Für Kartoffeln kennt die schwäbische Hausfrau unzählige Zubereitungsarten. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung im Gechinger Appeleshof widmet sich ganz und gar der nahrhaften Knolle

Von Erika Albert-Essig

Gechingen. Am Sonntag, 4. Oktober, dreht sich im Gechinger Heimatmuseum alles rund um die Kartoffel.

Man tut den Schwaben unrecht, wenn man ihnen unterstellt, sie seien beim Essen einseitig auf Mehlspeisen fixiert. Seit der Jungsteinzeit basierte die Ernährung der Europäer überall auf Getreideerzeugnissen. Die Kartoffel kam dann aus Amerika dazu, zwischen 1565 und 1570 ist sie erstmals in Spanien nachgewiesen und breitete sich über Italien langsam weiter aus.

Um 1600 galt sie als Zierpflanze, ihrer hübschen Blüten wegen, und wurde in den Gärten der Reichen als Rarität angepflanzt. Dann kam sie als Nutzpflanze in die Hausgärten der Bürger und Bauern. Grundnahrungsmittel wurden die Kartoffelknollen im 17. Jahrhundert zuerst in Irland. Wie wertvoll sie für die Ernährung der wachsenden Bevölkerung werden konnten in einer Zeit, in der auch in guten Jahrgängen die Getreideproduktion nur knapp reichte und Hungersnöte häufig waren, wurde von Gelehrten und Botanikern rasch erkannt. Selbst ein Mann wie Friedrich II. von Preußen, der Alte Fritz, war vom Nutzen des Kartoffelanbaus überzeugt und versuchte, ihn durch zahlreiche "Kartoffelbefehle" ab 1746 in seinem Land durchzusetzen, anfangs mit nur recht mäßigem Erfolg. Die Bauern wussten nicht, wie die Kartoffel kultiviert werden musste und auch nicht, wie man die Knollen zubereitete.

Als die Befehle ergingen, war der Anbau der Kartoffel in der Region schon bekannt. Sie war als Nahrungspflanze bereits 1701 in Ötisheim durch Waldenserführer Pfarrer Henri Arnaud eingeführt worden und fand zunächst unter den Waldensern, dann auch bei der übrigen bäuerlichen Bevölkerung, rasch Verbreitung, anfangs wohl als Gartenfrucht. Auch in Gechingen kannte man sie schon früh. In der Besoldungsliste des Gechinger Pfarrers Ehmann von 1750 stößt man bei der Naturalbesoldung durch die bürgerliche Gemeinde auf die Angabe: "Kleiner Zehnten zur Hälfte an Erbis, Wiecken, Linsen, Bohnen, Hanf, Flachs, Kraut, Rüben und Grundbirnen" (Gechinger Chronik).

Bald zählte die Kartoffel zu den Grundnahrungsmitteln, und die schwäbischen Hausfrauen entwickelten viele Zubereitungsarten, die sich rasch einbürgerten: von "Kartoffeln aus der Hand" bis zu raffinierten Rezepten wie Schupfnudeln oder saure Kartoffelrädla oder Hausmannskost wie Gaisburger Marsch oder Kartoffelsalat.