Engagierten sich im Museum Appeleshof bei der Ausstellung "Wetter- und Naturkatastrophen in Gechingen": Norbert Jensen, Yannick Reuter, Sonja Dittmayer, Oliver Engels, Norbert Martini, Lorenz Neumann und Simon Jerg (von links). Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: In Gechingen bleiben sintflutartige Wolkenbrüche vom 15. Mai 2009 unvergessen

In Gechingen sitzt der Schock über das verheerende Unwetter im Mai 2009 immer noch tief. Eine aktuelle Ausstellung im Heimatmuseum Appeleshof hat das Hochwasserproblem jetzt neu in den Blickpunkt gerückt.

Gechingen. In der Gäugemeinde bleibt der 15. Mai 2009 unvergessen. Wolkenbruchartige Regenfälle überschwemmten an diesem Tag die tiefer gelegenen Ortsteile und richteten großen Schaden an. Jetzt nahm sich der Arbeitskreis Heimatgeschichte des Schwarzwaldvereins Gechingen des Themas an. In einer Veranstaltung am Sonntag wurde das Thema "Wetter- und Naturkatastrophen in Gechingen" von verschiedenen Seiten aus angegangen. Dabei zeigte sich, dass es in der Gäukommune auch schon in früheren Jahrhunderten ungewöhnliche Wetterkapriolen gab.

Ungewöhnliche Wetterereignisse festgehalten

Fritz Roller hatte Familienbibeln, Gesangs- und Gebetsbücher gesichtet, in denen Menschen früherer Jahrhunderte neben besonderen Familienereignissen auch ungewöhnliche Witterungsverläufe festhielten. "Oft wurden solche Berichte in den Bibeln aufbewahrt und von Generation zu Generation weitergegeben", erläuterte Arbeitskreisvorsitzender Norbert Jensen.

Ein Eintrag am 21. Mai 1893 lautet zum Beispiel: "Einen ganzen Monat eine so strenge russische Kälte, dass der Boden so fest zufror, dass der darauffolgende Schnee, als er der wärmenden Sonne weichen musste, alles über unsere Felder hinweg lief, wir ein paar Tage solches Hochwasser bekamen, dass es eine Bank, große Steine und Schutt in den Straßen zusammenführte". Großes Besucherinteresse herrschte auch am großen Geländemodell von Gechingen, das Schüler des Stammheimer Maria von Linden-Gymnasiums im Rahmen von "Jugend forscht" erarbeitet haben und an dem sie Hochwasser simulierten. Das Ergebnis der Jugendforscher ist: "Ab einem bestimmten Niederschlagswert sind die gesättigten Böden überfordert und folglich steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Überschwemmung eintritt", erläuterten Oliver Engels, Simon Jerg und Yannick Reuter. Die drei Nachwuchsforscher wurden mit ihrem Forschungsprojekt Sieger von "Jugend forscht" in Baden-Württemberg und erreichten anschließend auf Bundesebene den vierten Rang.

Der Gechinger Norbert Martini hat schon in jungen Jahren mit Wetteraufzeichnungen begonnen. Er hat später in Gechingen im Garten eine private Wetterstation aufgebaut und die Ergebnisse gesammelt. Der 69-Jährige betreibt die Station bis heute. Aufgrund seiner großen Erfahrung und seiner Aufzeichnungen kann er meteorologische Zusammenhänge aufzeigen und Phänomene wie den Sturm Lothar sowie das Gechinger Hochwasser anschaulich erklären. Martini erläuterte beim Ausstellungssonntag auch die Arbeitsweise eines 130 Jahre alten Luftdruckbarometers und eines Höhenmessers. Der Hobbymeteorologe hat zudem herausgefunden, dass Gechingen in einem Erdbebengebiet der Kategorie zwei liegt.