Achtelfinale: Vor dem Nigeria-Duell sind Gedanken an ein Viertelfinalspiel mit Deutschland tabu.

Der neue Übermut stört Disziplinfanatiker Didier Deschamps gewaltig. Frankreich Trainer sah sich sogar genötigt, vor dem heutigen Achtelfinale gegen Nigeria (18 Uhr/ZDF) Verteidiger Bacary Sagna zurückzupfeifen.

Der hatte großspurig erklärt: "Das Verpassen des Titels wäre ein Scheitern". Noch sei nichts gewonnen, warnte Deschamps. Auch Worte wie "Spaziergang" oder "Pflichtaufgabe" will er nicht hören.

Dafür ist der Afrikameister nach dem beigelegten Prämienstreit zu unberechenbar. Nigeria ist erstmals seit 1998 wieder in der K.o.-Phase dabei. "Es ist gut, ambitioniert zu sein. Deshalb sind wir auch hier, aber aus Selbstvertrauen sollte keine Arroganz werden, denn sonst bekommt man Probleme", warnte auch Mittelfelddirigent Yohan Cabayé, der nach seiner Gelb-Sperre ins Team zurückkehrt.

Nur kein überbordender Optimismus, der die eigene Konzentration schwächt und den Gegner auch noch aufbaut. "Ein falscher Schritt und man fährt nach Hause. Das ist schon Druck genug", betonte Cabayé weiter.

"Wenn man dann noch sagt, wir müssen die WM gewinnen, erhöht man den eigenen Druck nur noch unnötig." Wie schnell Nachlässigkeiten bestraft werden, zeigten die beiden Gegentore bei der 5:2-Gala in der Vorrunde gegen die Schweiz. Gegen diesen Schlendrian kämpft Deschamps seit seinem Amtsantritt nach der EM 2010 an.

Auch ein Blick voraus auf ein mögliches Viertelfinale gegen den großen Rivalen Deutschland ist untersagt. Sonst kann Deschamps ungemütlich werden. Bei Mathieu Valbuena muss er sich diesbezüglich kaum Sorgen machen. Der eher zurückhaltende Spielmacher von Olympique Marseille soll gegen Nigeria wieder in die Anfangsformation rücken. Valbuenas Kreativität und Zug zum Tor wurden beim 0:0 zum Vorrunden-Abschluss gegen Ecuador schmerzlich vermisst.

Deschamps hat auf jeden Fall bis auf den angeschlagenen Vizekapitän Mamadou Sakho alle Akteure um Topstürmer Karim Benzema, Jungstar Paul Pogba, "Motor" Blaise Matuidi und Valbuena an Bord. Für Sakho ist Laurent Koscielny vom FC Arsenal als Ersatz vorgesehen – und diese Personalie schien im französischen Quartiermehr Bedenken auszulösen als die "Super Eagles" mit ihrem schnellen Sturm und Klassetorwart Vincent Enyeama.

Die Kicker Nigerias scheinen sich wieder rechtzeitig auf Fußball zu konzentrieren. Mit der Ankunft in Brasília wurde ein Prämienstreit beigelegt, der sogar zu einem Trainingsstreik geführt hatte. Vor dem Flug hatte das Team eine Übungseinheit in Campinas boykottiert. Stattdessen gab es Diskussionen und Telefonate mit Nigerias Präsident Goodluck Jonathan, der die Prämienzahlung von 3,805 Millionen Dollar höchstpersönlich genehmigt haben soll.

Der Poker um das Geld soll auf jeden Fall keinen Einfluss haben, versprach Kapitän Joseph Yobo. "Auf dem Platz kann man an nichts anderes denken", versicherte der Abwehrspieler. Nigerias Trainer Stephen Keshi Glauben behauptete sogar, es gebe das Problem überhaupt nicht: "Es gibt hier kein Geld-Thema", versicherte der Coach. "Alles, woran wir denken, ist, dass wir am Montag gewinnen müssen."