Ein Jugendlicher steht in einem Flüchtlingslager in Benghasi (Libyen) an einem Zaun und schaut in Richtung der untergehenden Sonne. Trotz der lebensgefährlichen Fahrt über das Mittelmeer wagen viele Tausend Menschen die Flucht nach Europa. Die Gemeinde Gechingen zeigt sich nun offen für die Aufnahme weiterer Asylbewerber. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Aufnahme über Pflichtzahl hinaus / Gebäude Calwer Straße 31 wird an Kreis vermietet

Von Bettina Bausch

Gechingen. Die Gemeinde Gechingen hat bei der Unterbringung von Asylbewerbern ihr Soll derzeit erfüllt. Jetzt stand im Gemeinderat die Frage zur Debatte, ob ein von der Kommune für weitere Flüchtlinge erworbenes Gebäude an den Landkreis vermietet werden soll (wir berichteten).

Bei einer zeitnahen Belegung mit Asylbewerbern durch das Landratsamt kämen dann allerdings mehr Flüchtlinge in den Ort, als dieser aufgrund seiner Einwohnerzahl derzeit unterbringen muss. "Das Landratsamt hat angefragt, ob die Gemeinde das Gebäude Calwer Straße 31 jetzt schon an den Landkreis vermietet, damit dort Spätaussiedler oder, was wahrscheinlicher ist, weitere Flüchtlingsfamilien untergebracht werden könnten", teilte Bürgermeister Jens Häußler am Dienstagabend mit. Er erinnerte daran, dass der Gemeinderat in einer früheren Sitzung beschlossen hat, vor weiteren Entscheidungen erst einmal die Erfahrungen mit den Asylbewerbern in der Gartenstraße abzuwarten.

Ratsmitglied Erika Kanzleiter-Schilling schlug vor, das angefragte Gebäude zu nutzen und "solchen Flüchtlingen als Wohnraum anzubieten, die hierbleiben dürfen". Die Kommune könne doch zusätzliche Einwohner gebrauchen. Außerdem hätten diese Menschen sich inzwischen in Gechingen gut eingelebt und Anschluss gefunden.

Klaus Böttinger sah ein Problem darin, dass das Mietobjekt dann auf Dauer belegt sein könnte. Jürgen Groß plädierte dafür, dass sich Menschen mit anerkanntem Bleiberecht Wohnraum auf dem freien Wohnungsmarkt beschaffen sollten. Vielleicht könne man diesen Personen jedoch einen Arbeitsplatz, wie etwa auf dem Bauhof, anbieten, schlug er vor.

"Das Gebäude sollte für Flüchtlinge, nicht für Aussiedler verwendet werden", forderte Böttinger. Thomas Blenke warnte davor, die beiden Migranten-Gruppen unterschiedlich zu behandeln. Simon Klass berichtete von einer von ihm initiierten Facebook-Umfrage bei 32 Gechinger Bürgern. Dabei hätten sich 75 Prozent für die Vermietung des Gebäudes an den Landkreis zum Zweck der Flüchtlingsunterbringung ausgesprochen.

Der Rathauschef hatte sich bezüglich des Verhaltens und der Integration der Gechinger Asylbewerber kundig gemacht. "Auf Anfrage teilte mir der Freundeskreis Asyl mit, dass die bisherigen Erfahrungen nicht gegen eine weitere Aufnahme von Personen in der Calwer Straße 31 sprechen", unterstrich Häußler.

Die Verwaltung schlug vor, das Gebäude Calwer Straße 31 schon jetzt an den Landkreis zur weiteren Unterbringung von Flüchtlingen zu vermieten "und nicht erst im Laufe des Jahres 2016, wenn wir von den Zahlen her bezüglich Anschlussunterbringung in der Pflicht wären". Dem schloss sich der Gemeinderat bei der Enthaltung von Kanzleiter-Schilling an.