Privat-Shopping bei Maxx & Mode in Gechingen ist mehr als Kleiderkauf – es ist Party, Mädelsabend, Einkaufserlebnis. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Einkaufen beim Mädelsabend lockt Kundinnen aus ganz Deutschland nach Gechingen

Von Axel H. Kunert

Gechingen. Es brennt noch Licht an diesem Abend bei Maxx & Mode in Gechingen. Aber die dicken Vorhänge sind hinter Schaufenster und Eingangstür zugezogen, verbergen den Blick von außen auf das, was im Laden von Heike Erbele passiert. Was da geschieht, ist äußerst bemerkens- und für andere Einzelhändler in der Region vielleicht nachahmenswert.

Es ist lange nach offiziellem Ladenschluss. Aber Erbele und ihre Mitarbeiterin Manuela Henkel schleppen Hosen, Blusen, Schuhe und die jeweils passendsten Accessoires in die Ecke mit der Anprobe. Dort begutachten gerade acht ziemlich gut gelaunte Frauen, wie bei Dame Nummer Neun die just testweise anprobierte Edel-Jeans so passt und ausschaut.

Es ist Mädelsabend bei Maxx & Mode. Privat-Shopping nach Feierabend. Kein Zeitdruck. Keine tickende Parkuhr. Keine Anschlusstermine. Und vor allem keine nörgelnden und drängelnden Männer. Die haben die neun Damen aus Althengstett und Umgebung zu Hause gelassen, die sich heute Abend bei Erbele zum gemeinsamen Stöbern, Ausprobieren sowie natürlich zum gemeinsamen Spaßhaben angemeldet haben. "Die Kerls schauen daheim Fußball." Sind also gut und ausreichend beschäftigt.

Keine Frage – die Damen haben jede Menge Spaß. Und sind in Kauflaune. Aber nicht unkritisch. "Jede Frau hat ihren ganz eigenen Stil, nach dem sie immer ihre Kleidung kauft", erklärt derweil Erbele. "Aber bei solch einer Gelegenheit, ganz ohne Zeitdruck, da kann man als Frau auch mal mutiger sein. Etwas ausprobieren." Stilistisch etwas riskieren. Es ist wie eine einzige große gewagte Kostümprobe, um einmal zu schauen, wie ein neuer Style sich anfühlt. Was die anderen Mädels so dazu sagen.

Zum Beispiel Stefanie, die jüngste in der lebhaften Runde. Tagsüber arbeitet sie im Reisebüro. Eine Kollegin hat sie überredet, beim Shopping-Mädelsabend dabei zu sein. Und da sie für eine Hochzeit, zu der sie eingeladen sei, sowieso ein passendes Kleid suche, habe sie spontan zugesagt. Tatsächlich ist bei dieser Art des Einkaufens stets eine seltsame Euphorie in der Luft. Nicht nur bei den Kunden. "Natürlich bringt auch uns diese Art des Verkaufens viel Spaß", sagt Erbele. "Sonst würden wir das nicht nach Feierabend machen." Denn für dieses Event-Shopping musste viel vorbereitet werden. Der große Präsentations-Tisch hat sich in eine Festtafel verwandelt. Es stehen kleine Leckereien bereit. Und jede der Damen ist mit einem großen Glas kühlem "Hugo" ausgerüstet.

Es gibt auch die stillen Momente an diesem Abend. Wenn mit dem eigenen Spiegelbild Zwiesprache gehalten wird – ob diese etwas glamourösere Jeans als sonst sich auch später im Alltag so toll anfühlen wird wie jetzt gerade. Oder wenn gerechnet werden muss, ob das selbst gesetzte Budget auch noch für diesen ganz einzigartigen Bolero reichen könnte.

Später dann, wenn die Damen längst weg sein werden mit ihren "erbeuteten Schätzen", um sie daheim ihren Freunden und Männern vorzuführen, werden Erbele und ihre Mitarbeiterin noch aufräumen müssen. Damit morgen alles zum Geschäftsbeginn wieder perfekt im Laden ist. Und nichts mehr auf die kleine Einkaufsparty am Vorabend hindeutet. Doch der Aufwand lohnt sich offensichtlich. Erbele berichtet, dass Kundinnen aus der Region schon ihre Freundinnen aus ganz Deutschland nach Gechingen zum Mädelsabend eingeladen haben. Der kleine Gäu-Ort als Einkaufsmagnet, der mit Metropolen wie Hamburg, München und Berlin mithalten kann. In Gechingen findet eine Form des Einzelhandels statt, die das Einkaufen auch in der Provinz absolut überlegen machen kann gegenüber jeder Art von Konkurrenz wie zum Beispiel dem Internet. "Im Erlebnis-Einkauf liegt unsere Chance hier in der Provinz", ist sich die Ladeninhaberin sicher.