Deutsche Elf: Thomas Müller entscheidet Partie gegen die USA. 90 Minuten Kampf gegen die "Klinsmänner".

Für 90 hart umkämpfte Minuten ruhte ihre Freundschaft, dann waren sie wieder ein Herz und eine Seele. Nach dem gemeinsamen Einzug ins Achtelfinale eilte Jürgen Klinsmann zur deutschen Bank und umarmte seinen früheren Weggefährten Joachim Löw.

Im Dauerregen von Recife hatte der neue WM-Bomber Thomas Müller Bundestrainer Löw und die deutsche Mannschaft mit seinem vierten Turniertor in der 55. Minute zum 1:0 (0:0) gegen die USA und damit zum Gruppensieg geschossen.

Aber auch der ehemalige DFB-Chefcoach Klinsmann konnte nach dem intensiven Kampf vor 41 876 Zuschauern in der Arena Pernambuco jubeln, denn die Amerikaner zogen als Gruppenzweiter ebenfalls in die K.o.-Runde ein. Für die DFB-Auswahl geht es schon am Montag in Porto Alegre gegen den Zweiten der Gruppe H weiter. "Wir haben das Spiel beherrscht", sagte Löw, der die packenden 90 Minuten im klitschnassen Hemd am Spielfeldrand verfolgt hatte. Bangen musste er nur einmal in der Nachspielzeit, als Kapitän Philipp Lahm mit energischem Einsatz den Ausgleich der US-Boys verhinderte. "Gruppensieger wären wir auch so geworden, aber ich bin Abwehrspieler", sagte Lahm zu der Rettungstat.

Auch Löws Amtsvorgänger Klinsmann war hoch zufrieden, auch wenn er gern mindestens ein Unentschieden erreicht hätte. "Insgesamt haben wir über ein 90 Minuten ein sehr ordentliches Spiel gemacht. Wir haben zwar nur 1:0 gewonnen, aber auch das nehmen wir gerne mit", sagte Matchwinner Müller, der sich in vorderster Linie immer wieder ins Getümmel warf und mit einem spektakulären Schlenzer von der Strafraumgrenze sein insgesamt neuntes Tor bei einer WM-Endrunde erzielte. Abwehrchef Per Mertesacker zog entspannt Bilanz: "Es waren drei komplett unterschiedliche Gegner. Jedes Spiel hatte seinen eigenen Charakter. Daraus ziehen wir sehr viel Mut."

Nach dem kräftezehrenden Schlagabtausch gegen Ghana mit etlichen Aussetzern in der Defensive kehrte zum Vorrundenabschluss die Sicherheit ins deutsche Spiel zurück. Beim 50. Pflichtspielsieg unter Löw war das vor allem ein Verdienst von Bastian Schweinsteiger, der für den zuletzt etwas matt wirkenden Sami Khedira zum Zuge kam und sofort wieder die Rolle des Chefs im Mittelfeld ausfüllte. Zusammen mit Philipp Lahm und Toni Kroos vertraute Löw damit erstmals im Turnier auf ein Bayern-Trio im zentralen Mittelfeld.Müller unterstrich als Torschütze und Dauerläufer einmal mehr seine überragende Bedeutung für das deutsche Spiel.

Der Einsatz von WM-Rekordtorschütze Miroslav Klose nach der Pause machte sich schon deshalb bezahlt, weil das deutsche Spiel nun flexibler wurde. Nicht so belebend wirkte sich der Einsatz von Lukas Podolski aus, der erstmals seit dem 3:4 gegen die USA im Juni 2013 in Washington wieder in der Startelf stand. Nach 45 Minuten korrigierte der Bundestrainer und brachte Klose für den Ex-Kölner, der keine Bindung zum Spiel fand. Auch von Mesut Özil auf der rechten Seite kamen nur wenige Impulse.

Trotz der stundenlangen sintflutartigen Regenfälle, die den Verkehr in der Innenstadt von Recife praktisch zum Erliegen brachten, präsentierte sich der Rasen in erstaunlich guter Verfassung. Temperaturen um 27 Grad und extrem hohe Luftfeuchtigkeit sorgten zum Vorrundenfinale allerdings für ein Waschküchen-Klima.

Die Löw-Elf stellte sich schnell auf die schwierigen Bedingungen ein und kontrollierte die Begegnung gegen sehr tief stehende Amerikaner fast nach Belieben. Nach gerade einmal 90 Sekunden misslang Müller nach Jérôme Boatengs Flanke der Versuch einer Direktabnahme. Der Bayern-Angreifer kam auch in der achten Minute nicht zum Abschluss, als er knapp an Podolskis Hereingabe vorbeirutschte.

Wenig später behinderten sich Mertesacker und Benedikt Höwedes in bester Schussposition gegenseitig und vermasselten die bis dahin beste deutsche Gelegenheit.

Klinsmanns US-Boys zogen sich weit zurück und lauerten auf überfallartige Konter, die meist vom früheren Schalker Jermaine Jones inszeniert wurden. Nach 22 Minuten gab Graham Zusi den ersten Warnschuss auf das deutsche Tor ab, zog den Ball jedoch aus etwa 18 Metern Entfernung knapp über das Gehäuse von Manuel Neuer.

Auf der Gegenseite fehlte den deutschen Angriffen im letzten Drittel die nötige Präzision und Entschlossenheit. In der 35. Minute vereitelte Howard die nächste gute Möglichkeit durch Özil.

Zehn Minuten nach Beginn der zweiten Spielhälfte brach Müller endlich den Bann. Der 24-Jährige traf im Nachsetzen mit einem präzisen 16-Meter-Schuss in die lange Ecke, nachdem US-Keeper Tim Howard zuvor einen Mertesacker-Kopfball glänzend pariert hatte. Nach dem Führungstor zog sich das deutsche Team etwas weiter zurück, doch Klinsmanns Amerikaner fanden kein probates Mittel, die deutsche Elf richtig unter Druck zu setzen. Erst in der Nachspielzeit wurde es noch einmal richtig brenzlig, doch Lahm war zur Stelle.