Lieselotte Schlüpfer, Neu-Rentner Julius und seine Frau Therese, die sich auf neue Zeiten einstellen muss. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Theatergruppe der Sportfreunde Gechingen präsentiert Dreiakter "Ruhestand" / Lachmuskeln des Publikums werden strapaziert

Von Annette Selter-Gehring

Gechingen. Insgesamt drei Mal spielte die Theatergruppe der Fußballabteilung der Sportfreunde Gechingen in der Gemeindehalle den Dreiakter "Ruhestand – und plötzlich war die Ruhe weg" vor vollem Haus. Unter der bewährten Regie von Norbert Härtkorn bewiesen die Laienschauspieler wieder einmal Spielfreude, Witz und den nötigen Schuss Selbstironie, um den rund 1400 Zuschauern jeweils einen vergnüglichen Abend zu bescheren.

Als Julius Klein, gespielt von Thomas Schroth, nach 43 Jahren und fünf Monaten in den wohlverdienten Ruhestand geht, beginnt für seine Frau Therese (Susi Dürr) ein Martyrium. Ihr Tagesablauf zwischen der kleinen Frühstückspension, Daily-Soaps, Kaffeekränzchen mit den Freundinnen Gisela (Margit Gräber) und Karola (Damaris Frielitz) und Tupperabenden wird empfindlich gestört, denn Julius hat sich vorgenommen Haushalt und Ehefrau mittels bewährter Businesspraktiken auf Vordermann zu bringen.

Das unterhaltsame Stück aus der Feder von Regina Rösch nahm auf humorvolle Weise die Probleme ins Visier, die mit dem Übergang vom aktiven Berufsleben in den Ruhestand anstehen und beim Publikum wohl auch deshalb den Lachnerv traf, weil so mancher an eigene Erfahrungen anknüpfen konnte.

Während seine beiden Freunde Erwin und Franz (Werner Hennefarth und Thomas Kühnle), nach den Festreden zum Einstieg ins Ruheleben bereits Pläne für gemeinsame Angelausflüge und andere Unternehmungen schmieden, will Julius erst einmal Haus, Garten und Ehefrau auf Vordermann bringen. Schnell zeigt sich, dass die Renovierungsvorhaben des mit zwei linken Händen ausgestatteten Büromenschen Julius im Chaos enden und so konzentriert er sich auf seine Frau.

Ein Business-Plan für die Pension muss her, das Mittagessen wird von nun an per Brainstorming geplant, Teambildungsmaßnahmen und Jour-Fix halten Einzug im Familienleben. Angesteckt von den Ideen ihres Freundes beginnen auch Erwin und Franz mit der "Optimierung" ihrer Gattinnen. Kein Wunder, dass bei der Damenwelt die Nerven schon bald blank liegen. Unterstützt von "Verdachtsschwiegersohn" Stefan (Dennis Hirrle als ewiger Student) nimmt bei den Frauen die Idee Gestalt an, aus der häuslichen Tyrannei in ein eigenes Berufsleben zu flüchten.

Der Boden für verblüffende Wendungen, unterhaltsame Verwicklungen und Wortwitz, der die Lachmuskeln des Publikums strapazierte, war bereitet. Und die Akteure enttäuschten die Erwartungen nicht. In bewährter Weise füllten sie ihre Charakterrollen mit lockerer Zunge, ausdrucksstarker Gestik und vielsagender Mimik aus. Sogar ein selbst gedichtetes Liedchen für den Ruheständler wagten die Schauspieler, live und mit Thomas Kühnle am Akkordeon. Sie spielten ihre langjährige Bühnenerfahrung gekonnt aus, ohne in Routine zu verfallen. So sprang der Funke schnell über und die Zuschauer ließen sich mitreißen von der Spielfreude der Darsteller.

In weiteren Rollen waren Nicole Breitling als Tochter Renate Klein, Frederik Dingler als Pensionsgast Karl Mai, der im Verlauf der Geschichte für allerlei Turbulenzen sorgte, und die zart besaitete Liselotte Schlüpfer (Petra Hennefarth), ihres Zeichens Ex-Sekretärin von Julius zu sehen. Unterstützung hinter der Bühne erhielten sie von Melanie Anastacio als Souffleuse sowie Mirella Nickisch und Tanja Straub in der Maske. Für das Bühnenbild war Walter Nörrlinger verantwortlich.