Die Autorinnen Annelies Ismail (links) und Anita Wasfy signierten gerne ihre Geschichten über das Leben in Ägypten. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Annelies Ismail und Anita Wasfy stellen Buch über Ägypten vor

Von Bettina Bausch

Gechingen. "Ich fand den Abend klasse und sehr interessant", lobte Gerhard Mörk, der Vorsitzende des Internationalen Kulturvereins Gechingen nach einer spannenden Lesung im voll besetzen Saal des evangelischen Gemeindehauses. Der Verein hatte die ehemalige Gechingerin Annelies Ismail und ihre Freundin Anita Wasfy zur Vorstellung eines Buches über Ägypten mit dem Titel "Das Rad schläft – Geschichten aus Ägypten" eingeladen.

Beide Frauen sind mit Ägyptern verheiratet, und das Land am Nil ist ihnen zur zweiten Heimat geworden. In dem Band, den Ismail für die Veröffentlichung überarbeitet hat, sind Erzählungen zusammengestellt, die die Rheinländerin Wasfy während ihres jahrzehntelangen Lebens im Land am Nil gesammelt hat. "Das sind wahre Geschichten, die sie über Jahre selbst erlebt oder erzählt bekommen hat", unterstrich Ismail. Man könne sich heute kaum mehr vorstellen, wie das Leben in Ägypten vor 25 Jahren aussah.

Alles habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. "Aber das Leben auf dem Land war schon immer von Traditionen bestimmt, die zum Teil heute noch gelebt werden", so Wasfy. Im ersten Teil des Buches erzählt die Autorin auf spannende Weise, wie sie auf einem Ball den damals in Deutschland studierenden Mohsen Wasfy kennenlernte, ihn heiratete und mit ihm nach Ägypten ging. Dort kaufte sich das Ehepaar 84 Hektar Wüstenfläche, baute mit Hilfe von Zuschüssen Bewässerungskanäle und verwandelte das Gebiet in eine Plantage. So entstand aus dem Nichts ein kleines Paradies, auf dem bis heute Datteln, Avocados und diverse Zitrusfrüchte wachsen.

In den gelesenen Geschichten malten die beiden Frauen ein buntes Bild des Lebens am Nil, wie es ein Tourist nicht kennenlernen kann. Sie erzählten in ihren Texten vor allem vom einfachen Leben der ländlichen Bevölkerung. Es ist meist von Armut geprägt.

Besonders unter die Haut ging ein Bericht, der schilderte, wie bettelarme Eltern ihre Kinder als Sklaven verkauften. "Die Menschen dort sind trotz ihrer Armut zufrieden und nehmen ihr Leben meist als Gottes Wille hin", berichtete Wasfy. "Mich hat die erste Geschichte am meisten berührt, in der berichtet wurde, wie eine Frau sich das Leben nahm, weil sie keine Kinder bekommen konnte", sagte Besucher Franz Groll. Auch er kenne den gesellschaftlichen Druck auf kinderlose Frauen aus seiner Arbeit als Entwicklungshelfer in Haiti.

Im evangelischen Gemeindehaus duftete es schließlich nach einem würzigen, typisch ägyptischen Gericht, mit dem die Besucher verwöhnt wurden. Es gab leckere Fleischbällchen, Dips und Gemüsestreifen, die allen wunderbar mundeten.