Im Mai reparierten freiwillige Helfer aus Gechingen mit einigen der in der Gäugemeinde untergebrachten Flüchtlinge Fahrräder, die in einer Spendenaktion gesammelt worden waren. Diese und viele weitere Aktionen stellt der Freundeskreis Asyl, in dem sich inzwischen rund 50 Personen engagieren, auf die Beine. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Freundeskreis Asyl stellt viel auf die Beine

Von Marion Selent-Witowski

Gechingen. "Uns ist wichtig, dass Gechingen lernt, mit der Situation umzugehen", sagt Bettina Schöttmer. Sie ist die Vorsitzende des Freundeskreises Asyl. Mit rund 50 Mitstreitern hat die 48-Jährige in kurzer Zeit ein gut funktionierendes Netzwerk für die Flüchtlingsbetreuung geschaffen.

Weder die Bewohner der Gäugemeinde noch die Asylsuchenden, die im März dort ankamen, wussten genau, was auf sie zukommt. Mittlerweile hat sich zwischen Helfern und Neuankömmlingen ein freundschaftliches Vertrauensverhältnis mit großem gegenseitigem Respekt entwickelt, wie Schöttmer berichtet. Als "halbe Miete" bezeichnet sie das Sprachkursangebot und die großen Fortschritte, die die jeweils drei Familien aus Syrien sowie aus dem Kosovo beziehungsweise Serbien beim Erlernen der deutschen Sprache machen.

"Alle Kinder der Flüchtlingsfamilien gehen in Kindergärten oder Schulen", berichtet die Vorsitzende. Schöttmer und die restlichen Helfer sind begeistert von der guten Zusammenarbeit mit den Lehrern und Erziehern: "Die Einschulung war möglich, obwohl das Schuljahr bald zu Ende ist". Die Jungen und Mädchen seien zum Teil im Regelunterricht, zum Teil in besonderen Förderklassen und bekommen Hilfe bei den Hausaufgaben. Auch die Erwachsenen würden in den ehrenamtlich organisierten Kursen gut voran kommen. Von Montag bis Freitag werden jeweils zwei Stunden Vokabeln und Grammatik gepaukt.

Oft geht es auch um Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags: "Wir begleiten bei Arztbesuchen oder Behördengängen und organisieren das Einkaufen mit", berichtet Schöttmer. Nicht zuletzt die Freizeitgestaltung spielt eine wichtige Rolle. Das Café Asyl, in dem sich Asylbewerber und Bevölkerung besser kennenlernen, ist auf den Weg gebracht. Außerdem ziehen die Gechinger Vereine mit, indem sie kostenlose Angebote für die Flüchtlinge machen. Bei all seinen Tätigkeiten arbeitet der Freundeskreis eng mit dem Landratsamt zusammen.

"Momentan läuft alles reibungslos. Ab und an fallen gute, alte schwäbische Kommentare zu den Neuankömmlingen. Es gibt aber keinerlei Anfeindungen", berichtet die Helferin. Sich im Freundeskreis zu engagieren, bedeutet auch, Rückschläge wie Missverständnisse etwa aufgrund von Sprachproblemen hinnehmen zu müssen. "Am aufreibendsten ist es, die Schicksale dieser Menschen hautnah mitzuerleben", sagt Schöttmer. Das Erzählte nehme man mit nach Hause und müsse als Helfer lernen, zur Ruhe zu kommen und sich beispielsweise am Wochenende abzugrenzen. "Die Familien wissen aber, dass wir auch an Tagen, an denen niemand in die Gemeinschaftsunterkunft kommt, bei Problemen ansprechbar sind."

Die Arbeit geht dem Freundeskreis Asyl nicht so schnell aus. Momentan werden für die syrischen Flüchtlinge – eine zehn- und eine sechsköpfige Familie – Wohnungen gesucht.

Entspannt dürfte es am heutigen Samstagnachmittag auf dem alten Sportplatz zugehen. Bei einem Picknick ab 15 Uhr sollen sich Gechinger und Asylanten-Familien bei einem unbeschwerten Treffen besser kennenlernen. Mit diesen und weiteren Aktionen will der Freundeskreis dazu beitragen, dass die Integration der Flüchtlinge gelingt. Mit ihrem vorbildlichen Engagement haben sich die ehrenamtlichen Helfer jedenfalls innerhalb weniger Wochen über die Ortsgrenzen hinaus einen Namen gemacht.