Der FC Bayern München trifft im Halbfinale der Champions League auf Real Madrid. Foto: dpa

Auf dem Weg zum nächsten Endspiel erwarten die Bayern nach Wochen mit viel Liga-Tristesse „Fußballfeste“ gegen Real Madrid. „Leidenschaft“, „Überzeugung“ und ein Tor sind Pflicht. Für Barça-Sprössling Pep Guardiola wird der magische Abend speziell.

Auf dem Weg zum nächsten Endspiel erwarten die Bayern nach Wochen mit viel Liga-Tristesse „Fußballfeste“ gegen Real Madrid. „Leidenschaft“, „Überzeugung“ und ein Tor sind Pflicht. Für Barça-Sprössling Pep Guardiola wird der magische Abend speziell.

Madrid - Auf dem Weg zum Final-Hattrick muss Titelverteidiger FC Bayern im Fußball-Tempel von Real Madrid eine knifflige Doppel-Mission erfüllen. Hinten soll der Club-Weltmeister um den genesenen Manuel Neuer gegen Weltfußballer Cristiano Ronaldo & Co. nichts zulassen, vorne muss ein Auswärtstor her. „Das wird ein schweres Spiel, ein großartiges Spiel, auf das sich sicherlich nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa freuen kann, vielleicht sogar die ganze Fußball-Welt“, frohlockte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Tag vor dem Halbfinal-Hinspiel an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky) in der spanischen Hauptstadt.

Ganz speziell wird der erhoffte magische Champions-League-Abend für Münchens Coach Pep Guardiola. Der Startrainer mit so viel Barca-Blut in den Adern will seine glänzende Bilanz gegen die „Königlichen“ ausbauen; Siege gegen den langjährigen Erzrivalen haben besondere Strahlkraft. „Das ist in der Tat sicherlich ein besonderes Spiel für ihn, als Spanier, als Katalane, er kennt Real auch sehr gut“, verriet Rummenigge. Der 43-Jährige sei „völlig entspannt“ vor dem Auftritt in der Festung Bernabeu, in der Madrid seit 17 Königsklassen-Heimspielen nicht mehr verloren hat. „Ich freue mich auf ein großes Szenario“, gestand Guardiola, der mit dem Team schnell vom Bus Richtung Sonderflieger eilte; auf zur historischen Titelverteidigung in der Königsklasse!

Mulmig war Rummenigge vor den von Sportvorstand Matthias Sammer prognostizierten „zwei Fußballfesten“ keineswegs zumute. Der Vorstandschef bezog mit einer Mischung aus „Vorfreude“ und „Respekt“ Quartier in der Nobelherberge in Madrid. Ziel sei nicht nur die Offensive mit Ball-Virtuose Ronaldo oder Supersprinter Gareth Bale „zu kontrollieren“, erläuterte Rummenigge, „sondern eben auch dafür zu sorgen, dass die Defensive von Real Madrid unter Druck kommt. Wir haben in fast allen Spielen immer ein Tor erzielt und die Mannschaft ist dazu auch in der Lage“. Doch kann das Team nach glanzlosen Auftritten im Alltag die Bundesliga-Bremse lösen oder ist eine Meister-Starre eingetreten?

Für Arjen Robben, von 2007 bis 2009 in Diensten des spanischen Rekordchamps, ist der FC Bayern nach den Auftritten der vergangenen Liga-Wochen jedenfalls „kein Favorit mehr“. Egal. „Wir müssen auch nicht unbedingt Favorit sein, dafür kann man sich nichts kaufen. Am Ende des Tages ist es wichtig, dass man weiterkommt“, betonte Rummenigge. Mit „Überzeugung“, „Selbstvertrauen“ und „Leidenschaft“, so Robben, soll der Wunsch vom vierten Endspiel der Münchner in fünf Jahren trotzdem Wirklichkeit werden. „Wer im Halbfinale der Champions League steht, hat nur ein Ziel: das Finale zu erreichen! Das wollen wir mit aller Macht“, beschrieb Kapitän Philipp Lahm.

Madrid lässt Einsatz von Ronaldo und Bale offen

Im Endspielort Lissabon musste Rummenigge fünf Tage vor der Reise nach Spanien den Henkelpott abliefern. Am liebsten soll es nur eine kurze Leihgabe sein. „Ich habe in Portugal gedacht, es wäre schön, wenn wir ihn wieder mitnehmen können. Aber dazu müssen wir erstmal die zwei Spiele gut überstehen“, warnte Rummenigge eine Woche vor dem Rückspiel am kommenden Dienstag in der Münchner Arena.

Vor dem Hinspiel ließen die Madrilenen erst einmal die Einsätze der angeschlagenen Ronaldo und Bale offen. Ob Bluff hin oder her - der FCB will sich davon 31 Tage vor Finale nicht ablenken lassen.

Warnung soll ausgerechnet das Aus des deutschen Erzrivalen sein. Beim 0:3 in Spanien und 0:2 zu Hause waren Jürgen Klopp und seine BVB-Jungs nur knapp im Viertelfinale an den Königlichen gescheitert war. „Wir müssen es besser machen als Borussia Dortmund, denen ist es nicht gelungen ein Tor in Madrid zu erzielen“, forderte Rummenigge. Nach hinten sind Disziplin und Konzentration gefordert. „Wenn du eine Schwächephase hast oder zehn Minuten nicht da bist, dann kassierst du drei Tore. Dann kann es schon vorbei sein“, mahnte Robben.

Vor zwei Jahren, als die Münchner im Halbfinale weiterkamen, sah das zwischenzeitlich so aus: Nach 14 Minuten stand es 0:2, dann berappelten sich die bayerischen Gäste und schafften es dank eines Robben-Tores ins Elfmeterschießen. Dort avancierte Neuer zum Helden. Der zuletzt angeschlagene Torhüter ist nach einer kurzen Pause wegen einer Wadenblessur einsatzbereit. „Klar bin ich fit“, erklärte ein gelassener Neuer, der am Flughafen im eleganten Anzug-Look für Fotos posierte, plauderte und Autogramme schrieb.

Mit lässig, wie es phasenphaseweise zuletzt in der Bundesliga wirkte, ist es am Mittwochabend vorbei. Unter der Leitung von Schiedsrichter Howard Webb, der schon das mit 0:2 gegen Inter Mailand verlorene Finale der Münchner in Bernabeu-Stadion vor vier Jahren geleitet hatte, soll ein „brauchbares Ergebnis“ (Rummenigge) erzielt werden. Guardiola gelang das in seiner persönlichen Bilanz gegen Real schon oft: Als Trainer von Barcelona gelangen ihm neun Siege bei vier Remis und zwei Niederlagen. Die Ausbeute von Carlo Ancelotti verheißt für den FCB aber wiederum nichts Gutes: Der Italiener gewann vier Spiele, zweimal gab es ein Unentschieden.