Mit einem symbolischen Schlüssel aus Hefeteig wurde das neue Pflegeheim Martin-Stift in Gechingen übergeben (von links): Bürgermeister Jens Häußler, Architekt Fritz Kempf, Schwester Ines Sauter, Oberin der Diakonissenschwesternschaft Herrenberg, Investorin Marie-Luise Kenkmann, Heimleiter Nils-Peter Fischer, Pfarrer Andreas Löw sowie Michael Köhler und Andreas Schmiedel von der EDH und Bauherr Robert Stein. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Pflegeheim Martin-Stift eingeweiht / Angebot für Senioren seit vielen Jahren diskutiert / Schon jetzt gut vernetzt / Familiäres Haus

Von Annette Selter-Gehring

Gechingen. Nach rund einjähriger Bauzeit wurde in Gechingen die Einweihung des Pflegheims Martin-Stift gefeiert. Bürgermeister Jens Häußler sprach von einem "historischen Ereignis" für die Gäugemeinde.

Das große Interesse der Bevölkerung, die an diesem Tag die Gelegenheit wahrnahm die Räumlichkeiten zu besichtigen, unterstrich diese Einschätzung. Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde umrahmte die Einweihungsfeier musikalisch.

Bereits vor 20 Jahren wurden erstmals die Möglichkeiten, in Gechingen ein wohnortnahes Angebot für Senioren zu schaffen, ausgelotet. Verschiedene Formen und Standorte wurden über die Jahre diskutiert. Dass sich das Abwägen und Abwarten gelohnt hat, zeigte die große Zufriedenheit bei allen Verantwortlichen über die jetzige Lage des Pflegeheims.

"Zentrumsnahe Ortsrandlage mit Blick ins Grüne", so umriss Andreas Schmiedel vom Betreiber Evangelische Diakonissenschwesternschaft Herrenberg-Korntal (EDH) den Standort. Dort entsteht in direkter Nachbarschaft derzeit auch ein Gebäude für Betreutes Wohnen.

Aus kommunaler Sicht bezeichnete Bürgermeister Häußler den Bau des Pflegeheims und des Betreuten Wohnangebots sowie die gelungene Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes am westlichen Ortsrand als die wichtigsten infrastrukturellen Projekte der vergangenen 20 Jahre in Gechingen. Mit Architekt Fritz Kempf aus Nagold, der Firma Wohnbau Stein aus Erdmannshausen und EDH wurden erfahrene Partner für die Umsetzung gewonnen. Die Gemeinde stellte das erschlossene Grundstück im Gewann "Furt" zur Verfügung. Zwischenzeitlich wurde mit Marie-Luise Kenkmann aus Obersulm eine seriöse Investorin und Vermieterin für das Pflegeheim gewonnen.

In Anlehnung an ein afrikanisches Sprichwort sagte der leitende Pfarrer der EDH, Andreas Löw: "Man benötigt ein ganzes Dorf, um in Geborgenheit alt werden zu können." Die EDH hat als erfahrener Anbieter in der Altenpflege und Betreiber mehrerer Seniorenheime auch den Betrieb des Martin-Stifts in Gechingen übernommen. Löw betonte den Vorteil kleinerer, familiärer Häuser in den Heimatgemeinden der Bewohner. "Wer in Gechingen Wurzeln geschlagen hat der soll im Alter nicht noch einmal verpflanzt werden", so Löw.

Bereits jetzt sei spürbar, dass das neue Pflegeheim gut vernetzt sei und schon viele Beziehungen über die direkt betroffenen wie Angehörige, Freunde und Bekannte der Bewohner hinaus geknüpft wurden. Löw: "Hier gibt es viele Brückenbauer zwischen Pflegeheim und Gemeinde." Diese Gemeinschaft im Zusammenspiel mit der an einem christlichen Menschenbild orientierten pflegerischen Zuwendung und kompetenter medizinischer Versorgung, trage dazu bei, dass man in Gechingen "getrost alt werden" könne, so der Pfarrer.

Architekt Fritz Kempf ließ sich bei der Planung von Begriffen wie Geborgenheit, Nähe, Wertschätzung und häusliche Atmosphäre lenken. Sonne für alle Zimmer, lichte und offene Gemeinschaftsräume zeichnen die Gestaltung aus.

In den beiden Obergeschossen sind die Bewohner untergebracht. Im Erdgeschoss befinden sich unter anderem die Verwaltung, Betriebsräume und die Cafeteria. Balkon, Terrassen und eine Loggia kennzeichnen den Außenbereich.

Umgesetzt wurden die Entwürfe gemeinsam mit Bauherr Robert Stein, der das außergewöhnliche Engagement aller am Projekt Beteiligten lobte. "Zwölf Monate Bauzeit, das ist Formel 1 am Bau", so Stein. Zwei Spenden in Höhe von jeweils 1500 Euro überreichte er an Bürgermeister Häußler. Sie sollen zweckgebunden für den geplanten Förderverein des Pflegeheims und für die Jugendarbeit in der Gemeinde verwendet werden. Mit einem Segenswort beschloss Pfarrer Ulrich Büttner die Feierlichkeiten.