Mystele Tendonge ist ein zuversichtlich denkender Mensch. Ihren Vornamen verdankt sie einer ebenfalls klugen jungen Frau, die einst ihre Mutter beeindruckt haben muss. Foto: Mikulcic Foto: Schwarzwälder-Bote

Gechingerin Mystele Tendonge von zwei Stiftungen gefördert / "Talent im Land" will Hürden abbauen

Von Marija Mikulcic

Gechingen. Mystele Tendonge aus Gechingen hat Talent. Ganz offensichtlich. Seit Juli wird die junge Frau von der Robert Bosch- und der Baden-Württemberg-Stiftung gefördert.

"Talent im Land" nennt sich das Programm. Ende November wurden 50 neuen Talenten in Stuttgart ganz offiziell ihre Förderungsurkunden verliehen. 37 der Geförderten sind weiblich. Eine davon – Mystele. Auch in Oldenburg war die junge Frau unterstützt worden.

Dort wohnte sie noch bis vor etwa einem Jahr. Dann bekam ihr Vater einen Job im Süden. Mysteles "Start"-Stipendium aus Niedersachsen verfiel mit dem Umzug. "Mein Vater hatte ein richtig schlechtes Gewissen", erinnert sich die Schülerin. Gleichzeitig habe er sich kundig gemacht, ob es in der neuen Heimat nicht ein vergleichbares Angebot gäbe, auf das sich seine Älteste bewerben könnte. Auch vonseiten des "Start"-Kommittees legt man ihr nahe, sich bei dem "Talent"-Förderprogramm zu bewerben.

"Ich weiß, dass ich eine Zukunft haben will und zwar eine gute", beschreibt Mystele, was sie antreibt. Sie wolle, sagt die Schülerin, einmal selbstständig sein. "Und nicht abhängig von jemanden", ergänzt sie mit Nachdruck. Als ihr Stärke nennt Mystele Zielstrebigkeit. Manchmal könne sie aber auch so richtig faul sein, gibt die Schülerin zu. Dabei lacht sie ein breites, herzliches Lachen.

Den Grundstein für Mysteles Talent hat womöglich ihre Mutter bei der Namenswahl gelegt. "Meine Mutter kannte mal ein schlaues Mädchen. Die hieß Mystele. Dann hat sie mich auch so genannt", erzählt die jetzige Gechingerin, wie sie zu ihrem Namen kam. Geboren ist sie in Kamerun. Dass ihre Hautfarbe ein Hindernis für späteren Erfolg sein könnte, glaubt Mystele nicht. Aber sie macht sich keine Illusionen.

Man werde, so habe ihr Vater ihr schon früh eingeschärft, bei gleicher Qualifikation einen Bewerber deutscher Herkunft vorziehen. Vielleicht liegt auch darin ein Grund für Mysteles besondere Ernsthaftigkeit, was ihre beruflichen Ziele angeht. Schon immer habe sie Maschinenbau studieren wollen, sagt die junge Frau.

In dieser Hinsicht kommt der Umzug nach Baden-Württemberg einer Pilgerschaft ins Paradies gleich. Dieser Gesichtspunkt habe auch ihren Vater beruhigt, als sie Niedersachsen verließen, erzählt Mystele. Mittlerweile ist sie sich sicher, dass sie auch zum Studieren im Süden bleiben will. Ob es nun Mathematik, Maschinenbau, Physik oder der Studiengang Simulationstechnologien, kurz Sim-Tech, wird – ihre Naturwissenschaften will Mystele weiter hegen und pflegen.

Derzeit belegt sie in der Schule neben Wirtschaftslehre schwerpunktmäßig Physik. Als Fremdsprache hat sie Französisch ausgesucht. "Das sprechen wir auch zuhause", sagt Mystele. Alte Freunde hat sie in Oldenburg. Viele neue sind es schon am Maria-von-Linden-Gymnasium in Stammheim. Dort ist Mystele seit Kurzem stellvertretende Schülersprecherin. Auch ihre beiden jüngeren Geschwister gehen in Stammheim zur Schule. Ihre kamerunischen Wurzeln zu pflegen, sei ihr trotzdem wichtig, meint Mystele. Zahllose Leibgerichte könnte sie aufzählen. Der Papa koche ganz gut. Mal deutsch, mal Gerichte aus Kamerun. Das Essen wartet schon zuhause. Irgendetwas mit Spinat wird es geben, so viel weiß Mystele. 2016 wartet das Abitur. Und dann? Man darf gespannt sein.