbedarf. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Nahverkehr: Direkte Anbindung an S-Bahn in Gärtringen als sinnvoll erachtet / Keine Abstriche bei Linie 763

Von Annette Selter-Gehring

Als Angrenzer zum Kreis Böblingen ist die Bedeutung einer öffentlichen Verkehrsanbindung Richtung Böblingen/Sindelfingen für Gechingen ebenso wichtig wie nach Calw und, wenn die Hesse-Bahn fährt, zum nächstgelegenen Halt in Althengstett.

Gechingen. In seiner jüngsten Sitzung befasste sich der Gemeinderat Gechingen mit den Plänen. Derzeit haben die Kommunen im Kreis Calw die Möglichkeit, ihre Stellungnahmen und Wünsche zum Nahverkehrsplan 2016 abzugeben. Das Papier wird Grundlage sein für die konkreten Vorgaben zu Linienverlauf und -ausgestaltung, die bei einer späteren Ausschreibung gefordert werden.

"Was hier formuliert wird, das sind Mindestanforderungen, die von den ÖPNV-Anbietern eingehalten werden müssen", betonte Andreas Krewer von der zuständigen Behörde im Landratsamt. Er sieht im neuen Nahverkehrsplan einen "Paradigmenwechsel" weg von einem nachfrageorientierten Angebot hin zu einem flächendeckenden Angebot.

Deutliche Verbesserung Richtung Althengstett

Eine deutliche Verbesserung erwartet Gechingen mit der vorgesehenen Einrichtung der Linien Calw-Stammheim-Gechingen-Althengstett sowie Althengstett-Gechingen-Ostelsheim-Weil der Stadt. Gerade in die Nachbargemeinde Althengstett besteht bisher lediglich für Schüler eine Busverbindung. Problematisch sehen die Gemeinderäte, dass die Angebote der Linie 763 von Calw über Gechingen nach Böblingen nur noch in der Leistungsachse Kategorie 2 bewertet werden. Das bedeutet, dass laut Nahverkehrsplan die Busse hier nur im Stundentakt verkehren müssten. Krewer betonte jedoch, dass bereits heute der derzeitige Halbstundentakt zu bestimmten Zeiten ein Angebot des Busunternehmens sei, da sich dies wirtschaftlich rechne. In seiner Stellungnahme forderte der Gemeinderat, die Fahrten der Linie 763 mindestens in ihrer bisherigen Form beizubehalten. Gemeinderätin Marina Eßlinger (Freie Wählervereinigung) betonte darüber hinaus, dass eine direkte Anbindung an die S-Bahn in Gärtringen für Gechingen sinnvoll sei. Ihr Fraktionskollege Klaus Böttinger sagte: "Wir dürfen nicht alles auf die Hesse-Bahn (HHB) ausrichten. Die Linie 763 und eine Anbindung an die S1 sind für Gechingen wichtig".

Die Gunst der Stunde, die die Einführung der HHB und die damit verbundene Neuordnung des Nahverkehrs mit sich bringt, genutzt wissen möcht Bürgermeister Jens Häußler. Dies gelte auch für eine Vereinfachung des Tarifsystems. "Wenn nicht jetzt, wann dann?", meinte Häußler. Die beiden Verkehrstarifsysteme VVS für den Kreis Böblingen und Stuttgart und VGC im Kreis Calw müssten besser aufeinander abgestimmt oder, noch besser, ein einheitlicher Tarif eingeführt werden. Aktuell müssen Schüler, die im Kreis Böblingen eine weiterführende Schule besuchen, Monatskarten für beide Tarifsysteme kaufen. Viele Eltern holten daher ihre Kinder im Nachbarort Dachtel im Kreis Böblingen von der Bushaltestelle ab und fahren, so Häußler, hinter dem leeren Bus desselben Unternehmens her nach Gechingen.

Gemeinderat Simon Klass (Bürger Union) rechnete dem Gremium und Krewer vor, dass ein Studententicket für den gesamten Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) derzeit günstiger sei, als die täglichen Kosten für die Fahrten von Gechingen nach Dachtel und zurück. Diesen Zustand nannte auch Krewer "ein Unding", betonte jedoch, dass die Tarifsysteme Verhandlungssache der einzelnen Verkehrsverbünde seien.

Generell eine "intelligentere Vernetzung" forderte Gemeinderat Gerhard Mörk (SPD), der als negatives Beispiel die Fahrt von Nagold nach Gechingen anführte, für die bis zu zweieinhalb Stunden veranschlagt werden müsse, weil "einem nach der Ankunft mit der Nagoldtalbahn der Bus in Calw vor der Nase wegfährt".