In einer beeindruckenden Gemeinschaftsleistung zeigten Feuerwehr und Helfer, mit wie viel Kraft und Ausdauer früher Brände bekämpft werden mussten. Fotos: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Historische Feuerwehrübung lockt in Gechingen Hunderte an / Technischer Fortschritt unverkennbar / Abschluss im Museum

Von Bettina Bausch

Gechingen. Ein ungewöhnliches Bild bot sich am Sonntagnachmittag im Gechinger Ortskern.

Überall waren historisch gekleidete Gestalten unterwegs. Verwundert rieb sich so mancher die Augen, denn er wurde auf eine Zeitreise zurück ins 19. Jahrhundert mitgenommen.

In authentischen Uniformen zeigten die engagierten Feuerwehrmänner unter Leitung des langjährigen ehemaligen Kommandanten Karl Bräuhauser und zahlreichen freiwilligen Helfer und Helferinnen, wie ein gefährlicher Brand in den vergangenen Zeiten gelöscht werden musste. Erwartungsvoll stand die Menschenmenge in der Kirchgasse und wartete gespannt auf das, was kommen würde.

Plötzlich ist ein lauter Signalton zu hören. Ein uniformierter Radfahrer flitzt auf einem nostalgisch anmutenden Drahtesel heran.

Im Bereich des Hauses Marquardt bleibt er stehen und bläst zwei Mal in sein Signalhorn. Jetzt erkennen es die Ersten: Aus einer benachbarten Scheune tritt heftiger Qualm aus. Schnell rollt jetzt eine Gruppe der Gechinger Feuerwehr mit einer alten Handspritze aus dem Jahr 1832 heran. Die historische Saugdruckpumpe muss jedoch ständig mit Wasser versorgt werden.

Sofort bildet sich eine lange Kette aus Frauen, die die gefüllten Wassereimer immer zur nächsten Helferin weiterreichen. So gelangt das Wasser schließlich in den Behälter der handbetriebenen Spritze. Kinder rennen mit leeren Eimern immer wieder zurück zum provisorischen Feuerteich, der mit Wasser gefüllt ist.

Die Gefäße werden schnell wieder gefüllt und erneut in die Eimerkette gegeben. So wird die simulierte Brandstelle unter Kontrolle gebracht und allmählich gelöscht.

Das lautstarke Spektakel wurde von den einheimischen und auswärtigen Gästen mit großem Interesse verfolgt und mit viel Beifall bedacht.

"Früher war jeder Einwohner mit Bürgerrecht verpflichtet, einen ledernen Eimer zu haben und mit ihm sofort zur Brandstelle zu eilen", erklärte Christa Essig vom veranstaltenden Arbeitskreis Heimatgeschichte des Gechinger Schwarzwaldvereins.

Zum Abschluss der gelungen Vorführung fuhr ein von Pferden gezogener Hydrophor-Wagen vor das Museum Appeleshof. Der Althengstetter Landwirt Werner Nonnenmann hatte hierfür sein Kaltblüter-Gespann zur Verfügung gestellt.

Dieses zog ein moderneres Löschgerät aus dem Fundus des Museums. Es ist bereits mit einem Druckkessel versehen, führt auch schon Schläuche mit sich und arbeitet effektiver.

"Diese Spritze wurde in Gechingen noch bis zum Jahr 1949 eingesetzt", erläuterte Bräuhauser. "Wenn man die alten Löschwagen mit den neuen Feuerwehrwagen vergleicht, wird einem klar, welcher enorme Fortschritt bei der Brandbekämpfung erreicht wurde", stellte Gemeinderätin Marina Eßlinger sichtlich beeindruckt fest.

Die Verantwortlichen des Museums hatten die Freiwillige Feuerwehr Gechingen für die historischen Vorführung gewinnen können. "Die authentischen Kleider stammen größtenteils aus unserem Fundus", berichtete Essig.

Nach der Vorführung drängten rund 300 Besucher in den Appeleshof. Dort war ein Film zum 125-jährigen Jubiläum der Gechinger Wehr aus dem Jahr 1997 zu sehen. Zahlreiche Bilder zur Gechinger Feuerwehrgeschichte ergänzten das interessante Angebot.