Franz Groll mit seinem Bautrupp auf der neu errichteten Nagelbinderkonstruktion für die Holzwerkstatt. Foto: Pro Haiti Foto: Schwarzwälder-Bote

Entwicklungshilfe: Franz und Marie-Josée Groll von zweimonatigem Einsatz zurück / Sturmsichere Dächer

"Eine außergewöhnliche Situation erfordert außergewöhnliche Aktivitäten", sagt Franz Groll. Für ihn war es keine Frage, nach dem verheerenden Wirbelsturm "Matthew" erneut Entwicklungshilfe in Haiti zu leisten.

Gechingen. Das war so keinesfalls geplant. Schließlich ist der Gechinger mit seinen 73 Jahren nicht mehr der Jüngste und Ehefrau Marie-Josée (75) schwer erkrankt sowie auf Betreuung angewiesen. Die Menschen in dem arg gebeutelten Karibikstaat waren dem Gechinger Ehepaar aber dermaßen ans Herz gewachsen, dass sie für den Aidlinger verein Pro Haiti zu einem dritten, zwei Monate dauernden Hilfseinsatz starteten.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten engagiert sich der Verein in einem der ärmsten Länder der Welt. Eines der erfolgreichen Vorhaben war der Wiederaufbau nach dem Erdbeben 2010. Um Jugendlichen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben, wurde in Léogâne, etwa 35 Kilometer westlich der Hauptstadt Port-au-Prince, auf die Initiative des Pro Haiti-Vorstandsmitglieds Groll eine Ausbildungsstätte mit angeschlossener Produktion aufgebaut. In Jérémie hat das Ehepaar Groll von 1994 bis 1999 ein Centre Technique mit eingerichtet, eine Berufsschule mit angeschlossenen Werkstätten.

Container lange unterwegs

Fast alle Häuser in Jérémie waren durch "Matthew" schwer beschädigt oder komplett zerstört worden. Auch das durch Pro Haiti erstellte Ausbildungszentrum war durch den Wirbelsturm demoliert worden. Die Dächer der Autowerkstatt, des Büros und des Lagergebäudes waren komplett zerstört. Sturmsichere Dächer zu bauen, lautete beim jüngsten Einsatz die Aufgabe.

Ende 2016 hatte der Verein Bauholz und Dachbleche für die Reparatur in einem Container auf die Reise geschickt. Der Behälter kam Mitte März an seinem Bestimmungsort in Jérémie an. Die meiste Zeit hatte er für die letzten 300 Kilometer vom Hafen der Hauptstadt bis zur Berufsschule CTSJ in Jérémie gebraucht. "Wegen der Wahlen in Haiti verzögerte sich erst die Zollbearbeitung und dann musste der für den Transport vorgesehene Laster noch repariert werden, bevor die langwierige Reise über die Berge passieren konnte", teilte Vereinsvorsitzender Rolf Kossbiel mit.

Der Inhalt des Containers war schon sehnsüchtig erwartet worden, und umso größer war die Freude beim Ausladen. Franz Groll und sein Bautrupp waren begeistert von den mitgelieferten Werkzeugen wie Akku-Hämmern, Akkuschraubern, einer Säbelsäge und weiterem Zubehör. So hatte jedes Team seine Werkzeuge einsatzbereit und musste nicht mehr dauernd Bohrer und Bits wechseln.

Gute Vorarbeiten

Die Dachkonstruktion war komplett vorbereitet und alles mit dem Betongurt des Mauerwerks so fest verankert worden, dass ein nächster Orkan das Dach nicht mehr wegreißen kann. Wegen der guten Vorarbeiten konnte gleich am nächsten Tag die Dachlattung der zukünftigen Holzwerkstatt beginnen, und am nächsten Tag startete laut Verein das Verlegen der Trapezbleche. Diese Arbeit sei allerdings sehr zeitraubend gewesen, weil für das Walmdach viele Bleche passend zugeschnitten werden mussten.

Verfrühte Regenzeit

Ab Mitte März mussten die Reparaturarbeiten wegen der früher als sonst beginnenden Regenzeit häufig unterbrochen werden. Die Zeit wurde für andere Arbeiten in den Werkstätten genutzt: Neben Nagelbinderkonstruktionen soll die Berufsschule CTSJ auch Hohlsteindecken aus Beton fertigen können. Dazu hat Franz Groll während der Regenpausen Formen für die Gitterträger der Hohlsteindecke aus Brettern fertigstellen lassen.

Die Form für die Hohlsteine hat ein früherer Lehrling und Ausbilder des CTSJ hergestellt. Er hatte dafür rund 20 Jahre lang die Originalzeichnungen von Groll aufbewahrt. Der erste Auftrag für eine Hohlsteindecke wird laut Pro Haiti in Kürze beim Neubau eines Pfarrhauses durchgeführt werden. Der Helfer aus Gechingen nutzte die letzten Tage vor der Rückkehr nach Deutschland, um alle Handwerker so einzuweisen, dass sie die verbleibenden Reparaturaufgaben und neue Projekte eigenständig umsetzen können.

Vor wenigen Tagen sind die Grolls von ihrem zweimonatigen Einsatz zurückgekehrt. Nach den intensiven und arbeitsreichen Wochen in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince und in Jérémie freuen sich beide, wieder zu Hause zu sein. Franz Groll ist besonders froh darüber, am Morgen wieder eine warme Dusche nehmen zu können. Über die letzten Tage in Haiti berichtet er: "In der allerletzten Woche unseres Einsatzes hat es Petrus gut gemeint mit uns. Es hat nicht geregnet und so konnten die Reparaturarbeiten an den Dächern gut voranschreiten." Die großen Dächer von zwei Werkstattgebäuden seien komplett neu errichtet und eingedeckt worden. Zusätzlich wurde zuletzt das Dach des Büro- und Lagergebäudes mit neuen Blechen ausgestattet.

Zum Abschluss müssen die haitianischen Mitarbeiter die Firstbleche auf allen Dächer montieren. Die restlichen Arbeiten wurden mit einem Zimmermann abgestimmt. Franz Groll geht davon aus, dass Ende April alle bis dahin möglichen Arbeiten abgeschlossen sind.