Leonard Wilhelm gründete die Heckengäu-Brennerei und stellt Whiskey und Gin her. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Leonard Wilhelm kreiert Heckengäu-Whiskey / Getränk lagert drei Jahre in Eichenfässern

Im Urlaub lernte Leonard Wilhelm das Whiskey-Brennen kennen – seine Faszination war geweckt. Und ließ ihn nicht mehr los. Jetzt gründete er in Gechingen die Heckengäu-Brennerei.

Gechingen. Mitte Oktober folgt die offizielle Eröffnung des Unternehmens im Herdweg, wie der Jungunternehmer im Gespräch mit unserer Zeitung bekannt gab.

Schon jetzt ist einer der beiden Brennöfen durch die Scheiben erkennbar. "Es werden zwei Brennblasen, eine mit 200, die andere mit 500 Litern betrieben", sagte Wilhelm. Sowohl das mehrfache Destillieren der Maische auf Basis von Gerstenmalz, als auch die Herstellung von Gin sind die Grundlage dafür.

Der Wacholderbranntwein (Gin) erlebt derzeit eine Renaissance und soll das Angebot in der Heckengäu-Brennerei ergänzen. Sechs Wochen lang feilte Wilhelm an der Rezeptur für "seinen" Gin, der eine Ingwer-Note erhielt. "Dadurch wurde es eine seltene Sorte", erklärt er. Dieser Zusatz werde oft nicht verwendet, weil Ingwer nicht gut auf den Bitterstoff Chinin im Tonic Water reagiere. Darüber hinaus sind es acht Kräuter, die das Gin-Rezept abrunden und in ihrer Zusammensetzung ein Geheimnis ihres Schöpfers bleiben. Nach 60 verschiedenen Brände-Versuchen entstand ein Gin, den der Jungunternehmer als "44Vier" abfüllt und mit dem Namen auf den Alkoholgehalt der Spirituose verweist.

Mit diesem weiteren Produkten und dem sogenannten "Moonshine", einer Vorstufe des Whiskeys, kurz nach dem Brennen, geht die Heckengäu-Brennerei an den Start. "Den ersten Heckengäu-Whiskey wird es in drei Jahren geben", berichtete Wilhelm. So lange lagert das Getränk in frischen Eichenfässern. Für sein Finish, also die Lagerung in den letzten sechs Monaten, wird er in Amarone-Fässer umgefüllt. "Dadurch erhält er dann seine fruchtige Note durch den vormals darin gelagerten kräftigen Wein aus dem Gebiet am Gardasee", verspricht der Aidlinger. Und die lagern im Keller der Brennerei.

Deren Gebäude baute er im zurückliegenden Jahr mit Unterstützung der Familie um und auf. Beinahe noch als Rohbau hatte er das ökologisch aus Lehm und Holz gebaute Haus übernommen und konnte seine Vorstellungen gut realisieren. Deshalb ist ein 100 Quadratmeter großer Event-Raum inklusive Bar angeschlossen, in dem einer Brennöfen steht. Veranstaltungen wie Tastings, Seminare und Führungen sollen den Betrieb begleiten. Zudem kann der Raum auch gemietet werden.

Über private Investoren schulterte Wilhelm die Investition in Höhe von rund 500 000 Euro. Gefördert wird das Projekt durch den europäischen Fond "Leader-Heckengäu".

"Als ich mein Abitur in der Tasche hatte, wusste ich nicht so recht, was ich künftig machen sollte", erzählte der knapp 25-jährige schmunzelnd von den Anfängen dieser beruflichen Ausrichtung. Eine Reise führte ihn nach der Reifeprüfung durch das Baltikum, Skandinavien und schließlich nach Schottland und Irland, der Wiege von Whisky und Whiskey. "Die Brennereien haben mich fasziniert", erzählt Wilhelm. Dies sei der Auslöser für seine anstehende berufliche Entwicklung gewesen. Zuvor jedoch absolvierte er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre, das er vergangenes Jahr mit dem Bachelor abschloss. Parallel zu den Vorbereitungen für die Eröffnung arbeitet Wilhelm an seinem Master.