Florian Wentsch wuchs in Gechingen auf, ließ sich zum EB-Kameramann ausbilden und studierte in Bayreuth. Heute lebt und arbeitet er als Drehbuchautor in Hamburg. Fotos: Promo Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Florian Wentsch macht seinen Weg als Kameramann und Autor / Debütroman "W2027 – World of tomorrow" erschienen

Von Marion Selent-Witowski

Schon als Kind streifte er gemeinsam mit Freunden und einer Kamera in der Hand durch den Wald, um seinen ersten Film aufzunehmen. Heute ist Florian Wentsch ein erfolgreicher Kameramann und Drehbuchautor.

Gechingen/Hamburg. Das elterliche Wohnzimmer in Gechingen war sozusagen die erste Filmschule, die der gebürtige Sindelfinger besuchte. Dort konnte er gar nicht genug von der Star Wars-Trilogie, Edgar-Wallace-Verfilmungen oder den Bud Spencer- und Terence-Hill-Streifen bekommen. Sein erster ernsthafter Berufswunsch verwundert gar nicht: "Ich wollte Cowboy werden", erzählt der heute 30-Jährige lachend. Doch Filme und ihre Entstehung haben Wentsch nie losgelassen. Wohl auch deshalb, weil er schon immer selbst gerne Geschichten erzählte. Nach dem Abitur begann er ein Volontariat als EB-Kameramann. Dabei bekam der Gechinger Stars und Sternchen ebenso vor die Linse wie Präsidenten und Obdachlose, Kriegsflüchtlinge, Deserteure und Fußballweltmeister oder war mit dem Aufnahmegerät dabei, als die Polizei auf Mörderjagd ging.

Auf weltweiter Festivaltour

2008 bis 2012 studierte Wentsch an der Universität Bayreuth, wo er an der Konzeption und Realisation von zahlreichen Film- und Theaterprojekten beteiligt war. Der junge Mann beendete das Studium mit dem Bachelor of Arts. Von 2012 bis 2014 absolvierte er das Masterstudium im Bereich Film an der Hamburg Media School. In der Hansestadt, wo der Gechinger heute lebt, entstanden die Drehbücher für drei Kurzfilme. Die ersten beiden liefen weltweit auf mehr als 40 Festivals. Wentschs Abschlussfilm "Red Dogz" war dieses Jahr erstmals zu sehen beim Max Ophüls-Preis und befindet sich aktuell auf einer weltweiten Festivaltour.

Für den 30-Jährigen hat sich ein großer Traum erfüllt und alles zum Besten entwickelt. Inzwischen kann er von seiner Tätigkeit als selbstständiger Drehbuchautor leben, auch wenn er jetzt nach drei Jahren ab und an die Arbeit als Kameramann vermisst und das Gefühl, "bis morgens um 4 Uhr am Set zu stehen". "Momentan arbeite ich unter anderem für eine Münchner Produktionsfirma an einer Spionagekomödie", berichtet Wentsch. Ein weiteres Projekt ist ein Dokumentarfilm zum Thema Flucht und Neuanfang. Darin befasst sich der Drehbuchautor auch mit seiner eigenen Geschichte, denn er handelt von der einstigen Flucht seiner Großmutter aus Ungarn. Außerdem lässt er eine gute Freundin, die während des Bosnien-Kriegs Anfang der 1990er-Jahre mit ihrer Familie nach Deutschland floh und inzwischen Herzchirurgin ist, zu Wort kommen. "Viele in Hamburg haben Angst vor den Flüchtlingen, die ins Land strömen. Ich will mit meinem Film positive Beispiele zeigen."

Kein Erfolgsrezept

Das Erfolgsrezept schlechthin, um im Filmgeschäft bestehen zu können, ob als Kameramann oder Drehbuchautor, gebe es nicht: "Neben Begabung braucht man auch Glück und muss die richtigen Leute kennen. Einige in meiner Branche sagen, dass sie Glück dem Talent vorziehen."

Echtes Herzensanliegen

Ein besonderes Projekt trug der 30-Jährige jahrelang mit sich im Kopf herum, ohne es zu realisieren: Seinen Debütroman "W2027 – World of tomorrow", der im Juni erschienen ist. ►"Das Grundgerüst der Geschichte hatte ich schon lange, jetzt wollte ich sie unbedingt niederschreiben und sie allen zugänglich machen", umreißt der Gechinger den Schaffensprozess.

Die Leser des Romans finden sich in einer Welt wieder, die von Außerirdischen kontrolliert wird, was vielen Menschen nicht gefällt. Es herrscht Krieg. Hauptprotagonistin ist Kassandra. Die junge Frau steht zunächst eindeutig auf der Seite des Widerstandes. Sie bekommt jedoch die Möglichkeit, auch die andere Seite kennen zu lernen. Bald sitzt sie zwischen den Stühlen und muss sich fragen, wo ihr Platz eigentlich ist. "Die Story zu verfilmen, wäre zu aufwendig und mit zu vielen Abstrichen verbunden gewesen. Ich wollte beim Erzählen der Geschichte keine Kompromisse eingehen", sagt Wentsch. Er beschreibt sein Erstlingswerk schmunzelnd als "die bessere Version von ›Die Tribute von Panem‹".

In seiner Freizeit wird der Gechinger passenderweise zum Kinogänger oder übt sich in der Tai Chi-Kampfkunst. Zu Hause schaut er sich gerne Fernsehserien wie "Breaking Bad" oder "Sons of Anarchy" an. Und wenn er beim Umschalten gerade bei "Vier Fäuste für ein Hallelujah" hängenbleibt, schaut er die Westernparodie auch zum x-ten Mal gerne zu Ende an.

das buch: Florian Wentsch: "W2027 – World of tomorrow", 350 Seiten, ISBN-13: 978-1515150268, ISBN-10: 1515150267, Preis: zehn Euro