Ortskundige Bürger, wie der ehemalige Gemeinderat Rolf Schwarz, bezweifeln, dass ein Hochwasserrückhaltebecken am Ortseingang im Althengstetter Tal im Ernstfall die Gebäude im Ortskern schützen kann. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Verlässliche Vorentwurfsplanung erfordert Baugrunduntersuchung / Rolf Schwarz hat so seine Zweifel

Von Annette Selter-Gehring

Gechingen. Um eine verlässliche Vorentwurfsplanung für die lokalen Hochwasserschutzmaßnahmen und das im Althengstetter Tal vorgesehene Hochwasserrückhaltebecken erstellen zu können, muss eine Baugrunduntersuchung durchgeführt werden.

Das erklärte der Gechinger Ortsbaumeister Heinz Braun in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Im Rahmen des Einwohnergesprächs zu Beginn der Sitzung forderte der frühere Gemeinderat Rolf Schwarz ein grundsätzliches Überdenken der Maßnahmen bezüglich ihrer Wirksamkeit im Falle eines erneuten Hochwassers.

Bereits bevor der Bettelgraben im Althengstetter Tal überschwemmt wurde, seien beim Hochwasser am 15. Mai 2009 Keller und Tiefgaragen im Ortszentrum schon vollgelaufen gewesen, so Schwarz, dem sowohl Bürgermeister Jens Häußler wie auch das Ratsgremium angesichts seiner beruflichen Tätigkeit und seines langjährigen kommunalpolitischen Engagements hohen Sachverstand und Ortskenntnisse zusprachen und daher seine Einwendungen sehr ernst nahmen.

Schwarz lehnt den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens im Althengstetter Tal daher ab. "Das bringt nichts", so Schwarz, der für einen veränderten Kanaleinlauf am Bettelgraben sowie einen Entlastungskanal plädierte, der das Wasser aus dem Althengstetter Tal aufnehmen und direkt in die Irm am Ortsende ableiten könne. Mit dieser Ansicht stehe er nicht alleine da, so Schwarz, der von Frust bei vielen betroffenen Anwohnern bezüglich der bisher geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen sprach. Angesichts des Planungstandes und der nun vorgesehenen Baugrunduntersuchung befürchtet er, dass die Würfel bereits gefallen sind.

"Das wurde mir in dieser Form bisher nicht zugetragen", so Häußler, der betonte, dass es noch keinen Baubeschluss gibt. In den bisherigen Planungen, die auf Grundlage einer Flussgebietsuntersuchung erstellt wurden, kommt einem Hochwasserrückhaltebecken (HRB) am Ortseingang aus Richtung Althengstett eine zentrale Funktion zum Schutz des Ortsgebiets zu. Ein Damm soll das Wasser auffangen und kontrolliert ins verdohlte Abflusssystem abgegeben. Nach den Einlassungen von Rolf Schwarz sagte Gemeinderat Bernd Goller: "Das Thema ist es wert, dass wir uns nochmals damit beschäftigen."

Verzwickt wird die Sachlage nicht zuletzt durch die Tatsache, dass Fördergelder für den Hochwasserschutz nur dann fließen, wenn das vorgestellte Gesamtkonzept mit einem Kostenvolumen von rund vier Millionen Euro umgesetzt wird. Will die Gemeinde davon abweichen oder nur Teile realisieren, muss sie für diese Kosten alleine aufkommen. "Wenn wir die Hochwasserschutzmaßnahmen nicht als Gesamtpaket umsetzen, dann stellt sich für uns die Gretchenfrage, ob man überhaupt etwas macht", mahnte Häußler.

Im Rahmen einer Klausurtagung des Gemeinderats zum Thema Hochwasserschutz im April sollen alle bisher geplanten lokalen Maßnahmen vor Ort in Augenschein genommen werden und die von Rolf Schwarz geäußerten Beobachtungen und Vorschläge mit dem beauftragen Planungsbüro diskutiert werden. Unabhängig davon vergab der Gemeinderat die Bohrarbeiten zur Untersuchung des Baugrundes an rund 20 unterschiedlichen Stellen in und um Gechingen mit Kosten in Höhe von rund 19 500 Euro.