Oliver Schmidle (rechts) erklärte die Pflege eines freigelegten Steinriegels. Foto: Stock Foto: Schwarzwälder-Bote

Erfahrungsaustausch in Gechingen

Gechingen. Auf Einladung der Abteilung Landwirtschaft und Naturschutz des Landratsamtes Calw sind Naturschutzwarte (siehe "Info") zum Erfahrungsaustausch nach Gechingen gekommen.

Bei herrlichem Frühsommerwetter ging es zu Fuß in Richtung Naturschutzgebiet "Würm-Heckengäu". Dort stellte Winfried Haug vom Landratsamt Calw Heckenpflegemaßnahmen im Rahmen des Projekts "Life rund ums Heckengäu" vor, die in den Wintermonaten umgesetzt wurden.

Ziel der Arbeiten ist es, die schützenswerten, artenreichen Wiesen im Gewann Vorderes Lehen in Gechingen von Büschen und Bäumen freizuhalten. Sonst würden die bunten Wiesen und die darin vorkommenden seltenen Pflanzen und Tiere bald verschwinden, denn zu viel Schatten beeinträchtigt die sonnenliebenden Arten. Es würden sich Hecken auf die angrenzenden Magerwiesen ausbreiten, wodurch auch die Pflege der Magerwiesen erschwert würde.

Die überalterten, breit- und hochwachsenden Hecken wurden deshalb auf den Stock gesetzt, also knapp über dem Boden abgeschnitten. Dadurch werden die Hecken zu neuem Austrieb angeregt und somit verjüngt. Damit Vögel und andere in den Hecken lebende Tiere weiterhin Unterschlupf und Nistplätze finden, werden nie alle Hecken gleichzeitig zurückgeschnitten, sondern nur kurze Abschnitte von etwa 25 Metern Länge.

Weiter ging die Exkursion an den Vorderen Berg, wo Oliver Schmidle vom Regierungspräsidium Karlsruhe Pflegemaßnahmen des Regierungspräsidiums vorstellte. In einem Waldstück wurden zahlreiche Kiefern gefällt. Ab Herbst soll dort eine Ziegenbeweidung erfolgen, um den Unterwuchs niedrig zu halten und um die frühere Waldbeweidung nachzubilden.

In der Nähe zeigte Schmidle den Teilnehmern einen Steinriegel, bei dem die Steine mit Hilfe eines Baggers hochgenommen und wieder abgelegt worden waren, um wieder Hohlräume und Fugen für Eidechsen sowie Blindschleichen zu schaffen. Obwohl die Maßnahme schon vier Jahre zurückliegt, ist immer noch ein deutlicher Effekt sichtbar.

Das Naturschutzgebiet "Würm-Heckengäu" ist ein Teil des insgesamt rund 390 Quadratkilometer großen Projektgebietes von "Life rund ums Heckengäu". Das Projektgebiet umfasst die europäischen Schutzgebiete des Netzwerk Natura 2000 in den Landkreisen Böblingen, Calw, Enzkreis und Ludwigsburg. Das Projekt "Life rund ums Heckengäu" erhält die Hälfte seiner Projektmittel aus dem Förderprogramm Life+ der Europäischen Union. Es widmet sich dem Erhalt und der Förderung europaweit gefährdeter Tierarten und ihrer Lebensräume.

34 Naturschutzwarte sind ehrenamtlich für die untere Naturschutzbehörde im Landkreis Calw tätig. Deren Aufgaben beinhalten die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit, Betreuung von Schutzgebieten sowie der Schutz von gefährdeten Arten wie Hornissen und Amphibien. Ihre wichtigste Funktion liegt darin, mit beispielhaftem Verhalten sowie mit Hinweisen und Vorschlägen die Akzeptanz in der Bevölkerung von Maßnahmen des Naturschutzes sowie der Landschaftspflege zu stärken.