Viele Haitianer müssen nach Hurrikan "Irma" das Wenige, das sie besitzen, vor den Wassermassen in Sicherheit bringen. Foto: Chery Foto: Schwarzwälder-Bote

Hurrikan: "Pro Haiti"-Mitglied Franz Groll hält über befreundete Familie Kontakt zum Katastrophengebiet

Erneut sind es die Folgen eines mächtigen Sturms, die den Menschen auf Haiti das Leben schwer machen. Nachdem Ausläufer von Hurrikan Irma über die Insel gefegt sind, haben die Betroffenen mit heftigen Überschwemmungen zu kämpfen.

Gechingen/Port-au-Prince. Die Gedanken von Franz Groll und Ehefrau Marie-Josée sind in diesen Tagen wieder bei den Menschen auf Haiti. Land und Leute sind den beiden Entwicklungshelfern über die Jahre sehr ans Herz gewachsen. Das Gechinger Ehepaar engagiert sich seit Langem beim Verein "Pro Haiti" mit Sitz in Aidlingen.

Dachschäden beseitigt

Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist "Pro Haiti" in einem der ärmsten Länder der Welt aktiv. Eines der erfolgreichen Vorhaben war der Wiederaufbau nach dem Erdbeben 2010. Um Jugendlichen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben, wurde in Léogâne, etwa 35 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince, auf die Initiative des Pro Haiti-Vorstandsmitglieds Groll eine Ausbildungsstätte mit angeschlossener Produktion aufgebaut. In Jérémie hat das Ehepaar Groll von 1994 bis 1999 ein Centre Technique mit eingerichtet, eine Berufsschule mit angeschlossenen Werkstätten.

Erst dieses Frühjahr kehrten die Grolls von einem erneuten Hilfseinsatz aus Haiti zurück, bei dem die Gebäudeschäden von Hurrikan "Matthew" beseitigt wurden. Mit seinen immerhin 73 Jahren stand Franz Groll für Reparaturarbeiten auf Hausdächern. Nun machen er und seine Ehefrau sich erneut Sorgen um Menschen, die zum wiederholten Mal wegen einer Naturkatastrophe drei Schritte nach vorne gemacht haben und nun wieder mindestens fünf zurück machen müssen.

Mit dem Herannahen von Hurrikan "Irma" war die Karibikinsel Haiti vor knapp einer Woche von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht worden. Nahe der Grenze zur Dominikanischen Republik standen die Häuser bis zu 30 Zentimeter unter Wasser. "Wir waren zunächst davon ausgegangen, dass es nur im Norden Sturmschäden und im Süden so gut wie keine gegeben hat", berichtet Franz Groll im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Die Hochwassersituation sei aber ernster als von ihm angenommen.

Gefahr noch nicht vorbei

Das Ehepaar aus Gechingen hatte noch keinen Kontakt zu den Einrichtungen in Jérémie und Léogâne. Eine befreundete Berliner Familie, die einen Hilfsverein für Haiti gegründet hat und eine Schule sowie ein Waisenhaus betreibt, hat sich aber inzwischen gemeldet. Deren haitianische Adoptivtochter leitet das Projekt in der Hauptstadt Port-au-Prince. Die Insel sei von Hurrikan "Irma" zwar nur gestreift worden, aber auch dessen Ausläufer würden viele Menschen in Not bringen, teilt der Verein im jüngsten Rundschreiben mit. Die Gefahr weiterer Hurrikans sei noch nicht vorbei, denn die Saison habe erst begonnen. "Die Auswirkungen dieser extremen Ereignisse sind für Haiti wegen der schwachen Infrastruktur erheblich. Die Menschen sind weitgehend auf sich selbst gestellt", heißt es darin weiter.

"Schutzräume gibt es in den jeweiligen Orten nur sehr wenige. Hauptsächlich die Schulgebäude sind stabil gebaut. Dort kann aber nur eine sehr begrenzte Anzahl an Schutzsuchenden untergebracht werden", weiß Franz Groll.

Für ihn sei es beängstigend, dass die Stürme immer heftiger werden: "Letztes Jahr wurden 250 Kilometer pro Stunde Luftgeschwindigkeit gemessen und es wurde von einem Jahrhundert-Sturm gesprochen, dieses Mal sind es bis zu 300 gewesen". Auch wenn es wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt sei, deute alles auf immer größer werdende Naturkatastrophen dieser Art durch den weltweiten Klimawandel hin.